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Vergiftet

Vergiftet

Titel: Vergiftet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Enger
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zu haben. Vier, fünf Meter von der Bühne entfernt sitzen zwei Männer.
    »Er kommt gleich runter. Wollen Sie was trinken?«
    »Ich nehme gerne ein Bier.«
    Der Kellner dreht sich um, nimmt ein Glas und beginnt zu zapfen. Über dem Tresen bemerkt Iver eine Videokamera, die in Richtung der abgetrennten Sitzgruppen filmt.
    Ein paar Minuten später setzt sich jemand neben ihn auf den Barhocker. Iver zuckt zusammen und dreht sich zu dem Mann um.
    »Oh, hallo«, sagt er. »Iver Gundersen, 123nyheter .«
    »Even Nylund.«
    Fester Handschlag. Iver bereut es sofort und fragt sich, wo diese Hand zuvor gewesen ist.
    »Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit mir zu reden.«
    »Uffe, gibst du mir ’ne Cola?«
    Der Barkeeper dreht sich wortlos um.
    »Also«, beginnt Nylund, »wie kann ich Ihnen helfen?«
    Iver mustert Nylund und denkt, dass dieser Mann exakt seine Vorstellung von einem zwielichtigen Klubbesitzer erfüllt. Die Haare sind mit Gel nach hinten gekämmt, um die beginnende Glatze zu kaschieren, und im Nacken zu einem schütteren Pferdeschwanz zusammengebunden. Er ist dürr, trägt aber ein vorn weit aufgeknöpftes schwarzes Leinenhemd, aus dem Haare der gleichen Farbe herausquellen. Nylunds Dreitagebart lässt sein ansonsten rötliches Gesicht etwas dunkler wirken.
    »Sie hatten in der letzten Zeit Schwierigkeiten, nicht wahr?«
    Nylund schüttelt angesäuert den Kopf. »Diese verfluchten FGP -Fotzen! Wenn ich eine von denen auf frischer Tat ertappen würde, dann könnte die …« Er ballt eine Hand zur Faust.
    »Ich weiß auch nicht, was ich tun würde, wenn jemand mein Auto verkratzen würde.«
    »Das ist ja noch nicht alles. In den Innenraum haben sie Löschschaum gespritzt.«
    »Und Sie sind sich sicher, dass das diese FGP -ler waren?«
    »Am Kotflügel hing ein Zettel, auf dem Front gegen Prostitution stand. Da ist der Fall doch wohl klar, oder?«
    Iver lächelt und nickt.
    »Was mich am meisten aufregt, ist, dass sich die Politiker nicht öffentlich von so etwas distanzieren.«
    »Einer Ihrer Türsteher hat Probleme gekriegt?«
    »Ja«, sagt Nylund und blickt zu Boden. »Stimmt.«
    »Was genau ist damals passiert?«
    Nylund seufzt. »Es war am 8. März, aber das wissen Sie sicher, sonst würden Sie wohl kaum fragen. Tag der Frau. Da war da draußen ein richtiger Aufmarsch. Eine Riesengruppe von diesen scheinheiligen Jungfrauen behauptete, hier drinnen würde niemand freiwillig arbeiten. Sie haben uns der Prostitution bezichtigt und behauptet, das wäre eine Ausbeutung des weiblichen Körpers und so weiter und so fort. Das Übliche eben. Petter wurde wütend und hat versucht, sie zu vertreiben. Aber die haben sich nicht bewegt, und da ist er ausgerastet.«
    »Er wurde verurteilt, oder?«
    »Ja, er hat ein paar Monate gesessen. Es gab ja reichlich Zeugen, um es mal so zu sagen.«
    »Wo war er im Knast?«
    »Im Botsen, hier in der Stadt. Warum fragen Sie?«
    »Reine Neugier. Ich arbeite gerade an einer Story über Tore Pulli.«
    »Aha, dann sind Sie deshalb hier und nicht, um über den Vandalismus und die Angriffe gegen meine Bar zu schreiben?«
    »Nein, die interessieren mich aber auch«, lügt Iver. »Vielleicht kann ich das später in einem anderen Artikel aufgreifen. Ich bin da ganz Ihrer Meinung. So etwas sollte verboten werden.«
    Uffe stellt ein Glas Cola mit reichlich Eiswürfeln vor seinen Chef.
    Nylund greift danach. »Das mit Tore ist verdammt traurig«, sagt er, nachdem er einen großen Schluck genommen hat.
    Iver nickt und wartet vergeblich darauf, dass Nylund weiterredet. Er denkt nach und fasst schließlich den Entschluss, direkt zur Sache zu kommen.
    »Wir sind uns nicht mehr ganz sicher, ob wirklich Pulli Jocke Brolenius getötet hat.«
    Nylund lacht. »Verstehe«, sagt er. »Sie sind einer dieser Journalisten, die immer und überall Verschwörungen wittern, nicht wahr? Die niemals ein Nein als Antwort akzeptieren und immer glauben, die Leute lügen?«
    »Ganz und gar nicht«, sagt Iver und lächelt. Er mag solche Menschen.
    »Und was bringt Sie dazu, so etwas zu glauben?«
    »Es gibt in diesem Fall eine ganze Reihe von Indizien, die nicht näher in Betracht gezogen wurden. Aber das müssen wir jetzt hier nicht vertiefen. Ich gehe davon aus, dass Sie das Verfahren verfolgt haben?«
    »Ja, so einigermaßen«, sagt Nylund, nimmt einen Eiswürfel in den Mund und lutscht daran herum. »Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen«, fährt er fort und stellt sein Glas ab, während es zwischen seinen

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