Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
unsere Reihe Großartige Engländerinnen .«
»Oh – sie steht heute nicht mehr in der Öffentlichkeit. Deshalb habe ich sie nicht vorgeschlagen.«
»Du musst lernen, journalistischer zu denken, Rory. Für Lydia Bell wird sich unsere Leserschaft immer interessieren. Sie ist genau im richtigen Alter. An die Devereux Girls erinnert sich jeder. Du hättest mir längst von ihr erzählen sollen. Wen versteckst du denn noch vor mir?« Amanda klopfte mit ihrem Füllfederhalter auf den Schreibtisch, und ich merkte, dass das keine rhetorische Frage war. Plötzlich fühlte ich mich wie Ticky – gezwungen, ihre Kontakte auszuquetschen.
»Äh – Percy Granger und Eleanor Avery«, bot ich ihr an, nicht sicher, ob die beiden sie beeindrucken würden.
»Eleanor Avery aus Jetzt nicht, Padre? Und Percy Granger aus Hoppla, weg mit den Nachbarn? « Amandas Augen verengten sich. »Warum hast du nicht früher gesagt, dass du die kennst?«
»Weil ich nicht wusste, ob sie dich interessieren würden.« In Wirklichkeit war ich gar nicht auf die Idee gekommen, die beiden zu benutzen, um meine Karriere zu fördern.
»Denk – wie – eine Journalistin!«, betonte sie. Bei jedem Wort knallte der Stift auf den Tisch. »Rory …« Jetzt legte auch Amanda ihre gespreizten Fingerspitzen aneinander, so wie vorhin Lysander. Lernte man diese Technik auf Privatschulen? Als Pose, die man einnahm, bevor man problematische Neuigkeiten verkündete? »Sicher weißt du von Marthas Entschluss, uns zu verlassen.«
»Ja, das habe ich gehört«, gab ich zu.
»Sehr traurig«, sagte Amanda ohne Überzeugungskraft. »Für uns, meine ich. Für sie ist es natürlich wundervoll, und wir freuen uns alle mit ihr.« Sie schien mich zu mustern, als würde sie mich zum ersten Mal sehen. »Dieses Ereignis führt selbstverständlich zu Veränderungen. Deshalb habe ich dich zu mir gebeten.«
Welche Veränderungen? Komm endlich zur Sache, dachte ich und grub meine Fingernägel in die Handflächen. Hör auf, den Detektiv zu spielen, der den Täter gleich entlarven wird. Sag einfach, du willst mir kündigen.
»Nun muss ich entscheiden, wer Martha ersetzen soll, Rory. Dabei geht es nicht darum, alle eine Stufe höher zu postieren. Sicher verstehst du das. Es ist eine Chance für echte Veränderungen. Darüber muss ich ernsthaft nachdenken.«
»Ja, gewiss«, murmelte ich und wünschte, sie würde sich beeilen und mich von meinem Elend erlösen.
»Ich werde einige der leitenden Positionen verändern und das redaktionelle Team neu aufteilen. Du solltest dich um die Position der Kulturredakteurin bewerben. Offiziell, meine ich. In letzter Zeit hast du mich überrascht, Rory. Die Kolumne über die unpassenden Männer ist wirklich witzig, ganz anders als die trockenen historischen Artikel, die ich von dir gewohnt war.«
»Danke«, antwortete ich vorsichtig. Wegen der Kolumne war ich wohl kaum in Amandas Achtung gestiegen – eher wegen meiner Verwandtschaft mit Lydia Bell. Ich versuchte, nicht beleidigt zu sein, weil sie meine kunstgeschichtlichen Texte »trocken« fand.
»Habe ich dich gekränkt, Rory?« Sie hob eine Braue.
Sonderbarerweise fühlte ich mich ermutigt – obwohl ich nicht wusste, wodurch. Früher hätte ich »Nein« gemurmelt und insgeheim vor Wut gekocht. Aber Audienzen bei Amanda waren selten, und ich würde es bereuen, wenn ich jetzt nicht offen mit ihr redete. »Diese kunsthistorischen Berichte schreibe ich sehr gern. Sie sind der Grund, weshalb ich hier arbeite. Es macht mir Spaß, alte Landhäuser zu besuchen, Kunstwerke zu erforschen und die Geschichte zu ergründen, die dahintersteckt. Ich fürchte, ich eigne mich nicht für diese neue Position, wenn du mich nur wegen meiner Dating-Kolumne und meiner Verwandtschaft mit einer ehemaligen Berühmtheit schätzt. Vielleicht sollte ich Country House lieber verlassen und mir einen Job suchen, der meinen Fähigkeiten eher entspricht.«
Den Füller zwischen ihre Finger geklemmt, starrte sie mich erbost an. »Erstens entscheidest nicht du, was eine gute Kulturredakteurin ausmacht. Also wirst du dich um den Posten bewerben, wie ich es wünsche.«
Ich wollte protestieren, aber sie brachte mich mit einer knappen Geste zum Schweigen.
»Zweitens: Kind und Badewasser.«
»Wie bitte?«
»Du hast viel Zeit in Country House investiert. Was immer du dir einbilden magst – du wirst hier geschätzt. Also solltest du das Kind nicht mit dem Bad ausschütten, weil du irrtümlicherweise glaubst, du würdest nicht
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