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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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Zwischenstockwohnung in einer Gegend schenkte, die kein Taxifahrer ansteuern wollte, fand ich übertrieben diskret, um nicht zu sagen beleidigend. Immerhin war sie ein TV -Star gewesen. Doch wir würden es nie erfahren, denn Tante Lyd hüllte sich gern in mysteriöses Schweigen und lehnte es ab, das Thema zu erörtern.
    Nachdem man das Viertel rings um den Elgin Square von Drogendealern gesäubert hatte, waren einige Boutiquen eröffnet worden. Dort gab es Patchworkkissen, Duftkerzen, walisische Decken oder Strandkieselsteine mit ausdrucksstarken Aufschriften wie: Liebe oder Frieden oder Mehr Geld als Verstand . Okay, diesen Spruch habe ich erfunden. Da ich kein eigenes Heim mehr hatte, das ich mit so etwas dekorieren konnte, widerstand ich der Versuchung, in diesen Boutiquen etwas zu kaufen. Stattdessen besuchte ich die Läden an jenem Nachmittag wie Museen und inspizierte die Waren wie Ausstellungsobjekte. Ich blätterte in Büchern über Cupcakes und Whoopie Pies, probierte teure Kaschmirhandschuhe und Tücher an. Zwischendurch beobachtete ich die gelangweilt herumlungernden Freunde und Ehemänner von Kundinnen und beglückwünschte mich, weil ich am Samstagnachmittag keine Rücksicht mehr auf die Interessen eines Partners nehmen musste.
    Schließlich hatte ich alle Läden in der High Street und der Old Town besichtigt. Nachdem mir ein misstrauischer Security-Typ zweimal bei einem Rundgang durch das Oliver-Bonas-Kaufhaus gefolgt war, ging ich in die winzige französische Patisserie am Common und setzte mich an die Holztheke mit Blick zur Straße. Die Wärme im Café hatte das Fenster beschlagen, und ich wischte mit meinem Ärmel ein Guckloch frei, um hinausschauen zu können. Die Leute kamen vom Einkaufen und eilten auf dem Weg nach Hause vorbei, ein paar Kinder spielten im schlammigen Grasstreifen auf der anderen Straßenseite, neben einem flachen Planschbecken, das für den Winter geleert worden war.
    Im schwach besuchten Café plauderten zwei Kellnerinnen auf Französisch mit ihrem Chef. Ich winkte einer der beiden und bestellte eine heiße Schokolade – nicht besonders trendy, aber ich wollte mich selber ein bisschen verwöhnen.
    Als die Tasse serviert wurde, sah ich überrascht, dass obenauf ein winziges rosa-weißes Marshmallow schwamm. Es erinnerte mich an meine Kindheit und stimmte mich wehmütig. Ich musste an die tristen Wochenendnachmittage meiner Teenagerzeit denken. Damals hatte ich allein in Cafés gesessen, mich einsam und missverstanden gefühlt, während Mum mit ihrem neuesten Freund unterwegs gewesen war. Natürlich hätte ich auch etwas unternehmen sollen, mit eigenen Freunden. Aber weil Mum unseren Wohnort genauso schnell wechselte wie ihre Beziehungen, war ich es leid, Freundschaften zu schließen, und völlig verunsichert. In jeder neuen Schule gab es andere Regeln – nicht von den Lehrern aufgestellt, die hätte ich leicht befolgen können, sondern von den Schülerinnen. Meine Freundschaftsarmbänder waren in der einen Schule cool und stempelten mich in der nächsten zur hoffnungslosen Versagerin. In der einen Schule waren meine Röcke zu kurz, in einer anderen zu lang. Und in der dritten verachteten mich die Mädchen wegen der offiziellen Uniform, die Mum mir statt der subtil unterschiedlichen Hosen und Aertex-Shirts von Pilot gekauft hatte.
    Kein Wunder, dass ich bei der Kunstgeschichte Zuflucht gesucht hatte … Da blieb alles auf beruhigende Weise unverändert. (Immerhin ist eine Reproduktion von Canalettos Gondeln auf dem Canal Grande in York die Gleiche, die man auch in Dorset sieht.) Und es gab einen klar gekennzeichneten historischen Kontext. Die Geschichte erschien mir viel sicherer als die Gegenwart. Aber man kann sich denken, dass ein rothaariges Mädchen, das für die Präraffaeliten schwärmte, nicht zu den populärsten Schülerinnen gehörte. Vor meiner Begegnung mit Martin war ich daran gewöhnt, meine Zeit allein zu verbringen, und hatte mir sogar eingeredet, das würde mich nicht stören.
    Aber als ich jetzt wieder allein im Café saß und die Leute paarweise oder in Gruppen am Fenster vorbeieilen sah, kehrte die Vergangenheit plötzlich zurück. Ich bedauerte jenen armen, einsamen Teenager und wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und der Rory von damals erklären, alles würde okay sein. Sie würde studieren und Freunde finden, die es nicht seltsam fanden, über Chiaroscuro oder Eitempera zu diskutieren. Und sie würde Leute kennenlernen, die sich genauso für

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