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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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den Fingern durch die zerzausten Locken. Ich hatte auch keinen Kopf voller Dreadlocks, aber ich fand, meine Haare sahen am besten aus, wenn ich sie lose und natürlich runterfallen ließ.
    »Wann hast du sie das letzte Mal schneiden lassen?«, fragte Ticky.
    Ich wickelte mir eine Locke um den Finger und hielt sie vor mein Gesicht. »Das muss sechs Monate her sein.«
    »Sechs Monate!«, wiederholte sie entsetzt. Mit ihren Hightech-Strähnen konnte sie sich bestimmt kein Leben ohne monatlichen Friseurbesuch vorstellen, während dem ihr Kopf wie ein Weihnachtstruthahn in Folie gehüllt wurde.
    »Meine Locken brauchen wirklich nicht so viel Aufmerksamkeit.«
    »Da bin ich anderer Meinung, Roars. Klar, du willst natürlich wirken, das verstehe ich. Aber es gibt einen gewissen Unterschied zwischen – sagen mir mal, präraffaelitischen Locken und einer wilden Krause.«
    Voller Abneigung starrte ich Ticky an. Schlimmer hätte sie mich nicht beleidigen können. Seit ich als verunsicherter Teenager die gemalten Heldinnen der Präraffaeliten gesehen hatte, fühlte ich mich mit ihnen verwandt. Plötzlich konnte ich die üppigen roten Locken, die ich verflucht und die meine Mutter meistens zu strammen Zöpfen geflochten hatte, als schön empfinden. Sogar bei John Everett Millais’ Märtyrerin von Solway – an einen Felsen gekettet, während die Flut langsam steigt, um sie zu ertränken – fällt das rote Haar frei und ungebändigt in dichten Wellen über die Schultern. Diese gemalten Vorbilder inspirierten mich dazu, mein Haar ebenfalls offen zu tragen. In meiner neuen Schule wurde mir eine Dauerwelle unterstellt, und ich konnte den Sportplatz nicht überqueren, ohne dass mir jemand »Mick Hucknall« nachrief und begann Stars zu singen. Diese Hänseleien hielt ich für mein persönliches Martyrium. Ich nahm sie hin und begegnete den Banausen mit einstudierter Leidensmiene in dem Glauben, das würde meine Ähnlichkeit mit den gepeinigten rothaarigen Heldinnen, die ich so sehr bewunderte, noch unterstreichen.
    Auch später, als ich meine Beine zu kurz und meine Hüften zu breit fand, war ich mir sicher gewesen, das glorreiche Leuchtfeuer meines spektakulären Haars würde alles wettmachen. Es war mein einziger Anspruch auf Schönheit, mein Trost … Mein Entschluss zum Studium der Kunstgeschichte und demzufolge meine ganze Karriere (zumindest, was ich bisher so nannte) basierten auf einer Teenager-Fantasie – und das war nicht übertrieben. Ich hatte mir immer eingebildet, wenn ich neben einem präraffaelitischen Gemälde stünde, würde irgendwer auf die schmeichelhafte Ähnlichkeit hinweisen (was zugegebenermaßen bisher noch nie jemand getan hatte). Und jetzt sagte Ticky, das, was mir wie das einzige Glanzlicht meiner gesamten äußeren Erscheinung vorgekommen war, wäre in Wirklichkeit eine peinliche »wilde Krause«?
    »Vielleicht sollte ich ein Serum oder so was kaufen«, murmelte ich und starrte mürrisch die Locke in meiner Hand an, als hätte sie mich mit ihrem Gekringel blamiert.
    »Nimm’s mir nicht übel, Roars, aber im Moment kann dich John Friedas Frizz-Ease nicht retten. Du brauchst John Frieda höchstselbst. Und wahrscheinlich sein ganzes Assistententeam.«
    »O Gott, Ticky, nimm bloß keine Rücksicht auf meine Gefühle!«, schnaufte ich, raffte meine Locken am Hinterkopf zusammen und wollte sie für immer verstecken.
    »Hör mir zu. Es hat zum ersten Mal jemand mit dir Schluss gemacht, und deshalb kannst du die goldene Regel nicht kennen, die ich dir jetzt verrate. Es gibt ein Ritual für uns Frauen. Wenn eine Beziehung vorbei ist, macht man was Besonderes mit den Haaren. Im Eeernst. Neue Frisur, neues Ich, das funktioniert immer.«
    »Aber ich will meine langen Locken behalten.«
    »Nichts Drastisches, Roars, nur ein guter Schnitt und ein Föhn. Dann wird’s dir tausend Mal besser gehen.«
    »Ich kann ja mal in den Salon unten an der Ecke gehen«, sagte ich resignierend, weil ich wusste, wie hartnäckig Ticky war.
    »Nein, überlass das mir. Ich werde was arrangieren.«
    »Danke, Ticky.«
    Und so rief sie ihren Friseur an (»Okay, es ist nicht John Frieda, aber er ist genauso gut!«) und verschaffte mir einen Termin noch für diesen Abend.
    Während sie telefonierte, betrachtete ich mein Haar, das sich im Computerbildschirm spiegelte. Obwohl ich es hinten zusammenhielt, umgab die krause Gloriole meinen Kopf wie ein Kraftfeld. Im Lauf eines kurzen Gesprächs hatten sich mein Stolz und meine Freude in einen

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