Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Eine Hand an die Brust gepresst, richtete er sich auf. Dass er viel größer war als ich, hatte ich vergessen. Er grinste mich an. »Hat mich fast umgebracht. Für so ein Tempo bin ich nicht geschaffen. Wo warst du, Rory?«
»Wo ich war?«, fragte ich so eisig wie der Wind, ließ mein Kinn auf die Brust sinken und betrachtete meine Schuhe, weil ich mich nicht traute, in Malkys verwirrende Augen zu schauen.
»Ich habe deine Nummer verloren«, gestand er und hob mein Kinn. Flehend sah er mich an, und ich spürte, wie ich unter seinem geübten Blick dahinzuschmelzen begann. »Alle gespeicherten Kontakte auf meinem Handy wurden gelöscht. Und weil du mich damals so grausam abgewiesen hast, wusste ich nicht, wo du wohnst. Ich habe so verzweifelt auf deinen Anruf gewartet. So verzweifelt!«
»Oh«, flüsterte ich, sofort entwaffnet. Zur Hölle mit Ticky, die mir eingeredet hatte, ich dürfe mich keinesfalls bei Malky melden. Die ganze Zeit hatte ich mich verletzt und missachtet gefühlt. Und dabei war nur meine Nummer verschwunden. Ich hatte es ja gewusst – es musste eine Erklärung für sein Schweigen geben, und ich hatte sein Interesse an mir nicht falsch verstanden.
»Tag und Nacht bin ich beim Common rumgehangen und habe auf dich gewartet.« Malky trat näher zu mir. In seinen Augenwinkeln bildeten sich Lachfältchen. »Endlich sehe ich dich wieder. Und nun bin ich überglücklich. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben.«
»Ach, tatsächlich?«
»Zwischen uns wird noch etwas passieren.« Grinsend beobachtete er, wie ich auftaute. »Meinst du nicht auch? Gehen wir auf einen Drink?«
»Jetzt?« Ticky hatte mir eingeschärft, ich dürfte keine spontanen Einladungen annehmen, und alle Dates müssten vorher arrangiert werden. Damit würden die Männer sich ernsthaft verpflichten, sogar die unpassenden. Aber sie wusste ja nicht, warum ich vergeblich auf Malkys Anruf gewartet hatte, und so begann ich zu schwanken.
»Komm schon, Rory«, bat er und hängte sich bei mir ein. »Habe ich mir hier draußen nicht den Hintern abgefroren und meine Liebste herbeigesehnt? Willst du mich jetzt wirklich abservieren?«
Erschauernd starrte ich in seine grünen Augen. O ja, er kannte die Macht seines Blicks. Meine Knie wurden weich. Doch das war nicht der Grund, warum ich zustimmte. So verzweifelt war ich nun wirklich nicht. Nein, ich stimmte schließlich zu, weil ich ein besseres Ende für meine Dating-Kolumne brauchte. Nur darum ging es mir.
Und um eine weitere Knutscherei neben den Mülltonnen beim Pub, wie sich herausstellte. Wie es dazu kam, konnte ich gar nicht mehr genau rekonstruieren. Wäre es ein geplantes Date gewesen, hätte ich natürlich eine romantischere Umgebung ausgesucht. Aber alles war spontan, total unpassend und irgendwie lächerlich, und ich beschloss, mich einfach darauf einzulassen. Der Abend rauschte einfach vorbei. Am nächsten Morgen würde es mir schwerfallen, mich an eine von Malkys weitschweifigen, sprunghaften Geschichten zu erinnern und sie in zweidimensionaler Form aufzuschreiben. Denn sie hingen von seinen ausdrucksvollen Gebärden ab. Er war im Pub herumgelaufen oder hatte auf dem Tisch Bühnenbilder aus Chips-Packungen und Pfeffermühlen gestaltet, um die geschilderten Ereignisse zu inszenieren.
Es hatte auch sehr viel Alkohol dazugehört. Martin war kein exzessiver Trinker. Er begnügte sich mit ein bis zwei Gläsern Wein zum Essen. Es war eine ganz neue Erfahrung, Malkys lebhaftes, vom Guiness angestacheltes Temperament zu beobachten. Und mein eigenes, von Rotwein und Sehnsucht beflügelt. Ich schwebte auf einer dicken Wolke aus Alkohol und Aufmerksamkeit, eines so giftig wie das andere, und wir landeten wieder im selben schäbigen Mülltonnen-Ambiente wie bei unserem ersten Date.
»Diesmal bringe ich dich nach Hause«, entschied Malky nach einem gierigen Kuss, »und ich werde kein Nein akzeptieren.«
Als er seine kalte Hand unter meinen Pullover schob, kicherte ich. Aber ich sagte nicht Ja. Ich wusste nicht, ob ich ihn mit zu Tante Lyd nehmen wollte. Nicht, dass sie noch wach sein würde. Die Frühaufsteher gingen um zehn Uhr abends ins Bett.
»Wo wohnst du, Rory?«
Lachend schüttelte ich den Kopf. »Ich kenne dich doch kaum.«
»Wenn du dauernd Nein sagst, wirst du mich auch nicht näher kennenlernen«, argumentierte er und schob seine Hand höher hinauf. »Eigentlich dachte ich, mit dir würde es etwas mehr Spaß machen.«
»Hör auf, es ist kalt«, protestierte ich und zog
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