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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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und gar keine Erfüllung im Job gesucht. Ich hatte nur die Chance gesehen, historische Häuser zu erforschen und Kunstwerke aus der Nähe zu betrachten.
    Jetzt, nach dem Ende meiner Beziehung, lag plötzlich der Fokus auf meinem Arbeitsalltag und wurde grell erleuchtet wie eine Vase auf einer Säule – eine brüchige, schäbige Vase. Statt Artikel über Kunstgeschichte zu schreiben, schlug ich mich mit der idiotischen Dating-Kolumne herum. Genauso gut könnte ich für eine Zeitschrift über Wellensittiche arbeiten, da würde ich wahrscheinlich mehr verdienen.
    Seufzend musterte ich die Menschenmenge auf dem Clapham-Common-Bahnsteig für die Züge nach Norden und entschied, dass mir die Kraft fehlte, um mich durch dieses Gedränge zu kämpfen. Wenn ich ein paar Stationen in die falsche Richtung fuhr, vielleicht bis Balham, würde der Pendlerverkehr nachlassen. Dann müsste es einfacher sein, die City zu erreichen.
    Und so wandte ich mich zum anderen Bahnsteig, wo gerade ein Zug nach Süden hielt. In einem fast leeren Waggon ergriff ich eine Ausgabe der Metro -Zeitung und genoss den seltenen Luxus eines Sitzplatzes, wenn auch nur kurzfristig. Manchmal waren ein paar Schritte rückwärts die einzige Möglichkeit, voranzukommen. Galt das nicht auch für das Leben? Ich musste einfach glauben, dass diese Dates mit unpassenden Männern, so lächerlich sie auch wirken mochten, mich in eine bessere Zukunft führen würden.
    Wenn ich mich schon zum Dating-Versuchskaninchen von Country House erniedrigte, musste doch irgendein Vorteil für mich dabei herausspringen. Was sollte ich denn sonst mit meinem Leben anfangen?

21
    Ganz im Geiste meiner neuen Philosophie, mit Rückschritten voranzukommen, zwang ich Ticky, mir das Passwort von »DasGlückMeinerFreundin.com« zu verraten, und seufzte mich bei meinem Morgentee durch die verfügbaren Profile. Um ehrlich zu sein – ich zog nicht ernsthaft in Erwägung, mich bei einem der inserierten Typen zu melden. Eigentlich wollte ich mich eher von der Erinnerung an den letzten Abend mit Malky ablenken. Wahrscheinlich wollte er mich nie mehr sehen, nachdem Mr. Bits seinen armen Hund misshandelt hatte. Doch ich konnte mich wenigstens mit einem dramatischen Ende der Kolumne über ihn trösten. Das musste ich allerdings sehr vorsichtig formulieren. Wie aus den Briefen unserer Leser hervorging, bevorzugten sie keine Katzen, sondern Hunde. In einem Postskriptum würde ich betonen, Gordon habe den Angriff unversehrt überstanden. Nur sein Hundestolz sei verletzt worden.
    Die Profile waren eine deprimierende Lektüre. Bisher hatte ich nichts vom Sadismus des Onlinedatings geahnt. Gewiss, ich hatte die üblichen Horrorstorys gehört: Ein angeblich achtundzwanzigjähriger Triathlet entpuppte sich beim ersten Date als fettleibig und über vierzig. Ein angeblich eins neunzig großer Typ war in Wirklichkeit so klein, dass ein Hobbit riesig neben ihm gewirkt hätte. Doch das war anscheinend nur die Spitze eines gruseligen Eisbergs. Ich hatte mir vorgestellt, in diesen Profilen würde ich ein reichhaltiges Spektrum unpassender Männer finden und mir die nettesten aussuchen können. Stattdessen stellte ich fest, dass zweiundzwanzig Kerle, von denen ich noch nie gehört hatte, mein Profil als »uninteressant« markiert hatten. So musste sich eine Frau fühlen, wenn ihr in einer Bar auf die Schulter geklopft und mitgeteilt wurde, sie sei völlig reizlos.
    Aber das fand ich ehrlich gesagt noch weniger beunruhigend als die vierzehn Männer, die mich tatsächlich kennenlernen wollten. Um mir eine möglichst reiche Auswahl zu verschaffen, hatte Ticky keine besonderen Wünsche geäußert, was meinen bösen Traumjungen betraf. Was ich jetzt las, erschreckte mich. Vier Männer sortierte ich sofort aus, weil sie keine zusammenhängenden Sätze zustande brachten, dann drei weitere, die mir Dates weit draußen auf dem Land vorschlugen. Sieben blieben übrig. Ticky verbot mir, einen Interessenten abzulehnen, der auf den Fotos sein Gesicht mit einer Hand verdeckte, und einen, der einen dicken Schal trug – vermutlich, um sein Doppelkinn zu verhüllen. Immerhin durfte ich die Zuschrift eines »hemmungslosen, abenteuerlustigen« Astrologen löschen. Das wies zu eindeutig auf Brustwarzenklammern und Partnertausch hin – zu unpassend für meinen Geschmack.
    Noch sechs … Bedrückt las ich ihre Profile, von wachsenden bösen Ahnungen erfüllt. Einige IT -Profis suchten »Komplizinnen«, um beispielsweise »das Beste

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