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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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versprochene »nächste Mal« warten, bevor ich über unser Date berichtete. Einen Artikel über Luke zu schreiben, fand ich einfacher, auch wenn er zu glauben schien, unser romantisches Abenteuer wäre keineswegs vorbei. Die Luke-Kolumne sollte erst später in diesem Monat erscheinen, aber wegen des vierzehntägigen Veröffentlichungsrhythmus der Kolumne musste ich gleichzeitig schreiben und neue unpassende Männer aufstöbern. Die Reportage über Malky würde Anfang April auf die Website kommen und mit den Mülltonnen neben dem Pub enden, so wie in der Realität. Zweifellos gutes Material für eine Folge unter dem Titel: Der Mann, der nicht anrief . Wenn ich ihn als Material betrachtete, fand ich sein Schweigen weniger schmerzlich. Ich war so sicher gewesen, wir würden uns wiedersehen.
    Hatte ich den Glanz in seinen Augen an jenem Abend missdeutet? Zum ersten Mal seit Wochen hatte ich neue Hoffnung geschöpft, als wäre er tatsächlich ein ernsthafter Kandidat. Aber so etwas meinte Tante Lyd vermutlich, wenn sie die Beziehungen zwischen Männern und Frauen als Schlachtfelder bezeichnete. Ich bastelte an dem Text herum, doch es kam nichts Richtiges dabei heraus. Und das war unbefriedigend. Die sanfte Abfuhr, die Teddy mir erteilt hatte, erschien mir viel angenehmer.
    Am Abend ging ich zur U-Bahnstation am Leicester Square. Wie jeder Londoner weiß, frequentieren nur Touristen und Teenager die Covent-Garden-Station mit ihren langsamen, überfüllten Liften und den Warteschlangen verwirrter Auswärtiger. Wenn man sich auskennt, geht man über die Garrick Street, denn da meidet man die Horden, die sich im Schneckentempo voranschieben.
    Wie die meisten Londoner, die im Zentrum arbeiteten, sah ich in den Touristen vor allem Leute, die schreckliche Sneakers trugen, nach dem Weg fragten und daran erinnert werden mussten, auf den Rolltreppen auf der rechten Seite zu stehen. Ich hielt sie für Hindernisse, denen man ausweichen musste, und fixierte den Boden. Aber an diesem Abend beobachtete ich, wie sie sich auf dem Markt tummelten, einem Royal-Opera-Studenten lauschten, der im Atrium sang, vor den Pubs lachten, dick eingemummt, um sich vor der Kälte zu schützen – und aus unerklärlichen Gründen beneidete ich sie. Ich beneidete keine einzelnen Personen, keinen Schritt würde ich in so hässlichen Turnschuhen machen. Nein, ich beneidete sie, weil sie zu einer Gruppe gehörten. Inmitten so vieler Menschen fühlte ich mich allein. – Natürlich war das ein kitschiges Klischee.Aber ich hatte gedacht, ich – die Londonerin – würde hierhergehören, während sie mir nur im Weg standen. Und jetzt wünschte ich mir, ich würde zu so einer Gruppe gehören, in der sich alle gutmütig anrempelten, scherzten und ihren Spaß hatten. Ich war einsam, erkannte ich, richtig einsam. Ich sehnte mich nicht nur nach Martin, sondern auch nach unseren Freunden, nach unserem gemeinsamen Leben. Ich wollte irgendwo dazugehören.
    Weil ich der Gefahr entkommen wollte, in eine Spirale negativer Gedanken zu geraten, kaufte ich den Evening Standard und lenkte mich mit den Schlagzeilen ab, bis die U-Bahn Clapham Common erreichte. Außerhalb der Station zog ich meine Mütze tief in die Stirn, um sie vor dem Wind zu retten, der über die Grasfläche fegte. Den Kopf gesenkt, eilte ich über das Pflaster. Aus der Richtung des leeren Planschbeckens drang Geschrei zu mir, das ich ignorierte. Normalerweise alberten Teenager dort auf ihren Skateboards herum. Was sie mir zuriefen, interessierte mich nicht. Aber an diesem Abend blieb das Geschrei beharrlich und näherte sich.
    »Hey! Hey!«
    Ich ging weiter und musterte den Gehsteig, um Blickkontakte zu vermeiden, das Gesicht so ausdruckslos wie alle Londoner, die fürchteten, von Fremden angesprochen zu werden. Insbesondere von Fremden, die um Geld baten.
    »Hey! Hey! Rory, hey!«
    Da hob ich den Kopf und sah Malky zu mir laufen, den Gitarrenkasten am Rücken, Gordon auf den Fersen.
    »O Gott, Rory«, keuchte er, »seit einer Ewigkeit rufe ich nach dir. Hast du nichts gehört?« Er blieb vor mir stehen und stützte ächzend seine Hände auf die Knie.
    »Tut mir leid, ich dachte, es wären die Jungs da drüben.« Ich wies mit dem Kinn zum leerem Becken. Obwohl ich Handschuhe trug, zog ich meine Hände nicht aus den Manteltaschen. Dafür war es zu kalt. Außerdem hegte ich ziemlich frostige Gefühle für Malky, nachdem er sich fast zwei Wochen lang nicht gemeldet hatte.
    »Ich musste richtig rennen …«

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