Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
würde ihn aus dem Bad scheuchen. Aber er setzte sich auf die Fersen und rieb stöhnend sein scheckiges blondes Haar. Als er sich umdrehte, sah ich die Aufschrift auf seinem hautengen T-Shirt: Hübsche Beine, wie lang dauert’s, bis sie sich öffnen?
Charmant.
»Karate?« Lachend stand er auf und setzte sich auf den Rand der Badewanne. Dann untersuchte er seine Hand, als erwartete er, Blut zu sehen. »Tatsächlich? Und das ist Ihr Schwarzer-Gürtel-Pyjama?«
»Ich meine es ernst!«, fuhr ich ihn an und griff nach dem Kragen meines Pyjamas unter dem offenen Morgenmantel. O Gott, wie musste ich aussehen? Nur halb bekleidet und mit verrücktem Haar? »Ich bin gefährlich. Wer sind Sie? Was machen Sie in meinem Bad?«
»Das ist Ihr Bad?« Offensichtlich fand er meine Drohungen harmlos, und das verstand ich sogar. Wer würde eine Expertin für Kunstgeschichte schon mit einer Kampfkunstexpertin verwechseln? Er grinste mich an und schien nicht zu befürchten, gleich mein Bein im Gesicht zu haben. »Eigentlich dachte ich, dieses Haus würde Lydia Bell gehören. Ich habe vorhin mit ihr gesprochen. Also ist das gar nicht Ihr Bad.«
Dass er kein Einbrecher war, beruhigte mich einigermaßen. Andererseits – wer konnte so was schon wissen? Womöglich gehörte er zu den Typen, die sich erst mal in den Häusern ihrer Opfer umschauten, ehe sie zuschlugen. Trotzdem entspannte ich mich ein kleines bisschen. »Nun, Ihr Badezimmer ist es sicher nicht«, fauchte ich. »Also würden Sie mir vielleicht erklären, was Sie hier machen?«
Er starrte mich an, als zweifelte er an meiner geistigen Gesundheit. Dann zeigte er auf die Werkzeuge am Boden. »Keine Ahnung, ob Sie durch diesen Haarwust was sehen. Aber ich glaube, was ich hier mache, ist deutlich zu erkennen.«
»Oh, Sie sind der Installateur.«
»Genau. Jim, der Installateur. Und Sie sind?«
»Rory, Lydias Nichte.«
»Rory?« Er rümpfte die Nase und zog die Stirn in Falten. »Was ist denn das für ein Name für ein Mädchen? Irgendwie unheimlich.«
»Eine Kurzform von Aurora.« Ich verriet nur ungern, wie ich wirklich hieß. Einer bitteren Ironie zufolge wurde ich bei Country House für äußerst gewöhnlich gehalten, nur einen Schritt von der Sozialhilfeempfängerin entfernt, während Durchschnittsleute, sobald sie meinen Vornamen hörten, sofort glaubten, ich würde der privilegierten Oberschicht angehören.
»Aurora – wie die Göttin der Morgenröte?«, fragte Jim und grinste mich herausfordernd an. Er hatte eines dieser amerikanischen Gesichter – gebräunt, mit kantigem Kinn und schneeweißen Zähnen. Bei so einem Typ erwartete man einen Football unter einem Arm und einen Cheerleader unter dem anderen. Er hatte eines dieser offenkundig attraktiven Gesichter, die einem suggerierten: Du magst mich, nicht wahr? Alle mögen mich.
Statt zu antworten, seufzte ich. Wenn die Leute wussten, was Aurora bedeutete, war es fast noch schlimmer. Zumindest hatte er den Walt-Disney-Zusammenhang nicht erraten. Das war am allerpeinlichsten.
»Ganz schöner Zungenbrecher, was? Ich werde Sie Dawn nennen, das heißt auch Morgenröte.«
Glaubte er, ich würde nervös zustimmen oder erröten? Wahrscheinlich war er es gewöhnt, seine Kundinnen mit seinem Cheese-Grinsen und seinen lächerlich engen T-Shirts zu umgarnen. Durch den dünnen Stoff sah ich seine Bauchmuskeln. Als er meinen Blick bemerkte, grinste er noch selbstgefälliger. Genauso gut hätte er fragen können: Na, haben Sie Lust auf mich?
Ärgerlich kreuzte ich meine Arme vor der Brust. »Macht’s Ihnen was aus, wenn Sie mich gar nicht anreden? Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich möchte duschen und dann zur Arbeit fahren.«
»O nein, Dawn, Sie können nicht duschen.« Jim lächelte immer noch.
»Warum nicht?«
»Weil ich das Wasser abgedreht habe. Überall. Ihre Tante sagte, um acht wären alle in den Badezimmern fertig.«
»Aber – ich habe verschlafen!«, kreischte ich. »Und ich muss meine Haare waschen!«
Achselzuckend wies er mit dem Kinn zur Toilette, deren Wasserkasten – das merkte ich erst jetzt – in Einzelteilen am Boden lag. »Nicht mein Problem, Dawn. Wie Sie sehen, kann ich’s jetzt nicht aufdrehen.«
»Aber mein Haar !«, jammerte ich und packte meinen gigantischen Afrokopf, um meine Notlage zu demonstrieren.
»Von Haaren verstehe ich nicht viel.« Jim musterte mich kritisch. »Aber ich glaube, Sie brauchen mehr als eine Dusche, um dieses Dickicht loszuwerden.«
»Wie können Sie es wagen!«,
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