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Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)

Titel: Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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Aufmerksamkeit eines Verrückten erregen oder – noch schlimmer – die raffinierten Spendensammler anlocken, die in so belebten Vierteln verwundbare Leute ausspionierten und zu regelmäßigen Zahlungen verpflichteten? (Wie war ich wohl an Save the Children geraten?) Wenn ich dagegen zu unnahbar aussah, würde ich womöglich den Mann abschrecken, auf den ich wartete. Andererseits würde sich ein Mann, der Kriegsverbrechern und ähnlichen Typen gegenübergestanden hatte, wohl kaum vor der gerunzelten Stirn einer eins fünfundsechzig großen Journalistin fürchten.
    Ich war immer noch dabei, die richtige Miene aufzusetzen, als eine behandschuhte Hand meinen Arm berührte und eine tiefe Stimme fragte: »Rory?«
    »Sebastian?« Ich starrte in lichtblaue Augen, die durch den Kontrast zu dem dunkel gebräunten Gesicht noch heller wirkten. Seine weißblonden Wimpern verrieten, dass er sehr viel Zeit im Sonnenschein verbracht haben musste. Falls er Haare besaß (natürlich trug er einen Hut), waren sie sicher genauso ausgebleicht. Echte Spuren von einem Leben unter freiem Himmel und keine künstlichen wie bei Jim.
    »Freut mich, dass Sie gekommen sind.« Er duckte sich neben mich unter die Markise und musterte mich ernsthaft. »Vielen Dank.«
    »Selbstverständlich bin ich hier.« Ich lachte. »Wurden Sie schon einmal versetzt?«
    »Ich bin an Enttäuschungen gewöhnt.« Die Augen zusammengekniffen, schaute er sich um, als erwartete er eine kriegerische Attacke aus der Richtung der Neal Street. Vielleicht wusste er Bescheid über die Spendensammler.
    »An dieses Wetter sind Sie sicher nicht gewöhnt – nachdem Sie in Darfur waren.« Ich fror erbärmlich, wollte ihn aber nicht mit der Frage bedrängen, wohin wir gehen würden.
    Die Augen immer noch verengt, wandte er sich wieder zu mir. »Offensichtlich haben Sie niemals einen Kosovo-Winter erlebt.«
    »Äh – nein – noch nie«, bestätigte ich und kam mir idiotisch vor. Von Small Talk hielt er nichts, das hätte ich mir denken können. Zweifellos zog er tief schürfende Gesprächsthemen vor.
    »Dagegen ist das hier gar nichts«, bemerkte er düster.
    Vermutlich würden wir noch eine Weile hierbleiben und die Unterschiede zwischen den winterlichen Temperaturen in ganz Europa erörtern. Weil Sebastian an die Kosovo-Kälte gewöhnt war, störte es ihn nicht, im Regen zu stehen. Aber ich persönlich wollte im Warmen sitzen und was trinken.
    »Haben Sie schon entschieden, wohin wir gehen?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    »Wohin wir gehen?«
    »Na ja, auf einen Drink?« Drückte ich mich in einer Fremdsprache aus? War das Sebastians erstes Date? Hatte er bisher nur mit hartgesottenen Kriegskorrespondentinnen in Kampfanzügen geschlafen, zum Soundtrack ferner Schüsse? Sein mangelndes Interesse am Small Talk verstand ich. Aber verwirrte ihn meine Frage wirklich dermaßen? Er musste doch wissen, dass die meisten Dates innerhalb von vier Wänden stattfanden. Besonders an einem verregneten Märzabend …
    Er sah sich wieder um und kräuselte die Lippen. »Ich kenne mich hier nicht besonders gut aus. Aber Sie arbeiten hier in der Nähe. Was schlagen Sie denn vor?«
    Beruhigt atmete ich auf. Nun durfte ich eine Rolle spielen, der ich mich gewachsen fühlte. Ich führte ihn durch die Menschenmenge in der Neal Street zu einem Pub an der Ecke der Shelton Street. Aber noch bevor wir die Tür öffneten, genügte mir ein Blick durch das Fenster, um zu merken, dass das Lokal gerammelt voll war. Sebastians gebräuntes Gesicht zeigte bereits die Spuren tiefer Müdigkeit. Es würde ihm sicher missfallen, wenn wir zusammengedrängt in einer Ecke stehen müssten, ohne die Mäntel ausziehen zu können. Als ich erklärte, dass wir woandershin gehen müssten, hörte ich ihn hinter mir seufzen und geriet fast in Panik. Was dachte ich mir nur? Wie konnte ich diesen prinzipientreuen, edlen, nach einer Gerichtsverhandlung in Den Haag erschöpften Mann an einem Donnerstagabend durch die City schleppen, auf der bedeutungslosen und noch dazu vergeblichen Suche nach zwei Plätzen in einem Pub? Um diese Zeit und bei diesem Wetter würden alle Lokale überfüllt sein.
    Während ich mein mentales Rolodex durchforschte, erinnerte ich mich plötzlich an Jeremy Wells’ L’Ecluse, Lysanders Lieblingsrestaurant gleich um die Ecke. Fürs Dinner war es natürlich viel zu teuer. Aber von Ticky instruiert, ein erstes Internet-Date dürfe höchstens zwei Stunden dauern, hatte ich Sebastian bereits erklärt, um halb

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