Vergiss es Baby - Roman
nur, um seinen Mund in die Nähe ihrer Lippen zu bringen.
Gerade als sie die Augen schloss, schellte es. Mit einem Satz sprang sie auf, rannte zur Tür und hätte sie am liebsten gleich wieder geschlossen. Doch Mama, die wohl den ganzen Tag mit ihren Freundinnen im Fitnesscenter verbracht hatte, war schon an ihr vorbeigefegt.
»Hab ich meine Handtasche hier liegen lassen?«
Ihre Mutter schenkte ihr nur einen hastigen Blick und schien die Röte in ihrem Gesicht nicht zu bemerken. »Da ist mein Wohnungsschlüssel drin. George ist unterwegs, und ich möchte ihn nicht anrufen, und bitten, mir aufzusperren.«
Schon war sie in der Küche. Valentin setzte sein bestes Schwiegersohn-Grinsen auf. Unbewusst, wie Marlene hoffte. Aber das war nun auch egal. Sie würde ihn vorstellen müssen.
»Mama, das ist Valentin.« Als er ihrer Mutter die Hand gab, entging ihr nicht, dass beide sich neugierig musterten.
»Er hilft uns beim Renovieren.«
»Wie nett! Und so schick angezogen!«
Mit Kennermiene ließ Mama ihren Blick über seinen nackten Oberkörper schweifen.
»Es geht doch nichts über stilvolle Kleidung.«
Hätte der Kerl sich nicht ein T-Shirt oder sonst was unter seine Latzhose ziehen können?
»Ein Handwerker, der sonntags arbeitet und auch noch kochen kann!« Mama warf Valentin einen anerkennenden Blick zu, als der den Deckel von einem Topf hob, umrührte und anschließend ein paar Gewürze ins Essen gab. »Also das nenne ich Arbeitseinsatz!«
»Ich habe heute schon etwas Fensterrahmen geschliffen und Balkontür.« Marlene verzieh ihm seine Notlüge. »Ist fast fertig«, verkündete er stolz.
Fragen, wo genau seine beruflichen Prioritäten lagen und in welcher Beziehung er zu ihr stand, verkniff sich Mama, obwohl ihr die Neugier deutlich anzumerken war.
Unaufgefordert ging Valentin zur Kaffeemaschine, stellte Mama eine Tasse hin und rückte Milch und Zucker in ihre Nähe. Als ein Löffel zu Boden fiel und er sich bückte, um ihn aufzuheben, stieß Mama ihr den Ellenbogen in die Rippen. Valentins Knackarsch gefiel eben auch anderen.
Ein peinliches Schweigen entstand, während Mama in ihrer Tasse herumrührte, den Blick fest auf Valentin geheftet.
»Hast du im Bad nachgesehen?«, fragte Marlene ihre Mutter. Es konnte nicht falsch sein, sie abzulenken.
»Wieso?«
»Na, deine Tasche! Vielleicht ist sie ja dort.«
»Nein. Ich war gar nicht im Bad.« Ihre Mutter blieb auf ihrem Stuhl kleben und lächelte Valentin an.
»Im Wohnzimmer vielleicht?«
»Da war ich auch nicht.«
»Dann lass uns im Flur nachsehen.«
Sie zog ihre Mutter hoch, die ihr zum Glück bereitwillig folgte.
»So ein netter junger Mann!«, legte sie denn auch gleich los, »und so höflich!«
Marlene verdrehte die Augen und stöhnte innerlich, während sie sich auf der Ablage im Flur nach Mamas Tasche umsah. Leider war von ihr nichts zu sehen.
»Wäre der denn nicht was für dich?«
»Mama! Bitte sprich ein wenig leiser. Er kann uns doch hören!«
»Ich meine ja auch nur, wenn das mit deinem neuen Freund nicht klappt.«
Diese Unterhaltung brauchte Valentin nun wirklich nicht mitzukriegen. Schnell zog Marlene ihre Mutter ins Wohnzimmer und schloss die Tür. »Den du uns ja immer noch vorenthältst.« Sie schüttelte missbilligend den Kopf, um entweder Marlenes Verhalten oder aber den chaotischen Zustand des Raums zu kommentieren. »Es kann nie schaden, zwei Eisen im Feuer zu haben. Riskier doch mal was, Marlene. Ein kleiner Flirt hat noch niemanden umgebracht. George meint auch, ein Abenteuer würde dir guttun.«
Sie hasste es, wenn die beiden über ihr leider immer noch unspektakuläres Liebesleben redeten. Lieber hätte sie eine ihrer demnächst wohl wieder anstehenden Prosecco-Runden mit
saftigen Details bereichert. Doch die Chancen, diesen Teil der ehelichen Pflichten zum Leben zu erwecken, standen eher schlecht. Warum mussten ausgerechnet jetzt, wo sie meinte, etwas Besseres als die Minigurke verdient zu haben, fremde Betten eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Valentin ausüben? Das war doch einfach nicht fair. Allerdings war Valentin vorhin kurz davor gewesen, sie zu küssen. Das hatte sie sich doch nicht eingebildet, oder?
»Ein Mann, der handwerklich begabt ist«, fuhr ihre Mutter fort, »das ist doch wirklich nicht schlecht. Dein Leben lang wirst du dich nicht mehr mit tropfenden Wasserhähnen oder verstopften Abflüssen herumärgern müssen. Ich sage dir, der würde dir guttun, so verkopft wie du bist. Er hat Sinn
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