Vergiss das mit dem Prinzen: Roman (German Edition)
Porträt.«
»O Eleanor, was für eine fabelhafte Idee!« Erfreut genoss Tante Lyd den seltenen Moment häuslicher Harmonie.
»Ich habe sogar Percys Fanclub in Ashby-de-la-Zouch überboten, um die Zeitschrift zu ersteigern«, verkündete Eleanor selbstzufrieden.
»Also habe ich einen Fanclub in Ashby-de-la-Zouch?« Seufzend blinzelte er seine Tränen weg. Mit bebenden Fingern und weißen Knöcheln umklammerte er die zerknitterte Radio Times , als wollte er sie nie mehr loslassen.
Auf der Treppe polterten Schritte, die Küchentür öffnete sich, und Jim stand da. Wie sein breites Grinsen verriet, erwartete er einen begeisterten Empfang.
»Guten Morgen allerseits!«, rief er.
Zu meiner Schadenfreude waren wir alle zu sehr von der Radio Times fasziniert, um ihm die Aufmerksamkeit zu schenken, die ihm nach seiner Meinung gebührte. Glaubte er wirklich, wir müssten niederknien, sobald er auftauchte?
»Was ist denn hier los?« Er schlenderte zum Tisch, auf dem Percy gerade die Seite mit seinem Porträt aufgeschlagen hatte. »Unfassbar – sind das Sie , Perce?«
Wir alle starrten das Foto eines viel jüngeren Percy Granger an, mit kastanienbraunem Haar, zu einer Windstoßfrisur gestylt, die Prinzessin Dianas Stufenschnitt um Jahre vorausgegangen war. Sein zitronengelber Pullover konnte locker mit der Garderobe von Lance Garcia mithalten. Aber im Gegensatz zu Lance trug Percy ihn mit einer gewissen Ironie. Im Dreieck des dunklen Brusthaars funkelte eine Goldkette.
»In meinen besten Jahren«, flüsterte er.
»Was für ein attraktiver Mann Sie waren!« Jim studierte das Foto etwas genauer. »Klar, das sind Sie immer noch … Aber damals müssen Ihnen alle Frauen nachgerannt sein.«
Percy straffte die Schultern. Auf seiner Wange trocknete eine einsame Träne. »An weiblicher Gesellschaft hat es mir gewiss nicht gemangelt.«
»Oh, er war einfach hinreißend.« Tante Lyd zog das Magazin näher zu sich heran. »Als Linda und ich die ersten Folgen von Diese Devereux Girls drehten, wurden wir vom Hoppla -Set verjagt, weil wir versucht hatten, in Percys Garderobe zu schleichen.«
»Tante Lyd!«, japste ich. »Du wolltest dich an Percy ranmachen?«
»Tatsächlich?« Percy musterte sie interessiert.
»O ja«, gab sie zu und lachte. »Aber Sie waren viel zu berühmt, um zwei alberne Mädchen zu beachten. Wie ich mich entsinne, wurde Lin von einem Sicherheitsbeamten abgeführt. Und ich … Ach, egal.« Obwohl sie wieder lachte, schien sich ihr Gesicht sekundenlang zu verdüstern.
Voller Stolz warf Percy sich in die Brust. »Ich fühle mich geschmeichelt. Von Linda Ellery und Lydia Bell verfolgt!«
»Die Männer in ganz London hätten gerne in Ihrer Haut gesteckt, Perce«, meinte Jim und stieß ihn grinsend an.
»Also wirklich, Jim.« Errötend trug Tante Lyd ihre Porridgeschüssel zur Spüle. Das war kein gespielter Protest. Über die Zeit ihrer TV -Erfolge wollte sie nicht reden, im Gegensatz zu ihren ZG s, die kaum ein anderes Thema kannten.
»Damit hat er völlig recht, liebe Lydia«, bekräftigte Eleanor. »Ich wollte Ihnen ein Sunday Times Magazine von 1983 kaufen, mit dem großen Schlammschlachtfoto von Ihnen und Linda Ellery. Aber diese Ausgabe ist heutzutage ein Sammlerstück, und das konnte ich mir einfach nicht leisten.«
Tante Lyd blickte über ihre Schulter. »Bizarr.«
»Schade, dass Sie Ihren Beruf schon so jung aufgegeben haben …«
»Sehr schade.« Percy blickte von seiner Radio Times auf. »Damals waren Sie noch keine fünfunddreißig. Bis zum heutigen Tag treffe ich kaum einen Mann, dem nicht die Kinnlade runterfällt, wenn ich ihm erzähle, ich würde in Lydia Bells Pension wohnen.«
Tante Lyd lächelte abfällig und drehte die Wasserhähne über dem Spülbecken auf, damit das Rauschen alle weiteren Komplimente übertönte. Dann zog sie gelbe Gummihandschuhe an. »Ihr seid alle viel zu nett. Gibt’s noch was zum Abwaschen?«
Sicher war das der falsche Moment, um sie an ihren Geschirrspüler zu erinnern. Ich stellte die leeren Porridgeschüsseln ineinander und wollte sie ihr bringen. Aber Jim nahm sie mir aus den Händen. »Das mache ich schon. Wissen Sie, dass Sie so aussehen wie damals Ihre Tante, Dawn?«
Verwirrt wich ich zurück. Meine Tante war eine berühmte Schönheit gewesen. Leider endete unsere Ähnlichkeit schon bei den braunen Augen. Warum schmeichelte er mir plötzlich? Ahnte er etwas von meinem Verdacht, er würde Tante Lyd betrügen? »Klar«, spottete ich.
»Lernen Sie
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