Vergiss es Baby - Roman
Allein die Vorstellung, seine Nummer zu wählen, erfüllte sie mit blankem Entsetzen.
In diesem Moment klingelte das Telefon, und sie zuckte zusammen.
Das musste Valentin sein! Er hatte seine mentalen Kräfte auf sie konzentriert, ihr Dilemma gespürt und eilte ihr ritterlich zu Hilfe.
Doch es war nur ihre Mutter, die sich über ihren neuen Job entrüstete, von dem sie aus der Zeitung erfahren hatte.
»Kind! Was ist nur in dich gefahren?«, legte sie auch gleich los. »Da habe ich gedacht, jetzt hat die Marlene endlich einen netten jungen Mann kennengelernt. Der sieht gut aus, hat Manieren und verdient als Handwerker gutes Geld. George hat sich auch gefreut. Wir haben soooooo gehofft, du bringst ihn mal zum Essen mit. Und dann das! Der Typ ist Sportler! Ein Fußballer auch noch! Also wirklich, Kind! Was willst du bloß mit dem? Gemeinsam Eiweißdrinks schlürfen?«
»Mein Interesse an ihm ist rein beruflich.«
»Natürlich. So schnuckelig, wie der Kleine ist. Der Kerl ist gebündelter Sex, und du verkehrst mit ihm rein geschäftlich. So etwas kann auch nur meine Tochter von sich behaupten. Ich
hätte wirklich mehr von dir erwartet, Marlene. Aber wenn du auch die ganze Zeit in diesen Schlabberklamotten rumrennst! Jeder Mann, der auch nur halbwegs bei Verstand ist …«
»Mama, ich habe zu tun.« Wie immer, wenn Marlene ihre Mutter an der Strippe hatte, fiel es ihr schwer, sie wieder loszuwerden.
Das Beste war, sie einfach weiterreden zu lassen und auf stur zu schalten. Eine Praxis, die sich mit den Jahren bewährt hatte.
»Zu tun? Dass ich nicht lache!«, plapperte Mama munter weiter. »Was hast du schon zu tun in diesem komischen Job? Was soll das überhaupt sein, eine Sportagentin? Wie willst du denn da zurechtkommen?«
Sie kam zurecht. Und das gar nicht mal schlecht, wie sie fand.
»In Gegenwart von Sportlern kannst du ja nicht einmal richtig essen. Jedenfalls nichts, was du gewohnt bist. Willst du deinen Job statt vom Büro vom Bad aus erledigen? Denn dass wirst du wohl oder übel aufsuchen müssen, wenn du ungestört Kekse, Schokolade und Chips in dich reinstopfen willst.«
»Ich war gestern joggen«, bemerkte Marlene trotzig, und ihrer Mutter schien es tatsächlich die Sprache verschlagen zu haben.
»Joggen? Du? Das ist doch ein Witz! Dafür hast du doch gar nichts anzuziehen!«
Marlene seufzte und hielt den Hörer ein Stück weiter von sich weg.
»Langsam glaube ich, dass ich mir wirklich ernsthafte Sorgen um dich machen muss. Am besten ich rede gleich morgen
mit unserem Abteilungsleiter. Vielleicht kann ich dich irgendwo in der Bank unterbringen.«
Endlich gelang es ihr, Mama abzuwimmeln. Das Telefonat hatte sie in eine angriffslustige Stimmung versetzt. Genau richtig, um mit Valentin zu reden. Trotzdem war ihr mulmig. Erst nach drei Anläufen, bei denen sie die Nummer wählte, aber dann doch keine Verbindung herstellte, fühlte sie sich gewappnet, seine Stimme zu hören. Während es im Hörer tutete, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Das war wirklich lächerlich! Sie würde doch wohl in der Lage sein, ihrem Klienten eine Nachricht zukommen zu lassen, ohne dabei die Nerven zu verlieren, oder? Oder sollte sie besser eine SMS schicken? Doch es wurde bereits abgenommen.
»Ach, du bist es, Babe«, begrüßte Valentin sie. Er klang erleichtert, auch wenn sie sich nicht genau erklären konnte, weshalb.
»Ich bin wahnsinnig froh, dass du anrufst. Ich muss mich bei dir entschuldigen.«
Entschuldigen? Wofür?
»Ich habe dich nicht bedrängen wollen. Ehrlich nicht. Aber Babe, du hast so verdammt sexy ausgesehen, wie du da gestanden hast, in deinen durchnässten Klamotten. Einfach zum Anbeißen.«
Das verwirrte sie nun erst recht. Seit wann waren dreckige Klamotten, eine garnelenartige Rötung der Gesichtshaut, der Geruch von Schweiß und ein dampflokartiges Schnaufen sexy?
»Vergessen wir die ganze Sache einfach«, sagte sie hastig.
»Du hast recht. Vielleicht geht das mit uns viel zu schnell.
Ich verstehe dass du deine Zeit brauchst. Da ist ein wenig Abstand zwischen uns nicht schlecht. Auch wenn du mir verdammt fehlst. Ich vermisse dich wirklich wahnsinnig. Aber ich kann warten.«
Worauf? Ihr Herz schlug einen Takt schneller.
Besser, sie konzentrierte sich auf den eigentlichen Grund ihres Anrufs. Sonst bekam sie noch Dinge zu hören, die sie nicht ergründen wollte, weil sie absolut nicht mit ihnen umgehen konnte.
»Manchester United interessiert sich für dich«, sagte sie übergangslos. Am
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