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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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in Tores Richtung zeigten. So brauchten sie nicht mehr anderweitig zu ermitteln.«
    »Sie haben es also bewusst unterlassen, wichtigen Spuren nachzugehen? Wollen Sie das sagen?«
    Veronica Nansen zieht ein letztes Mal an der Zigarette und drückt sie dann aus. »Das gesamte Polizeipräsidium wimmelt von inkompetenten und doppelmoralischen Heuchlern.« Mit verbittertem Blick durchmisst sie den Raum, geht aber nicht weiter auf ihre Behauptung ein.
    Henning ist unsicher, ob es Sinn hat, ausführlicher mit ihr darüber zu diskutieren. »Wer sonst könnte Jocke getötet haben, wenn Tore es nicht war?«
    »Einer der Idioten, mit denen er sich umgeben hat.«
    »Dabei denken Sie an seine Freunde bei Kraft & Respekt ?«
    Sie nickt und wendet den Blick ab. »Tores angebliche Freunde«, sagt sie bitter, und mit funkelnden Augen fährt sie fort: »Wie viele von denen, glauben Sie, haben Tore im Gefängnis besucht?«
    Henning sieht sie fragend an.
    »Ein einziger«, sagt sie und streckt einen Finger in die Luft. »Nur einer.«
    »Und der wäre?«
    »Geir. Geir Grønningen. Er ist einer der Zuverlässigeren. Aber deswegen trotzdem ein Idiot. Deshalb habe ich auch so skeptisch auf Ihren Anruf reagiert.«
    »Inwiefern?«
    »Seit Tore festgenommen wurde, hat Geir versucht, ihm zu helfen. Aber einen Scheißdreck hat er rausgefunden. Und plötzlich tauchen Sie auf und wollen …« Sie bricht mitten im Satz ab. »Entschuldigung, ich wollte nicht …«
    »Wie auch immer«, sagt Henning. »Aber wer ist Grønningen? Was macht er?«
    »Er arbeitet wohl noch immer als Geldeintreiber, glaube ich, aber ich habe keinen Kontakt mehr zu ihm. Dann jobbt er auch noch in einem Striplokal in Majorstua, Åsgard heißt der Laden.«
    »Wer betreibt jetzt das Kraft & Respekt ?«
    »Ein Typ namens Kent Harry Hansen.«
    »Ist der sauber?«
    »Na ja«, antwortet sie nach einer kurzen Pause. »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Es ist nicht mehr viel übrig von Vidars Klub, so viel ist sicher.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Veronica mustert ihn, ehe sie weiterspricht. »Kent Harry nimmt es nicht so genau mit Drogen und Steroiden. Wenn einige Leute Muskelkraft brauchen, rufen sie bei ihm an. Und davon gibt es mehr als genug in dem Klub.«
    Henning nickt wieder. »Können Sie mir noch mehr Namen nennen?«
    »Tja, da wäre noch Petter Holte, Tores Vetter. Er arbeitet als Türsteher im Åsgard und ist darüber hinaus so etwas wie ein Möchtegern-Geldeintreiber. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Kent Harry ihn einsetzen würde. Tore hat das jedenfalls nie gemacht, obwohl Petter ihm ständig in den Ohren lag.« Veronica sieht Henning tief in die Augen, als sie das sagt. »Als Tore noch in diesem Bereich tätig war, bekam er eine Weile so viele Aufträge, dass er outsourcen musste. Er hat Geir damals eine Reihe Jobs vermittelt, das weiß ich, aber Petter nie. Petter ist zu aufbrausend.«
    Henning, der für ein paar Minuten seinen Kaffee vergessen hat, führt die Tasse an die Lippen.
    »Da gibt es einen Haufen Idioten«, erklärt Veronica weiter. »Zumindest damals gab es die. Ich habe nichts mehr mit denen zu tun.«
    Henning nickt und schaut aus dem Fenster. Auf der Straße gleitet die Straßenbahn vorbei. »Gehen wir also davon aus, dass Tore unschuldig ist«, sagt Henning. »Das hieße, jemand anderer hat Jocke Brolenius umgebracht, ein Hardcore-Krimineller, ein harter Brocken, der es obendrein so aussehen lassen konnte, als wäre Tore der Täter?«
    Veronica antwortet nicht, sieht ihn nur an.
    »Das verlangt ein gewisses Maß an Grips«, sagt Henning und tippt sich an die Stirn. »Und nicht zuletzt einen kühlen Kopf. Glauben Sie, dass die Beschreibung auf einen der von Ihnen Genannten zutrifft?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt sie leise.
    »Eben haben Sie sie noch als Idioten bezeichnet.«
    »Ja«, sagt sie. »Weil ich sie für all das, wofür sie stehen, hasse. Für das, was sie sind.«
    »Sie scheren alle über einen Kamm«, sagt er. »Das ist verständlich.«
    Sie seufzt und zündet sich eine neue Zigarette an. »Das ist so frustrierend!«, sagt sie. »Ich weiß, dass Tore unschuldig ist, aber das nützt mir rein gar nichts!« Sie hält das Feuerzeug umklammert.
    »Und Sie haben keine Vermutung, wer hinter all dem stecken könnte? Gibt es niemanden, dem besonders daran gelegen war, Tore das Leben sauer zu machen oder den Mord an Fjell zu rächen?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    Es folgt eine lange Pause.
    »Also, was denken Sie?«, fragt

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