Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
bleiben sie dabei.«
Der Tee wurde serviert. Sofort sprang der Mann auf, um ihn an der Kasse zu bezahlen – auch meine heiße Schokolade, obwohl ich protestierte. Er nahm ein paar Münzen aus seinen Jeanstaschen und bestand darauf, dass die Kellnerin das Wechselgeld behielt. Eine nette Geste, die nur davon beeinträchtigt wurde, dass die Frau ein paar Sekunden später erklärte, er habe ihr zu wenig gegeben.
»Da, da, nehmen Sie noch mehr!« Er holte weitere Münzen hervor, bis die Rechnung beglichen war und die Kellnerin ein großzügiges Trinkgeld einsteckte. »Wo waren wir gerade? Ach ja, Sie wollten mir Ihre Telefonnummer geben.«
Seine Selbstsicherheit wirkte ansteckend. Auf den Gedanken, ich könnte ihm die Nummer vorenthalten, kam er gar nicht, und ich seltsamerweise auch nicht. Irgendwie schaltete die Art, wie er mich ansah, mein Gehirn aus. Ich wollte ihn einfach nur anstarren, um das Rätsel seines Gesichts zu lösen. Ehe mir bewusst wurde, was ich tat, hatte er die Nummer in sein Handy getippt und den Tee ausgetrunken. Er versprach, mich morgen anzurufen, und verschwand mit Gordon. Ich kannte weder seinen Namen noch seine Nummer. Aber ich hatte einen wichtigen Fortschritt im Dating erzielt.
Noch nie hatte ich einem Fremden meine Nummer gegeben. Ich war auch noch nie darum gebeten worden. So was passierte nicht, wenn man Hand in Hand mit seinem Freund herumlief. Und plötzlich war ein attraktiver junger Mann an mir interessiert, der vielleicht gar nicht zur Kategorie der unpassenden Typen gehörte. War ich bald kein Single mehr?
14
Etwas später war ich nicht mehr von den magischen grünen Augen verzaubert und konnte wieder klarer denken. Ich hatte genügend Frauenzeitschriften gelesen, um von meiner Zufallsbekanntschaft im Café keinen Anruf zu erwarten. Dort hatte ich gelernt, dass Männer mysteriöse Geschöpfe waren, die nur selten anriefen, wenn sie das auch angekündigt hatten. Aber er hielt überraschenderweise Wort, meldete sich tatsächlich schon am nächsten Tag und lud mich für den Abend zu einem Drink ein. Weil ich am Telefon nicht von seinem Aussehen verwirrt wurde, stimmte ich keineswegs kurz angebunden zu, sondern in mehreren vollständigen Sätzen. Mein Herz jubelte. Am Montag würde ich mit Neuigkeiten über zwei Dates an einem einzigen Wochenende ins Büro zurückkehren. Wenn es in diesem Tempo weiterging, würde ich die Kolumnen für ein ganzes Jahr schreiben, ehe ich wusste, wie mir geschah. Natürlich war noch nicht klar, ob er ein unpassender Mann war. Um ehrlich zu sein, hatte ich gar nicht diesen Eindruck. Aber womöglich wies sein Gitarrenkasten auf etwas anderes hin …
Der Mann mit den dunklen Locken – wie ich erfahren hatte, hieß er Malky – schlug als Treffpunkt ein Pub vor, das ich in wenigen Minuten zu Fuß erreichen konnte. Zwischen den Wodka-Bars und den überfüllten Pizzerien in Clapham war das Duke of Wellington an einer Ecke des Altstadtdreiecks eine Oase traditioneller Pub-Kultur. Da gab es keine Cocktails oder Tapas oder Thai Food, sondern nur einfaches Knabberzeug, ohne affigen Rosmarin- oder Parmesangeschmack. Es war so schummrig, dass man die Stammgäste an ihrer Fähigkeit erkannte, die Theke zu erreichen, ohne sich die Köpfe an den niedrigen Deckenbalken oder den Zaumzeugbeschlägen aus Messing, die daran hingen, anzustoßen. Man hörte nur das gedämpfte Spiel eines Straßenmusikanten von draußen, sonst gab es keine Musik. An der Bar standen zwei Männer und unterhielten sich leise. Ein Paar saß auf einer Bank und starrte schweigend vor sich hin. Das waren die einzigen Gäste. Ich bestellte ein Glas Wein, setzte mich an einen Tisch bei der Tür und wartete auf Malky.
Zwanzig Minuten später hatte ich meinen Wein getrunken, alle Messages auf meinem Handy gelesen und eine ganze Weile vorgetäuscht, SMS zu tippen, um beschäftigt zu wirken. Dauernd schaute ich auf meine Uhr. Tja. So fühlte man sich also, wenn man versetzt wurde. Ich versuchte wie ein lässiges, cooles Mädchen zu wirken, das sehr oft an einem Sonntagabend allein in ein Pub ging und ungestört ein Glas Wein trank. Natürlich wartete ich auf niemanden, o nein! Die Gesichter des Paars an der Wand gegenüber waren ausdruckslos wie die Statuen auf den Osterinseln, und es sah nicht so aus, als würden sich die beiden über mich lustig machen. Trotzdem fand ich die Situation furchtbar peinlich. Dass ich nach Hause gehen musste, wo Tante Lyd, Percy und Eleanor mich begierig drängen
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