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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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meinen Pullover nach unten. Plötzlich dachte ich an Luke. Was hielt mich zurück? Fürchtete ich mich tatsächlich vor meiner Sexualität? Suchte ich Ausreden, damit ich das alles nicht so ernst nehmen musste?
    Malky attackierte mich wieder mit seinem intensiven Blick. In den Tiefen seiner grünen Augen las ich unverhohlenes Verlangen. Ungebeten kehrte die Erinnerung an Martin zurück. So hatte er mich monatelang nicht angeschaut. Vielleicht sogar jahrelang. Mieses Schwein. Seine neue Freundin schaute er wahrscheinlich die ganze Zeit so an.
    Kurz entschlossen stieß ich mich von der Mauer ab und küsste Malky voller Leidenschaft. Mein jäher Sinneswandel schien ihn zu verblüffen. Ich ergriff seine Hand. Wie bizarr … Nun befolgte ich tatsächlich die Ratschläge eines sexhungrigen Teenagers. »Komm mit.« Ohne noch länger zu zögern, führte ich Malky und Gordon über die Straße.

20
    Während des Studiums hatte meine Mitbewohnerin Abigail einen sonderbaren Ausdruck gebraucht, um die plötzliche Skepsis einer Frau zu bezeichnen, die einen Mann zum ersten Mal mit auf ihr Zimmer nimmt: »Korridor der Ungewissheit.« Den hatte ich nur ein einziges Mal betreten, vor langer Zeit mit Martin. Aber weil ich kaum bezweifelte, dass er der Richtige für mich war, meinte Abigail, das würde nicht zählen. Viel erfahrener als ich, behauptete sie, auf den »Korridor der Ungewissheit« würde immer die »Küche der Wahrheit« folgen: Nachdem man den Flur betreten hatte, kam man an der Küche vorbei. Entweder würden die lauernden Zweifel, die man im Flur hegte, vom hellen Lichtstreifen unter der Küchentür verscheucht (Geknutsche und sofortiger Rückzug ins Schlafzimmer) oder verstärkt (Bedenken und ein Vorwand, um den Jungen hinauszuwerfen). An einem unvergesslichen Abend hatte Abi ein Messer geschwenkt und einen besonders hartnäckigen, von der »Küche der Wahrheit« abgelehnten Bewunderer davongejagt. In panischem Entsetzen war der arme Mann geflüchtet.
    Ich nahm nicht an, ich würde Malky mit einem Messer aus dem Haus vertreiben müssen. (Allerdings überlegte ich in Erinnerung an Abi für alle Fälle, wie ich Tante Lyds Besteckschublade am schnellsten erreichen könnte.) Dummerweise zitterte meine Hand, als ich – von wachsender Angst erfasst – die Haustür aufschloss. Sollte ich wirklich mit einem neuen Mann schlafen? Mit einem unpassenden , den ich vorher nur zweimal getroffen und an diesem Abend zufällig auf der Straße wiedergesehen hatte? Seit meiner Trennung von Martin war nur ein knapper Monat vergangen. Zu früh, fand ich. Anderseits dachte ich, es wäre ein Zeichen für einen Neuanfang. Aber – was für Unterwäsche trug ich eigentlich? Wann hatte ich mir zum letzten Mal die Beine rasiert? Und was genau würde passieren, nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte? Die üblichen Zweifel im »Korridor der Ungewissheit«.
    All die möglichen Szenarios, die mir durch den Sinn gingen, während ich den Schlüssel herumdrehte, hatten nichts mit Mr. Bits zu tun. Trotzdem dauerte es nur wenige Sekunden, bis er die Hauptrolle übernahm. Die Tür schwang auf, und Malkys Arm umfing mich so schnell, dass ich in den Flur stolperte und dabei immer noch den Schlüssel im Schloss festhielt. O Gott, dachte ich, was ist plötzlich in ihn gefahren? Statt mich voller Glut zu umarmen, wie ich es erwartet hatte, flog er an mir vorbei und landete unsanft auf dem Teppich. Verzweifelt umklammerte er mit einer Hand die straff gespannte Leine seines Hundes. Gordon knurrte Mr. Bits an, der auf einer Stufe im Treppenhaus kauerte und ihn aus sicherer Entfernung angewidert beäugte.
    Malky kam taumelnd auf die Beine. Im selben Moment sprang Gordon vor, riss die Leine aus der Hand seines Besitzers und raste so schnell die Treppe hinauf, dass ich sekundenlang glaubte, Malky hätte ihn nach oben geworfen. Genauso flink erfasste der Kater die Situation, ließ den Hund herankommen und wich dann behände zur Seite. Von seiner Schwungkraft getrieben, sauste Gordon noch ein paar Stufen weiter nach oben, bevor er anhalten konnte. Als er merkte, dass er überlistet worden war, fuhr er kläffend herum.
    Zu spät, denn Mr. Bits war auf das Geländer gesprungen. Zielsicher landete er auf dem Rücken des Hundes und krallte sich fest. Sein orangegelbes Fell stand zu Berge, als hätten elektrische Stromstöße beide Tiere durchdrungen. Heulend stürmte Gordon die restlichen Stufen hinauf und verschwand im ersten Stock. Doch er konnte seine Last nicht

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