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Vergiss die Toten nicht

Vergiss die Toten nicht

Titel: Vergiss die Toten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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Abgeordnete haben wollte.
    Aus Nostalgie und auch aus Aberglaube hatte Nell ihre Wahlkampfzentrale im Hotel Roosevelt eingerichtet, wo auch ihr Großvater seine Triumphe gefeiert hatte. Als die Wahllokale geschlossen wurden und allmählich die ersten Hochrechnungen eintrudelten, saßen sie alle in einer Suite im neunten Stock des Hotels gebannt vor drei Fernsehern – einer für jeden wichtigen Sender –, die auf einer Seite des Zimmers aufgestellt worden waren.
    Gerti MacDermott war dabei, außerdem Liz Hanley und Lisa Ryan. Nur Dan Minor fehlte. Er hatte gerade angerufen, er werde sich gleich aus dem Krankenhaus auf den Weg machen.
    Wahlkampfhelfer gingen aus und ein und stocherten nervös auf dem köstlichen Büfett herum, das für die Gäste vorbereitet worden war. Einige der Assistenten waren optimistisch, andere rechneten sich nur geringe Chancen aus, denn der Wahlkampf war außergewöhnlich hart gewesen.
    Nel wandte sich an ihren Großvater: »Egal, ob ich gewinne oder verliere, Mac, ich bin froh, dass du mich überredet hast zu kandidieren.«

    »Es gab keinen Grund, der dagegen gesprochen hätte«, brummte er. »Der Parteivorstand war einer Meinung mit mir –
    die Sünden eines Ehemannes darf man nicht seiner Frau anlasten.
    Allerdings muss ich gestehen, dass deine Kandidatur wahrscheinlich unmöglich geworden wäre, wenn es einen Prozess gegeben hätte. Du wärst unweigerlich in die Sache hineingezogen worden, und die Medien hätten ein Riesentheater veranstaltet. Doch da Adam und seine Komplizinnen tot sind, ist es Schnee von gestern.«
    Schnee von gestern, dachte Nel . Schnee von gestern, dass Adam mich betrogen hat. Schnee von gestern, dass er Jimmy Ryan, Winifred Johnson und alle anderen, die ihm hätten gefährlich werden können, mit der Jacht in die Luft gehen ließ.
    Schnee von gestern, dass ich mit einem Ungeheuer verheiratet gewesen bin. Drei Jahre lang habe ich mit Adam zusammengelebt. Habe ich nicht immer gespürt, dass mit unserer Ehe etwas schrecklich im Argen lag? Ich hätte es mir eingestehen müssen.
    Der Ermittler aus Bismarck hatte noch weitere beunruhigende Einzelheiten über Adam aufgedeckt. Bei einem seiner fragwürdigen Geschäfte in North Dakota hatte er den falschen Namen Harry Reynolds benutzt. Offenbar hatte er das Winifred verraten.
    Nel sah sich im Raum um. Lisa Ryan, die ihren Blick auffing, reckte aufmunternd den Daumen in die Luft. Im Frühsommer hatte Lisa Nel angeboten, ihr im Wahlkampf zu helfen. Nel war sofort einverstanden gewesen und mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Lisa hatte unermüdlich gearbeitet und jeden Abend in der Wahlkampfzentrale verbracht, wo sie mit Wählern telefonierte und Broschüren versandte.
    Ihre Kinder hatte Lisa für den Sommer mit den Nachbarn, Brenda Curren und deren Mann, ans Meer geschickt. Sie hielt es für besser, dass sie aus der Gegend verschwanden, bis sich das Gerede über ihren Vater gelegt hatte. Doch es war weniger schlimm gekommen als erwartet. Der Name Jimmy Ryan stand zwar in den Polizeiakten, aber die Presse hatte sich kaum für ihn interessiert.
    »Die Kinder sind sich darüber im Klaren, dass ihr Vater einen großen Fehler gemacht hat«, sagte Lisa offen bei ihrer ersten Besprechung mit Nell. »Aber sie wissen auch, dass er sterben musste, weil er sich dazu bekennen wollte. Er wollte alles wieder gutmachen. Seine letzten Worte zu mir waren ›Es tut mir leid‹, und nun verstehe ich, was er damit gemeint hat. Er hat es verdient, dass ich ihm verzeihe.«
    Sie hatten beschlossen, dass Lisa im Fall eines Wahlsiegs in Nel s New Yorker Büro arbeiten sollte. Hoffentlich klappt es, dachte Nell und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Fernsehern zu.
    Das Telefon läutete. Lisa hob ab und kam dann zu Nel hinüber. »Das war Ada Kaplan. Sie betet, dass du gewinnst, und sagt, du wärst eine Heilige.«
    Nel hatte Ada ihr Grundstück zurückgegeben, und zwar für genau den Preis, den sie von Adam dafür erhalten hatte.
    Daraufhin hatte Ada es für drei Millionen an Peter Lang verkauft. »Kein Wort zu meinem Sohn«, sagte sie zu Nell. »Er kriegt nur das, was ich ihm versprochen habe. Die Differenz vermache ich einer jüdischen Hilfsorganisation, damit das Geld bedürftigen Menschen zugute kommt.«
    »Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen, Nell«, knurrte Mac ärgerlich. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so knapp wird.«
    »Mac, seit wann wirst du zappelig, wenn du dir Wahlen ansiehst?«, fragte Nell lachend.
    »Seit du im Rennen bist.

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