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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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nimmt mit seiner rotbraunen Holzkonstruktion und den sich seitlich anschließenden Appartements sehr viel Platz ein. Neben den Schienen verläuft der Riksvei 7 in Richtung Haugastøl und Bergen. Auf der anderen Seite liegt ein kleiner See. Fische schnappen in dem in der Nachmittagssonne glitzernden Wasser nach Fliegen.
    Thorleif setzt sich in Bewegung. Es ist warm. Der Gedanke, dass es zu spät ist, Elisabeth bei der Arbeit anzurufen, quält ihn. Sie ist jetzt garantiert zu Hause und bereitet das Essen für die hungrigen Wolfskinder vor. Bestimmt ärgert sie sich, dass er nicht zu Hause und auch telefonisch nicht erreichbar ist.
    Normalerweise hat sie donnerstagabends Sport, aber jetzt muss sie zu Hause bleiben. Sonst hätte er vielleicht versuchen können, sie im Studio anzurufen. Aber nach dem, was passiert ist, ist sie sicher ohnehin nicht in der Stimmung, Sport zu machen, selbst wenn sie noch einen Babysitter auftreiben könnte. Gibt es denn wirklich niemanden, den er anrufen kann? Niemanden, den er dazu bewegen kann, kurz zu ihr zu gehen oder sie an einen neutralen Ort zu lotsen?
    Wenn er mit ihrer Schwester oder ihren Eltern telefonierte, könnte er gleich die ganze Welt alarmieren. Und wäre er selbst auf der Suche nach einer bestimmten Person und verfügte dabei über unbegrenzte Mittel, würde er natürlich auch erst die engsten Verwandten oder Freunde auf mögliche Kontakte überprüfen. Vielleicht sollte er es bei einer der Fußballmütter versuchen? Aber Thorleif kennt keine Namen und ihre Telefonnummern erst recht nicht. Außerdem wäre es dumm, noch mehr Unschuldige in diese Sache hineinzuziehen. Du musst dich gedulden, bis Elisabeth wieder bei der Arbeit ist, was bedeutet, dass sie einen unerträglichen Abend und eine schreckliche Nacht haben wird.
    Während der Zug weiter in Richtung Bergen fährt, folgt Thorleif einem Mann und einer Frau, die wie er an diesem Donnerstagnachmittag in Ustaoset den Zug verlassen haben. Sie gehen jeder für sich. Thorleif achtet darauf, hinter ihnen zu bleiben, wobei er versucht, so heimisch wie nur möglich zu wirken. Als wäre es das Natürlichste der Welt, dass er hier aus dem Zug gestiegen ist.
    Er verlässt den Bahnsteig, überquert den Riksvei 7 und geht weiter in Richtung Tankstelle. Ustaosets einziger Lebensmittelladen macht mit englischen und deutschen Plakaten auf sich aufmerksam. Thorleif versucht, sich an den Weg zu Einars Hütte zu erinnern, aber er weiß nur noch, dass sie an dem Laden, der Tankstelle und dem Kiosk vorbeigegangen und dann irgendwann nach rechts abgebogen sind. So macht er es jetzt auch. Aber im hellen Nachmittagslicht und mit den warmen Spätsommerfarben sieht alles ganz anders aus als damals in der Winterdunkelheit mit Einar. Er geht an einem großen braunen Haus mit fünf Garagen und einem roten Dachfirst vorbei. Ansonsten sieht er nur Hütten. Überall. Und einen riesigen Parkplatz mit lauter blauen Zetteln, die etwa in Autobreite an kurzen Pfosten nebeneinanderhängen.
    Thorleif folgt einem Schotterweg bis an eine Weggabelung. Auf dem Schild, das nach rechts zeigt, steht Prestholt, auf dem anderen Nystølvegen. Daneben sind weitere Schilder übereinander angebracht worden, die irgendwelche Langlaufloipen anzeigen: Embretstølen, Geilo via Prestholt oder Prestholt via Eimeheii. Nein, denkt Thorleif, da klingelt nichts.
    Er geht geradeaus weiter, und auf dem holperigen Weg kommt ihm ein Auto entgegen. Thorleif zieht die Mütze tief in die Stirn und blickt zu Boden, dann tritt er einen Schritt zur Seite, um den Wagen passieren zu lassen, ehe er weiter auf ein Gebäude zugeht, auf dem »Presttun« steht.
    Presttun, denkt Thorleif und glaubt, sich zu erinnern.
    Zuversichtlich folgt er weiter den roten Markierungsstangen, die in den Wegrand gerammt worden sind, damit man sie auch noch bei großen Neuschneemengen findet. Er erinnert sich, mit welcher Mühe sie sich damals die Steigung emporgekämpft haben. Aus einem Neubau in der Nähe hört er rhythmisches Klopfen, sieht aber niemanden.
    Hundert Meter weiter bleibt er stehen und blickt rechts von sich den Hang nach oben. Hütten über Hütten stehen dort, dazwischen vereinzelte kleinwüchsige Birken. Kommt ihm die schwarze Hütte etwas weiter oben nicht irgendwie bekannt vor? Rote Dachbalken und Fensterläden. Daneben ein kleiner Anbau. Die ist es, sagt Thorleif zu sich selbst und beschleunigt seine Schritte.
    Kurz darauf ist er dort. Die Hütte ist nicht groß, aber plötzlich ist die

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