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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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liest kein Mensch. Dafür wird niemand befördert, am allerwenigsten ich.«
    »Hör mal, Roars …« Zu meiner Verblüffung presste sie die Lippen aufeinander. Sie schien sich tatsächlich aufzuregen. »Für dich ist das in Ordnung. Schon jetzt glauben die Leute, du wärst klug. Das musst du nicht noch dauernd beweisen. Aber ich wünsche mir, Maaahn würde mich nur ein einziges Mal klug oder fleißig nennen, statt immer nur zu fragen: ›Sag mal, Ticky, warst du nicht mit interessanten Mädchen auf der Schule, und dein Onkel ist doch ein Baron, nicht wahr?‹«
    Ich blinzelte sie verwundert an. Noch nie hatte ich in Erwägung gezogen, dass sich Ticky mit ihrem wehenden Haar, der teuren Ausbildung und all den Privilegien vom Leben und von Country House schlecht behandelt fühlen könnte. Sie wusste doch auch, dass nur die richtige Gesellschaftsschicht zählte – hier und anderswo. So weit würden Martha und ich mit unserer »Bauernschläue«, wie Amanda es nannte, niemals kommen. Und ihr Onkel war ein Baron ? Gab es Barone auch außerhalb von Märchen?
    »Natürlich bist du klug, Ticky«, log ich. Oder ich log gar nicht.
    Vielleicht war sie klug. Wie sollte ich das wissen, wenn sie so gut wie nie arbeitete? Womöglich hatte auch ich sie wie eine Hautevolee-Idiotin behandelt und es einfach übersehen, weil sie zwischen zwei Verabredungen nicht viel mehr tat, als ihre Nägel zu feilen.
    »Oh, das glaubst du wiiirklich?« Ihr Kinn bebte. »Mummy hat immer gesagt: ›Ticky ist ein typisches Suffolk-Mädchen, mit starken Armen und schwachem Kopf.‹«
    »Das hat sie sicher nicht so gemeint.«
    »Bei meinem Schulabschluss hab ich nur eine Drei geschafft«, schniefte sie. »Und Mummy hat gesagt, ich wäre nur deshalb nicht durchgefallen, weil Daddy so viel für St. Andrews gespendet hat.«
    Allmählich tat sie mir leid. Mummy musste eine böse Hexe sein. Wenigstens hatte meine Mutter mir nichts Schlimmeres angetan, als mich auf ihren Jagden nach neuen Ehemännern zu ignorieren.
    »Glaub mir, Ticky, viele kluge Leute sind keine guten Schüler gewesen«, versuchte ich sie zu trösten. »Du musst dich einfach nur auf deine Stärken konzentrieren.«
    »Was für Stärken habe ich denn?«, seufzte sie und ließ sich auf meinen Schreibtisch fallen.
    »Networking.« Das hielt ich für eine höfliche Umschreibung der endlosen gesellschaftlichen Verabredungen, die sie von der Arbeit abhielten.
    »So langsam gehen mir die Verwandten aus, die ich für Maaahn melken kann. Und die meisten meiner Schulfreundinnen laden mich nicht mehr ein, weil sie Angst haben, dass ich in einem Artikel über ihre Häuser schreibe.«
    »Wollen sie denn nicht in Country House erwähnt werden?« Ich hatte gedacht, die Leute würden Schlange stehen, um sich in unserem Magazin zu präsentieren. An solchen Typen schien kein Mangel zu herrschen.
    »O Gott, Roars, dafür sind sie viel zu jung. Die möchten sich im Tatler oder in der Vogue zeigen oder Riesensummen von Hello! kassieren. In Country House wollen sie nur genannt werden, wenn sie ihren Landsitz verscherbeln. Oder wenn sie alt sind.«
    »Und Noonoos Freundinnen? Die sind doch auch nicht alt.«
    »Aber Publicity-Huren. Die würden sich für Readers’ Wives Online prostituieren, wenn sie damit Aufmerksamkeit erregen könnten. Nein, Roars, die Landhaustypen der alten Schule, für deren Geheimnisse Maaahn morden würde, wollen in keinem Magazin auftauchen. Jedes Mal, wenn ich sie darum bitten muss, fürchte ich mich ganz schrecklich.«
    Warum hatten wir bisher so selten richtig miteinander geredet? Weil ich immer sofort nach Hause zu Martin gelaufen war? Weil die Hälfte meines Gehirn stets überlegt hatte, was er gerade tun und was er vielleicht brauchen oder sich wünschen würde? Zum ersten Mal, seit Ticky ihren Job bei Country House hatte, wurde mir bewusst, dass ihre Verabredungen tatsächlich Arbeit waren und sie ihre Großtante genauso ungern um einen Gefallen bat, wie ich die Ergüsse von Noonoos Freundinnen redigierte.
    »Nun, außer Networking kannst du die Leute sehr gut zum Reden bringen«, ermunterte ich sie. »Zum Beispiel hast du mich dazu gekriegt, von Martin zu erzählen, obwohl ich’s eigentlich nicht wollte.«
    »Danke, Roars«, schniefte sie. »Also bin ich nicht völlig unnütz.«
    »Überhaupt nicht. Und es tut mir leid, dass ich dir die Idee von den unpassenden Männern geklaut habe. Falls es dich tröstet – das hab ich nur vorgeschlagen, weil ich verzweifelt war.«
    »Ja, total

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