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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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hatte.«
    Veronica Nansen nickt und nimmt einen letzten Zug, ehe sie die Zigarette im Aschenbecher ausdrückt.
    »Warum hatte Tore sich mit Jocke verabredet?«
    »Ich weiß nicht, inwieweit Sie über Vidar Fjell und diese Dinge Bescheid wissen …«
    »Ich habe gelesen, dass der Mord an Jocke als Rache für den Mord an Fjell angesehen wurde.«
    Victoria nickt wieder. »Vidar hat sich viele Jahre in der Drogenhilfe engagiert und Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen in seinem Klub trainieren lassen.«
    »Reden Sie von Kraft & Respekt ?«
    »Ja. Mein Gott, was für ein Name«, sagt sie und verdreht die Augen. »Aber egal. Vidar hat sogar Zuschüsse von der Stadt bekommen, damit er sich um diese Jugendlichen kümmert.«
    »Ist das das sogenannte Großstadtprojekt?«
    »Ein Teil davon zumindest. Und Vidar hat ihnen beigebracht, was und wie sie trainieren sollen. Er wollte ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit geben. Ein paar Jugendliche haben sogar einen Job bei ihm bekommen. Vidar war ein prima Kerl.« Veronica Nansen steckt sich die nächste Zigarette an. »Und er fuhr einen harten Kurs, was Dope, Steroide und solche Sachen betraf. Wer damit im Klub erwischt wurde, war draußen. Aber das war Jocke Brolenius komplett egal. Er hat sogar versucht, einen der Jungs zu rekrutieren, den Vidar in einigermaßen normales Fahrwasser gebracht hatte.« Veronica Nansen legt die Lippen um den Filter und saugt gierig daran. »Mit Rücksicht auf Brolenius’ Stellung hat Vidar ihn anfangs nur freundlich abgemahnt. Aber als er nicht hören wollte, flog er.«
    »Und das hat Jocke nicht geschmeckt?«
    »Nein.«
    Henning erinnert sich, dass Fjell in seinem Büro überfallen wurde. Er starb an Hirnblutungen in Folge der Schläge, die ihm zugefügt worden waren. Dass er Bluter war und erst am nächsten Tag von einem der Angestellten gefunden wurde, hat seine Überlebenschancen nicht gerade erhöht.
    »Wieso hat die Polizei Jocke nicht festgenommen?«
    »Er wurde verhört, leugnete aber standhaft, irgendetwas mit dem Mord zu tun zu haben.«
    »Und es gab keine Beweise dafür, dass er es war?«
    »Nein«, antwortet Veronica Nansen, legt ein Bein über das andere und lehnt sich zurück. »Aber alle wussten, dass er es war. Dass die Polizei nicht in der Lage war, ihren Job zu erledigen, trug nicht unbedingt zur Abkühlung der Gemüter bei Kraft & Respekt bei. Dann sprach Tore ein Machtwort. Er kannte Jocke und seine Freunde und wollte ein Blutbad verhindern. Darum hat er Brolenius zu einem Treffen bestellt. Um mit ihm gemeinsam eine Lösung für den Konflikt zu finden.«
    Henning versucht, sich die Situation vorzustellen. »Wie wollte er das anstellen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe versucht, es ihm auszureden, weil ich die Idee nicht für gut hielt.«
    »Wussten viele von dem geplanten Treffen?«
    »Ja, eine Reihe von Leuten, denke ich. Es wurde ständig darüber gesprochen. Am Ende gelang es Tore, die anderen davon zu überzeugen, dass nichts Gutes dabei herauskommen würde, Brolenius aus dem Weg zu räumen. Er bat sie, ihm zu vertrauen.«
    Henning mustert sie nachdenklich. »Was ist Ihrer Meinung nach passiert?«
    »Ich glaube, dass irgendjemand vor Tore zum vereinbarten Treffpunkt gefahren ist, Brolenius umgebracht hat und abgehauen ist, bevor Tore dort ankam.«
    » Riskant.«
    »Mag sein. Aber erfolgreich.«
    Henning dreht den Kopf zur Seite, sieht in den Raum. Es entsteht eine lange Pause.
    »Am Telefon sagten Sie, wenn ich wüsste, was Sie wissen, hätte ich Tore einen Dienst erwiesen, seinen Auftrag nicht anzunehmen. Was haben Sie damit gemeint?«
    Es vergeht ein Moment, ehe sie antwortet.
    »Es gibt eine Reihe von Leuten, denen es nur recht ist, dass Tore im Gefängnis sitzt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Henning versucht sich an einem Lächeln, aber Veronica Nansens Abwehrhaltung ist unerschütterbar.
    »Angefangen mit der Polizei«, sagt sie und bläst Zigarettenrauch in den Raum. »Die haben doch schon lange darauf gewartet, Tore was anzuhängen. Und als sich die Gelegenheit bot, haben sie mit beiden Händen zugegriffen.«
    »Gab es einen Grund dafür, dass sie Tore etwas anhängen wollten?«
    Veronica schnippt Asche von der Zigarette. »Es behauptet ja niemand, dass Tore ein Vorzeigeknabe war, jedenfalls nicht, bis er die Geldeintreiberei an den Nagel gehängt hat. Aber er hat Jocke nicht umgebracht! Er wollte verhindern , dass Jocke umgebracht wird! Der Polizei hat es aber perfekt in den Kram gepasst, dass alle Beweise

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