Vergiss es Baby - Roman
Bewerbungspaket für sie vorbereitet, das seine Biografie als Spieler, jede Menge Fotos und professionell produzierte DVDs enthielt, die seine Künste als Fußballer dokumentierten. Marlene war gerührt, als sie sich an den Küchentisch setzten und zusammen die wichtigsten Stationen seiner Karriere durchgingen. Viele waren es nicht. Wie ließ sich mit den wenigen Pfunden wuchern?
Valentin schien ihre Unsicherheit zu spüren.
»Du wirst sie alle in die Tasche stecken«, versuchte er, sie zu ermutigen, »noch ehe sie wissen, wie ihnen geschieht.«
Er zog sie nur auf, oder?
»Meine Mission als Agentin verlangt eine knallharte Ausbildung und ein hartes Training. Vielleicht sollte ich damit anfangen.«
»Darauf wirst du unter den gegebenen Umständen verzichten müssen. Dazu fehlt uns schlicht die Zeit. Allerdings können wir ab und zu mal joggen gehen. Das muss reichen.«
Marlene verdrehte die Augen, während sie ein Foto betrachtete, auf dem Valentin als kleiner Knirps am Rand eines schneebedeckten Bolzplatzes zu sehen war. Sein Fußballtrikot, das wohl einmal weiß gewesen war, strotzte vor Dreck. Ein Mann legte ihm eine Decke um die Schultern. Sicher sein Vater. Oder sein Trainer?
»Mein Vater«, erklärte er, »er war früher bei den Amateuren. Hat im Tor gestanden.«
Sie legte das Foto zur Seite und beugte ihren Kopf über einige Papiere. Alles auf Kyrillisch geschrieben. Hm. Hoffentlich war es nicht nötig, sich eingehender damit zu befassen. Marlene stellte Valentin ein paar Fragen zu seiner vertraglichen Situation, was sie nicht wirklich schlauer machte, aber Valentin zu amüsieren schien.
»Ich gebe gerne zu, dass ich sehr gespannt bin, wie du dich schlägst«, meinte Valentin, während er die DVDs, die sich auf dem Tisch stapelten, mit Etiketten beklebte und beschriftete.
»Du machst es dir leicht«, begehrte sie auf. »Bleibst im Dunkeln und amüsierst dich köstlich, während ich im Rampenlicht stehe und mir ein Bein für dich ausreiße.«
»Du hast dir diese Rolle doch selbst ausgesucht, Babe.«
Wohl wahr. Dagegen gab es so schnell nichts zu sagen.
»Mach dir keine Sorgen. Du schaffst das schon.« Er klang so aufrichtig, dass sie versucht war, ihm zu glauben.
»Du traust mir das tatsächlich zu?«
»Aber ja. Du darfst nur nicht den Fehler machen, dich genauso zu verhalten wie alle anderen. Aber darum brauche ich mir bei dir ja keine Sorgen zu machen.«
»Was willst du damit sagen?« Neugierig blickte sie ihn an.
»Nun, du hast so etwas Erfrischendes, Unkonventionelles. Es wird nicht lange dauern, und alle fressen dir aus der Hand. Bei deinen Männern ist das doch genauso. Es gibt wirklich keinen Grund, warum du keinen Erfolg haben solltest.«
»Meinen Männern?«
Sie und Männer? Nicht mal Karl war einer.
»Es geht mich eigentlich nichts an, aber …«, sagte Valentin betont beiläufig, doch seine Stimme konnte über die Unruhe, die sich in seiner gespannten Körperhaltung ausdrückte, nicht hinwegtäuschen. Er lag auf der Lauer und beobachtete jede ihrer Bewegungen.
»Da hast du wohl recht«, gab Marlene ebenso beiläufig zurück. »Karl ist ein Lover. Weiter nichts. Ein Gelegenheitsliebhaber, der mir die einsamen Stunden versüßt. Was dagegen?«
Valentin zog statt einer Antwort die Augenbrauen hoch. Noch immer fixierte er sie, und sie fühlte sich unwohl unter seinem starren Blick.
»Naja, also«, stammelte sie. Wieder einmal hatte er es geschafft, sie in Verlegenheit zu bringen. »Also, äh … eher Gelegenheit, als, äh … Liebhaber.«
Warum verteidigte sie sich? Karl war doch vollkommen unwichtig. Sie war Valentin keine Erklärungen schuldig.
»Wenn es nur der wäre«, sagte Valentin und kaute auf seiner Unterlippe herum. Schnell wandte er den Blick ab und trat ans Fenster.
Musste das jetzt sein! Sofort schrillten die Alarmglocken in Marlenes Kopf. Was, wenn Mr. X wieder Aufstellung bezogen hatte?
»Ach, vergiss es einfach.« Der Ausblick schien Valentin zu langweilen, denn er drehte sich um und lehnte sich gegen die Fensterbank.
»Du hast recht, es geht mich wirklich nichts an.«
Täuschte sie sich oder schwang in seiner Stimme ein Anflug von Enttäuschung, wenn nicht gar Traurigkeit mit? Aber das hieße ja … Nein. Der Gedanke war einfach lächerlich.
»Hör mal, ich bin jung, in der Blüte meiner Jahre, da ist es doch völlig normal, herumzuexperimentieren.« Es konnte nicht schaden, ihm ein wenig auf den Zahn zu fühlen.
»Jung. Eben. Warum also solltest du deine
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