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Vergiss es Baby - Roman

Vergiss es Baby - Roman

Titel: Vergiss es Baby - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Sanders
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für das Praktische im Leben und steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden.«
    Die er meistens dazu benutzte, einem Ball hinterherzujagen. Wo es doch andere Möglichkeiten gab, mit Bällen zu spielen. Sofort wurde ihr heiß, als sie daran dachte, wie sie ihm die bei passender Gelegenheit gerne zeigen würde. Mein Gott, ging das jetzt schon wieder los! Ihre Fantasie ging wirklich mit ihr durch. Allein die Vorstellung, Valentins Körper mit ihren Händen zu erforschen, brachte das Blut in ihrem Innern zum Rauschen.
    »Der Kerl ist doch wirklich niedlich. Und der andere, wer immer das auch ist, nun, du bist ja nicht an ihn gebunden. Schließlich bist du nicht mit ihm verheiratet.«
    Valentin klopfte an die Tür, bevor er sie einen Spalt öffnete, die Handtasche ihrer Mutter in der Hand.
    »Madame. Ich nehme mal an, das ist Ihre?«

    Erleichtert nahm Mama das gute Stück entgegen, sah auf die Uhr und machte endlich Anstalten, zu verschwinden.
    »Meine Güte. Schon kurz vor sechs. Ich muss noch duschen, bevor ich mich zurechtmache. George und ich wollen ins Gärtnerplatztheater, da gibt es diese aufsehenerregende Inszenierung. Alle sprechen davon, von diesem, du weißt schon, diesem …«
    Marlene ersparte sich den Hinweis, dass ihre Schönheitspflege wohl kaum Stunden beanspruchen würde, denn sie wusste es besser. Endlich war ihre Mutter verschwunden, und sie konnte aufatmen.
    Valentin war taktvoll genug, den Auftritt mit keinem Wort zu erwähnen. Stattdessen schichtete er Fleisch auf die Nudelquadrate, die auf der Arbeitsplatte lagen, bevor er alles zurück in den Topf gab und mit Brühe übergoss.
    Es dauerte, bis es Zeit war, den Tisch zu decken.
    »Du brauchst kein Besteck.« Gehorsam ließ Marlene die Messer und Gabeln zurück in die Schublade fallen. »Beschbarmak bedeutet fünf Finger. Zuhause essen wir es traditionell mit der Hand.«
    Sie legte einen Stapel Servietten auf den Tisch.
    »Erzähl mir von deinem Land«, forderte sie ihn auf und trank einen Schluck Wein.
    »Was willst du wissen?«
    »Alles.«
    Also erzählte er, und sie hörte zu. Seine Stimme hatte diesen weichen, entrückten Klang derjenigen, die ihre Heimat im Herzen trugen, weil die Erinnerungen, die sie immer wieder aufs Neue vor ihrem geistigen Auge entstehen ließen, im Laufe der
Jahre nichts von ihrer Macht verloren hatten. Das Sehnsuchtsmonster hielt ihn in seinen Klauen und dachte gar nicht daran, ihn freizugeben. Es wachte über seiner Schilderung einer glücklichen Kindheit, die er in einem Dorf in der Nähe des Balchaschsees verbracht hatte. Es sah ihm zu, als er Pferdeherden beschrieb, die auf saftigen Wiesen grasten, die im Frühling mit rotem Mohn gesprenkelt waren und im Sommer vom Gedröhn der Zikaden widerhallten. Marlene schloss die Augen und ließ sich bereitwillig in eine fremde Welt tragen. Kaleidoskopartig zogen Bilder an ihrem inneren Auge vorbei. Sie sah sich im Kreise seiner Familie, wie sie bei einem Festmahl Unmengen von Beschbarmak in sich hineinstopfte. Sie tanzte mit Valentin zum Klang der Dombra. Sie stand auf einem holprigen Bolzplatz und winkte, als Valentins Vater die Jonglierstücke seines Sohnes mit der Videokamera festhielt. Fast glaubte sie, die Gluthitze des Sommers, die schneidende Kälte des Winters und den Wind, der über die Steppen fegte, auf ihrer Haut spüren zu können.
    Das Essen und der Wein waren vergessen.
    Als sie ihn küsste, galoppierte sie auf dem Rücken eines Pferdes der aufgehenden Sonne entgegen, die braunen Locken flatterten im Wind, und ihr Magen schlug Purzelbäume. Die Stimme in ihrem Kopf, die ihr nahelegte umzukehren, da sie sich längst in unbekannte Gefilde vorgewagt hatte, ignorierte sie nur allzu gern. Keine Warnung, kein Stoppschild konnte sie aufhalten.
    Sie konnte es nicht länger leugnen. Sie begehrte Valentin mit jeder Faser ihres Körpers.
    Als sie mit ihm im Bett lag, schwiegen die inneren Dämonen,
und endlich gab es nur noch sie beide. Sie genoss den Sex mit ihm in vollen Zügen.
    Eine gute Agentin sollte eben wissen, wenn es an der Zeit war, die Waffen zu strecken und zum Feind überzulaufen.

Kapitel sechzehn
    Valentin war schon weg, als sie aufwachte. Er musste in aller Herrgottsfrühe verschwunden sein. Ihren Rat, die Wohnung nicht zu verlassen, nahm er offensichtlich nicht besonders ernst.
    Bevor er gegangen war, hatte er ihr ein Frühstückstablett neben das Bett gestellt. Wie süß. In der Müslischale warteten Scheiben von Mangos, Ananas und Papaya, die um einen

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