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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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einfach nur da und starrt auf ihren Namen, dann drückt er auf Anrufen und denkt, wie passend es doch ist, dass er heute Abend nicht bei Nora ist.
    56
    Nach ein paar Stunden sinnlosen Fernsehens fängt Hennings Kopf langsam wieder an zu funktionieren. Gegen 23 Uhr startet er FireCracker 2.0 – ein Programm, das Hennings Quelle bei der Polizei vor ein paar Jahren für ihre vertraulichen Chats entwickelt hat –, und er sieht nach, ob 6tiermes7 online ist.
    Er legt die Finger auf die Tastatur.
    > MakkaPakka:
    Weißt du etwas darüber, wie Pulli zu Tode gekommen ist?
    > 6tiermes7:
    Komm schon, was glaubst du?
    > MakkaPakka:
    Dass es dafür zu früh ist. Aber war Blut am Tatort?
    > 6tiermes7:
    Nein.
    > MakkaPakka:
    Irgendetwas anderes Verdächtiges?
    > 6tiermes7:
    Mir ist nichts aufgefallen.
    > MakkaPakka:
    Und beim Verhör?
    > 6tiermes7:
    So weit sind sie noch nicht.
    > MakkaPakka:
    Warum nicht?
    > 6tiermes7:
    TV2 rückt die Bänder nicht raus. Aber einer der TV2-Angestellten ist wie vom Erdboden verschluckt.
    Henning richtet sich etwas auf.
    > MakkaPakka:
    Einer, der da war, als Pulli starb?
    > 6tiermes7:
    Ja.
    > MakkaPakka:
    Wer ist das?
    > 6tiermes7:
    Er heißt Thorleif Brenden, Kameramann.
    > MakkaPakka:
    Hat er eine Akte?
    > 6tiermes7:
    Dann wäre er gar nicht erst ins Gefängnis reingekommen.
    > MakkaPakka:
    Okay, aber habt ihr irgendetwas gegen ihn in der Hand?
    > 6tiermes7:
    Nein, er ist ein vollkommen unbeschriebenes Blatt.
    > MakkaPakka:
    Wie geht ihr jetzt weiter vor?
    > 6tiermes7:
    Vorläufig machen wir gar nichts. Er ist noch nicht lange weg. Aber wenn er bis zum Wochenende nicht wieder auftaucht, werden wir eine Vermisstenmeldung rausgeben, denke ich.
    Interessant, denkt Henning. Sehr interessant.
    > MakkaPakka:
    Was ganz anderes: Weißt du, wo Rasmus Bjelland sich zurzeit aufhält?
    > 6tiermes7:
    Ist das nicht der, der vor Jahren eine neue Identität beantragt hat?
    > MakkaPakka:
    Ja, genau deshalb frage ich.
    > 6tiermes7:
    Keine Ahnung. Willst du noch mal mit ihm reden?
    > MakkaPakka:
    Ich weiß nicht recht. Aber ich frage mich, ob diejenigen, die es damals auf ihn abgesehen hatten, vielleicht dieselben sind, die zu Hause bei mir den Brand gelegt haben. Im Moment würde es mir schon reichen zu wissen, dass er noch am Leben ist.
    > 6tiermes7:
    Das kann eine Weile dauern, wenn ich es überhaupt herausfinde.
    > MakkaPakka:
    Okay, ich versuche, mich in Geduld zu üben.
    > 6tiermes7:
    Stay healthy.
    > MakkaPakka:
    Du auch.
    57
    Trotz des fortgeschrittenen Abends ist es noch angenehm warm. Ørjan Mjønes zündet sich eine Zigarette an und stößt den Rauch durch die Nase aus. Gerade als er einen zweiten Zug nehmen will, klingelt es in der Telefonzelle neben dem Straßenimbiss. Mjønes drückt die Glut zwischen Daumen und Zeigefinger aus der Zigarette und schiebt die Kippe zurück in die Schachtel. Dann geht er in die Zelle und nimmt den Hörer ab.
    »Hallo?«
    »Gratulation.«
    Goofys Stimme ist bar jeder Begeisterung.
    »Danke.«
    »Alle Spuren beseitigt?«
    Mjønes zögert die Antwort hinaus. »Nicht alle, aber …«
    »Was soll das heißen?«
    »Kein Problem. Ich habe alles unter Kontrolle. Nichts, was dich bekümmern müsste.«
    »Ich werde dafür bezahlt, dass ich mich bekümmere.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Den Fehler hab ich ein Mal gemacht.«
    »Okay, ich verstehe, warum du das sagst, aber das hat keinerlei Konsequenzen für dich oder unseren Deal.«
    »Ich mag keine losen Fäden.«
    »Ich auch nicht. Darum muss ich noch etwas regeln.«
    »Ich melde mich in zweiundsiebzig Stunden wieder bei dir. Sollte dein Problem bis dahin gelöst sein, kriegst du den Rest deines Honorars.«
    »Aber …«
    »Unter der gleichen Nummer. Zur gleichen Zeit.«
    Mjønes kann seinen Protest nicht mehr anbringen, bevor die Verbindung tot ist. Er knallt den Hörer in die Halterung und tritt kopfschüttelnd in den Abend hinaus.
    Ein nicht unbedeutender Teil von ihm hätte Lust, Brenden einfach Brenden sein zu lassen. Soll er sein Spiel doch durchziehen. Dieser Typ hat offenbar nicht begriffen, dass er sich sein Leben versaut hat. Er hat Tore Pulli umgebracht. Falls die Polizei jemals herausfindet, dass Pulli ermordet worden ist, werden sie natürlich nach dem Mann suchen, der so plötzlich untergetaucht ist – Brenden. Wahrscheinlich tun sie das so oder so. Es macht keinen guten Eindruck, sich an dem Tag abzusetzen, an dem man sich mit einem wegen Mordes verurteilten Häftling in einem Raum befunden hat, der

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