Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
abschütteln. Bald tauchte er wieder auf, und der Kater hielt sich immer noch an ihm fest. Jaulend rannte Gordon die Stufen hinunter, gefolgt von Tante Lyd in einem Paisley-Pyjama.
»Was ist denn hier los?«, fragte sie, während Gordon mit seinem hartnäckigen Passagier an dem reglosen Malky vorbei und durch die offene Tür ins Dunkel des Elgin Square stürmte, wie eine grausige hybride Kreatur. » Wer hat einen Hund in mein Haus gebracht?«
Zu verlegen, um zu antworten, wusste ich nicht, wohin ich schauen sollte. Sicher nicht mehr ins wutverzerrte Gesicht meiner Tante, denn ich fürchtete, ihr stechender Blick würde mich umgehend versteinern. Und so starrte ich meine Schuhe an.
Malky räusperte sich. Innerhalb weniger Sekunden hatte sich unser Verführungsszenario in ein Chaos verwandelt, das direkt aus Percy’s Sitcom Hoppla, weg mit den Nachbarn! stammen könnte.
Kein Wunder, dass Malky völlig verwirrt war. »Das – das ist mein Hund«, stammelte er ängstlich. »Was zum Henker war denn das ?«
» Das …« Von majestätischer Missbilligung erfüllt, schritt Tante Lyd die übrigen Stufen herab. » Das war Mr. Bits.«
»Rufen Sie ihn zurück, er bringt meinen Hund um!«, schrie Malky und spähte zum Platz hinaus, wo Gordons Kreischen mal lauter, mal leiser erklang und bekundete, dass er immer noch verzweifelt hin und her rannte.
»Mr. Bits ist ein Kater, junger Mann«, erklärte Tante Lyd hochmütig, »kein versklavter Hund ohne eigenen Willen. Weder von mir noch von jemand anderem nimmt er Befehle entgegen. Also wird er sich an seinem Opfer festkrallen, bis es ihn langweilt. Aber Ihrem Hund wird nichts Schlimmes zustoßen.«
»Nichts Schlimmes?« Malky raufte sich die Haare. »Was zum Teufel soll das heißen?«
»Mr. Bits zeigt ihm nur, wer hier der Herr ist. Sobald Ihr Hund das begriffen hat, wird er freigelassen.«
»Und was soll ich bis dahin tun?«, fragte Malky.
»Das weiß ich nicht.« Meine Tante fixierte ihn durchdringend, völlig immun gegen seinen flehenden Blick. »Was war denn geplant, bevor Ihr Hund meinen Kater attackiert hat?«
Malky schaute mich bedeutungsvoll an.
»Äh – er wollte gerade gehen.« Endlich gehorchte mir meine Stimme wieder.
»O ja!« Ärgerlich zog er seinen Mantel enger um die Schultern. »Hier drin kommt man sich ja vor wie in der Klapsmühle!«
»Tut mir leid«, wisperte ich, damit Tante Lyd nichts hörte, »es war meine Schuld.«
»Allerdings!«, fauchte er und warf die Tür hinter sich zu.
Am nächsten Morgen rekelte sich Mr. Bits selbstgefällig auf dem sonnigen Küchenfensterbrett. Seine übliche Arroganz hatte sich verdreifacht. Könnte ein Kater grinsen, hätte er das sicher getan. Wie Tante Lyd allen Anwesenden genüsslich erzählte, war diese tückische Hundeangriffstechnik das wichtigste Kunststück in seiner längst entschwundenen Jugend gewesen. Um arglose Hunde anzulocken, hatte er draußen auf den Eingangsstufen gesessen. Und dann jeden einzelnen geritten wie ein Cowboy einen bockigen Stier und für immer vom Elgin Square vertrieben. Seit er älter geworden war, riskierte er solche Begegnungen mit Hunden nur noch selten. Aber der unerwartete Triumph der letzten Nacht hatte ihn zweifellos ermutigt.
»Guten Morgen, meine Liebe.« Kichernd prostete Eleanor mir mit ihrem Whisky zu. »Gerade haben wir gehört, was gestern Abend los war. Oh, Sie schlimmes Mädchen!«
»Blöder Köter«, murmelte Percy. »›Einfältige Hunde, die blindlings einem russischen Bären in den Rachen laufen und sich die Köpfe wie faule Äpfel zerquetschen lassen …‹«
»Das war kein russischer Bär, sondern ein Hund, lieber Percy.« Mutwillig verstand Eleanor das Shakespeare-Zitat falsch.
»Aber der Hund war nicht alleine – er hatte einen Mann dabei, nicht wahr, Dawn? Über den würde ich zu gern etwas mehr hören. Ein unpassender Typ? Welcher Sorte denn?«
Amüsiert stand Jim neben dem Spülbecken. Neuerdings zum inoffiziellen IT -Berater unseres Haushalts avanciert, machte er sich noch öfter bei uns breit als früher, als er nur ein Installateur gewesen war. Jeden Morgen traf ich ihn in der Küche an. Wahrscheinlich teilte er sich die Arbeit so ein, dass er mit seiner Anwesenheit maximalen Ärger erzeugen konnte. Warum sollte er sonst dauernd in diesem Raum herumhängen und im Weg sein, zu einer Tageszeit, wo sich sowieso schon alle hier drängelten?
Als er meinen vernichtenden Blick sah, grinste er. »Muss eine ereignisreiche Nacht gewesen sein,
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