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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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Art Allee auf einen Springbrunnen zu bilden. Da muss es sein, denkt Henning und fühlt sich von dem Nebel eingeschlossen.
    Am Springbrunnen bleibt Henning stehen und sieht sich um. Der Weg gabelt sich. Er versucht, sich an Details von dem Foto zu erinnern, aber es gelingt ihm nicht. Er geht um die Fontäne herum und sieht sich die Grabsteine an. Namen, Namen, Namen. Etwas weiter entfernt ist eine grüne Plane über ein frisch ausgehobenes Grab gespannt. Der Erdhaufen daneben ist ebenfalls zugedeckt. Als Henning einmal um die Fontäne herum ist, bleibt er stehen. Unter einem Baum, gut verborgen hinter Büschen, sieht er Vidar Fjells Namen auf einem grauen Grabstein. Henning geht hinüber und studiert einen stillen Augenblick lang die Buchstaben und Zahlen, die das vergangene Leben umfassen. Der Regen wird stärker.
    Ein umgeworfener Grabstein erweckt Aufsehen, denkt Henning. Alle sind davon ausgegangen, dass die Grabschändung eine Racheaktion von jemandem war, der Brolenius nahestand. An eine andere Ursache hat niemand gedacht, ebenso wenig hat jemand einen Gedanken an die aufgewühlte Erde verschwendet, die dort lag, oder sich gefragt, ob sie etwas anderes als einen Sarg bergen könnte. Und ganz sicher ist niemand auf den Gedanken gekommen, dass das Mädchen, dem Vidar Fjell zurück ins Leben geholfen hat, seinem Grab so etwas antun könnte.
    Das perfekte Versteck für eine Tatwaffe.
    Henning lehnt seine Schultertasche an Fjells Grabstein und blickt sich um. Es ist niemand zu sehen, bei diesem Mistwetter geht ja auch kein vernünftiger Mensch vor die Tür. Er betrachtet die Erde vor dem Grab genauer und betastet das Gras. Feucht und fest. Alles andere hätte ihn auch gewundert, schließlich liegt die Grabschändung fast zwei Jahre zurück. Er steht auf, schaut sich noch einmal um, hört aber nur das Rauschen der Autoreifen vor der Mauer und das Prasseln der Regentropfen auf den Platten und im Wasser des Brunnenbeckens.
    Willst du das wirklich tun?, fragt er sich. Solltest du nicht lieber warten, bis du jemanden von der absoluten Notwendigkeit dieser Maßnahme überzeugt hast? Er versucht noch einmal, das Telefon zum Leben zu erwecken, aber ohne Erfolg.
    Schließlich nimmt er den Pflanzspaten aus der Umhängetasche. Ein paar Sekunden lang hockt er da, den Spaten in der Hand. Das fühlt sich nicht nur an wie ein grober Gesetzesverstoß, das ist einer. Aber er muss herausfinden, ob er recht hat.
    Mach es ordentlich, ermahnt er sich, mit Respekt.
    Vorsichtig drückt er die Spatenspitze in den weichen Rasen. Sie versinkt widerstandslos. Er wiederholt den Vorgang, bis er vor dem Grab ein Viereck von etwa einem halben Meter ausgestochen hat. Danach hebt er zwei Rasenflicken an und legt sie ordentlich und bedächtig beiseite. Jetzt gräbt er in die Tiefe. Sein Magen beginnt rebellisch zu grummeln, je tiefer er kommt. Er hat nie an einen Gott geglaubt, hat nie verstanden, wie Menschen ihr Leben auf das Fundament einer Vorstellung bauen können, für die es keine Verankerung im realen Leben gibt. Aber hier geht es um das Stören der letzten Ruhe eines Menschen. Der Gedanke mag abwegig sein, aber niemand kann die Tatsache leugnen, dass er ein Leben und einen Glauben kränkt. Henning versucht, sich selbst einzureden, dass der Zweck die Mittel heiligt.
    In regelmäßigen Abständen hält er inne und schaut sich um, aber der Nebel ist noch dichter geworden, sodass er kaum etwas sieht. Er wischt sich mit dem Ärmel den Regen aus dem Gesicht, aber auch das hilft nicht. Dann gräbt er weiter, drückt den Spaten so tief in die Erde, wie er kann, und erwartet, jeden Augenblick auf etwas anderes zu stoßen als Steinchen und Erde, aber das passiert nicht.
    Nach einer Viertelstunde streckt er sich und blickt auf das Viereck hinunter, das er vor Vidar Fjells Grabstein ausgehoben hat. Der Sarg liegt vielleicht noch einen halben Meter tiefer, denkt er und kniet sich wieder hin. Er ist schon seit Langem durchnässt, aber jetzt kommt es ihm so vor, als dränge die Feuchtigkeit bis unter seine Haut. Er schnauft.
    Habe ich mich geirrt?, fragt er sich, als er wieder zu graben anfängt, hitziger als vorher.
    Da trifft der Spaten auf etwas anderes als Erde.
    Henning stößt ihn ein Stück neben dem letzen Einstich in die Erde und ruckelt ihn mit kleinen, vorsichtigen Bewegungen hin und her. Da ist was, entweder ein größerer Stein oder etwas anderes. Er schaufelt mehr Erde weg und entdeckt es.
    Es ist das Heft einer Axt.
    Eifrig schaufelt er mit

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