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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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»Das weiß ich nicht.«
    »Kommen Sie, natürlich wissen Sie es. Ich sehe es Ihnen doch an.«
    »Nein.«
    Henning mustert Pulli. »Woher wussten Sie, wo ich wohne?«
    »Hm?«
    »Sie saßen in einem Wagen vor meinem Haus, also wussten Sie, wo ich wohne. Woher?«
    »Ein paar Tage später hat etwas über Sie in der Zeitung gestanden. Da habe ich eins und eins zusammengezählt.«
    »Aha«, sagt Henning zögernd. »Und dieser Typ, woher kannten Sie den?«
    »Es reicht.«
    »Nein.«
    »Mehr sage ich nicht.«
    »Wie ist er reingekommen?«
    »Hm?«
    »In den Innenhof? Ist er eingebrochen? Hatte er einen Schlüssel, oder hat er bei jemandem geklingelt?«
    »Von da, wo ich gesessen habe, war das nicht so ohne Weiteres zu sehen. Er ist auf alle Fälle reingekommen. Und das ist alles, was Sie heute von mir erfahren.«
    »Hatte er etwas dabei?«
    Pulli seufzt erneut. »Eine Tasche.«
    »Schwarz? Blau? Weiß?«
    »Das konnte ich nicht erkennen. Es war dunkel. Und jetzt sage ich nichts mehr.«
    Henning schnaubt. »Was Sie mir da erzählt haben, können Sie sich auch ausgedacht haben.«
    »Wollen Sie damit sagen, ich lüge?«
    »Nicht unbedingt, aber das ist ja gerade das Problem. Ich kann nicht überprüfen, was Sie mir erzählen. Ein Mann geht in meinen Innenhof, und es war dunkel?«
    »Das stimmt.«
    »Sagen Sie.«
    »Sehen Sie mich an«, sagt Pulli und beugt sich aggressiv vor. »Sehe ich aus wie einer, der lügt?«
    Henning denkt an sein Gespräch mit Irene Otnes, während er tut, was von ihm verlangt wird. Er fokussiert Pullis Augen, starrt tief in dessen Pupillen und merkt, wie sein Atem schneller wird. »Ich weiß es nicht«, sagt er schließlich.
    »Na gut«, sagt Pulli enttäuscht und lehnt sich zurück. »Überlegen Sie sich, wie viel Ihnen die Infos über Ihren Sohn wert sind. Ich garantiere Ihnen, dass Sie an dem interessiert sein werden, was ich weiß. Wenn Ihnen das nicht reicht, hauen Sie ab.«
    Pulli schaut zur Seite.
    Er ist wütend, denkt Henning. Sonst müsste er schon ein verdammt guter Schauspieler sein. Henning mustert Pulli eine Weile, ehe er nickt. »Okay«, sagt er schließlich, »plaudern wir ein wenig.«
    28
    Gut, dass bald Mittagspause ist, denkt Thorleif Brenden und reibt sich den Bauch, der immer mehr Laute von sich gibt. Hoffentlich brütet er nichts aus.
    Von seinem PC ertönt ein Signal. Eine E-Mail. Thorleif beugt sich zum Bildschirm vor, schließt das aktuelle Fenster und ruft das Mailprogramm auf. Absender unbekannt, aber die Betreffzeile veranlasst ihn, die E-Mail zu öffnen.
    » Elisabeth – Umfrage «
    Es gibt einen Anhang, ein Foto. Er lädt es herunter. Elisabeth wird sichtbar, im Gespräch mit einer Person, die im Profil zu sehen ist. Sie hält die Hand vor sich, wie oft, wenn sie etwas erzählt oder erklärt. An der unteren Ecke des Fotos ist ein Datumsstempel.
    Das Foto ist am Vortag gemacht worden. Elisabeths Interviewbeitrag, denkt Thorleif. Der Mann, mit dem sie redet, trägt eine schwarze Lederjacke und eine schwarze Hose. Er ist groß, mindestens zwei Köpfe größer als Elisabeth, und hat einen Pferdeschwanz. Aber weshalb haben sie ihm das Foto geschickt?
    Bevor Thorleif nach dem Telefonhörer greift, um Elisabeth anzurufen und sie zu fragen, ob sie das Bild auch bekommen hat, sieht er sich den Absender noch einmal an. [email protected] . Er hält inne. Murder? Wie Mord ? Was …
    Thorleif lehnt sich zurück und versucht, sich zu erinnern, was Elisabeth über das Interview gesagt hat und wie genau die Fragen gelautet haben. Kriminalität und Zuwanderung. Oder organisierte Kriminalität? Elisabeth ist sich nicht ganz sicher gewesen. Auch den genauen Wortlaut der Fragen wusste sie nicht mehr, in einer Sache hatte sie aber ganz konkret geklungen: »Sind Sie oder Ihre Familie jemals bedroht worden? Wie weit würden Sie gehen, um Ihre Familie zu beschützen?«
    Erlaubt sich da jemand einen schlechten Scherz mit ihnen?
    »Kommst du mit essen, Toffe?«
    Hinter ihm geht jemand vorbei, Thorleif registriert nicht, wer. Er starrt auf das Foto.
    »Toffe?«
    »Ich komme nach«, antwortet er abwesend. Ein kalter Hauch streift ihn, und er betrachtet den Mann mit dem Pferdeschwanz. Hatte der Typ in dem BMW nicht auch einen Pferdeschwanz? Sehen sie sich nicht ein bisschen ähnlich? Er sieht sich die E-Mail noch einmal an und entdeckt, dass sie mit einer Lesebestätigung versehen ist.
    Im nächsten Augenblick klingelt sein Arbeitstelefon.
    Thorleifs Blick springt zu dem Apparat. Auf dem Display

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