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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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Dawn.«
    »Nichts Besonderes.« Ich würde mich nicht zu einem Wutanfall verleiten lassen, obwohl ich gute Lust dazu hatte. »Und wie war’s bei Ihnen? Eine hektische Nacht? Erst Gewichtheben – und dann mussten Sie noch Selbstbräuner auftragen?«
    »Selbstbräuner?«, wiederholte er verwirrt.
    »Oder schlafen Sie auf einer Sonnenbank?« Ich musterte ihn von oben bis unten. Auch an diesem Morgen trug er ein hautenges T-Shirt, ausnahms- und glücklicherweise ohne Slogan, weiß und langärmelig, aber es verriet deutlich genug, wie oft er sich im Fitnessstudio tummelte. Sicher frühstückte er Steroide. »Am Ende des Winters ist niemand so braun, ohne ein bisschen nachzuhelfen.«
    »Oder ohne Urlaub in Thailand.« Er verdrehte die Augen und wandte sich wieder zur Spüle. »Lydia, haben Sie schon in die Badezimmerkataloge geschaut, die ich Ihnen mitgebracht habe?«
    »Noch nicht«, erwiderte meine Tante. »Keine Ahnung, wie man Toiletten aussucht – oder wo ich anfangen müsste …«
    »Wenn die Bäder am Monatsende fertig sein sollen, wird die Zeit langsam knapp«, erklärte Jim und ignorierte mich. »Vielleicht kann ich Ihnen später ein paar Angebote im Internet zeigen und Ihnen bei der Auswahl helfen?«
    »Oooh, Jim, Sie haben versprochen, mir bei meinem Internet zu helfen!« Etwas unsicher klimperte Eleanor mit den Wimpern. »Percy sagt, er hätte schon drei Websites über sich selber gefunden.«
    »Das sind nicht nur Websites!«, verkündete Percy großspurig. »Die nennt man Fansites . Da versammeln sich meine Fans im virtuellen Reich und diskutieren über mein oeuvre . Gleichsam eine Bühnentür ins Internet …«
    »Also dann eben Fansites.« Eleanor leerte ihr Whiskyglas. »Wenn Percy drei hat, muss es über mich mindestens genauso viele geben. Vermutlich noch mehr …«
    »Eine Website über die Statisterie in EastEnders konnte ich nicht finden«, schnaufte Percy. »Aber vielleicht habe ich die untersten Tiefen des Internets auch noch nicht erforscht.«
    »Percy«, mahnte Tante Lyd. »Heute Vormittag werde ich den Computer benutzen. Und ich schlage vor, ihr zwei geht ins Internet-Café an der High Street, wenn ihr darüber streiten wollt, wer von euch populärer ist.«
    »Da habe ich was viel Besseres zu tun.« Eleanor stand auf und stelzte aus der Küche. Als sie die Treppe ansteuerte, stieß sie leicht gegen den Türrahmen. Beunruhigt wechselte Jim einen Blick mit meiner Tante. Obwohl ich die Sorge der beiden verstand – Eleanors Whiskykonsum war tatsächlich beängstigend –, ärgerte ich mich, weil Tante Lyd sich mit ihren Problemen an Jim wandte statt an mich. Immerhin war ich mit ihr verwandt und er nur eine bezahlte Arbeitskraft. Sollte sie so etwas nicht mit mir besprechen?
    »Ich muss auch weg.« Ich ergriff meinen Marmeladentoast. »Ich habe heute furchtbar viel zu tun.«
    »Nun, dann wünsche ich dir einen angenehmen Tag, Liebes«, sagte Tante Lyd.
    »Ja, viel Spaß im Büro, Dawn.« Grinsend schwenkte Jim einen Schraubenschlüssel in meine Richtung.
    Aus diesen scheinbar harmlosen Worten hörte ich eine unterschwellige Bedeutung heraus: Während Sie sich in einem langweiligen Büro abquälen, bin ich, Mr. Solarium, Ihnen haushoch überlegen und der Tretmühle zwischen neun und fünf längst entronnen. Ich hänge hier mitsamt meinen aufgepumpten Muskeln rum, nutze den Großmut Ihrer Tante aus und betrüge sie um ihre mageren Ersparnisse. Und Sie kriegen nur ein Almosen, lassen sich den ganzen Tag von feinen Pinkeln rumkommandieren und schuften für eine Zeitschrift, die kein Mensch liest.
    »Und Ihnen wünsche ich viel Spaß, wenn Sie in der Scheiße anderer Leute wühlen«, zischte ich. Tante Lyd runzelte die Stirn. Aber bevor sie etwas sagen konnte, rannte ich zur Tür hinaus. Sie fand Jim großartig, hilfsbereit und freundlich. Leider durchschaute sie ihn nicht so wie ich.
    Erbost marschierte ich zur U-Bahnstation. Es war einer dieser Morgen, an denen besonders viele und besonders viele nervige Pendler unterwegs waren. Als müsste ich mich nicht schon genug ärgern. Jims Urteil störte mich, weil ich ihm recht gab. Klar, mein Liebesleben war lächerlich, mein Job stupide. Nicht, dass ich ihn aufgeben und Installateurin oder Schreinerin werden wollte – ich glaubte keineswegs an die Theorie, nur eine handwerkliche Tätigkeit wäre der Schlüssel zum Glück. Aber ich überlegte, ob meine Arbeit mich jemals befriedigen würde. Ich hatte mich stets auf Martin und unsere Beziehung konzentriert

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