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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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jemandem untersuchen lassen, der davon mehr versteht als ich.«
    » Sind Sie sicher, dass er nichts Schlimmes hat?«
    » Da bin ich sicher«, sagte Sara und fügte hinzu: » Molly, schreiben Sie bitte eine Überweisung an Matt DeAndrea in Avondale.«
    Molly nickte, und Sara ging in ihr Büro, wo sie das Stethoskop auf den Schreibtisch fallen ließ. Sie setzte sich auf ihren Stuhl und unterdrückte ein Seufzen. Sie strich sich mit dem Finger über die Lippen und dachte wieder an Jeffrey. Jede einzelne Stelle ihres Körpers fühlte sich lebendig an, wenn auch sanft malträtiert. Sie hatte höllische Rückenschmerzen, aber das war kein Wunder, denn erst um drei Uhr morgens hatten sie es aus dem Flur herausgeschafft.
    » Also«, unterbrach Molly Saras Gedanken, » ich vermute, wir nehmen Jeffreys Anrufe wieder entgegen?«
    Sara wurde rot. » Sieht man mir das so deutlich an?«
    » Sagen wir mal, eine Anzeige im Grant Observer wäre nicht so auffällig.«
    Sara sah die Krankenschwester gespielt streng an.
    » Das war Ihr letzter Patient«, sagte Molly lächelnd. » Gehen Sie jetzt ins Leichenschauhaus?«
    Sara wollte antworten, aber lautes Poltern hallte durch den Korridor, gefolgt von Flüchen. Sara warf Molly einen Blick zu und verdrehte die Augen. Dann ging sie durch den Korridor zur Toilette. Dank eines Sechsjährigen, der größten Spaß daran gehabt hatte, seine Matchbox-Autos die Toilette hinunterzuspülen, war jetzt das Abflussrohr verstopft. Sara hatte hin und her überlegt, ob sie ihren Vater rufen sollte, denn sie wusste, dass Tessa heute mit ihm arbeitete. Sie selbst hatte jedoch nicht das richtige Werkzeug für die Reparatur, und da sie sich den gestrigen Nachmittag freigenommen hatte, hatte sie jetzt außerdem keine Zeit. Davon abgesehen wäre ihr Vater auch zutiefst gekränkt gewesen, wenn sie ihn nicht zu Hilfe gerufen hätte.
    » Daddy«, flüsterte sie und schloss die Klotür hinter sich. » Das hier ist eine Kinderklinik. Du darfst nicht so fluchen.«
    Er schickte ihr einen Blick über die Schulter. » Vor euch Mädels hab ich auch immer geflucht, und ihr seid trotzdem was geworden.«
    » Dad…«, versuchte Sara es nochmals.
    » Ja, ja, meine Kleine«, sagte er.
    Sie gab es auf und setzte sich auf den Wannenrand. Als Kind hatte Sara ihrem Vater oft bei der Arbeit zugesehen, und Eddie hatte für Sara und Tessa eine richtige Show abgezogen, hatte auf Rohre getrommelt und einen Tanz aufgeführt, in der einen Hand seine Rohrzange, in der anderen einen Pumpfix. Er wollte seinen Mädchen beibringen, mit den Händen zu arbeiten und das als eine Selbstverständlichkeit anzusehen. Sara fragte sich häufig, wie enttäuscht er wohl gewesen sein mochte, als sie nach dem College nicht ins Familiengeschäft eingestiegen war, sondern Medizin studiert hatte. Er hatte den Teil der Studiengebühren übernommen, der vom Stipendium nicht abgedeckt worden war, und dafür gesorgt, dass sie Geld zum Leben gehabt hatte. Aber Sara wusste nur zu gut, dass Eddie sie lieber bei sich zu Hause gehabt und zusammen mit ihr Abflüsse gereinigt und Rohre geschweißt hätte. Manchmal war der Gedanke sogar verlockend– als Klempnerin hätte sie garantiert eine kürzere Arbeitswoche.
    Eddie machte sich wieder an die Arbeit und schob die Sielfeder in den Toilettenabfluss. Die Spindel neben ihm drehte sich langsam und spulte die Feder mit ihrer Klaue in den verstopften Abfluss.
    Er fragte: » Was hat der Bengel denn hier runtergespült?«
    » Matchbox-Autos«, sagte Sara. » Glauben wir wenigstens.«
    » Der kleine Scheißkerl«, murmelte Eddie, und Sara schüttelte nur den Kopf. Sie wusste, dass jeder Versuch, seine Ausdrucksweise mäßigen zu wollen, sinnlos war. Diese Lektion hatte sie bereits vor fast dreißig Jahren an einem besonders peinlichen Elternabend lernen müssen. Also stützte Sara die Ellbogen auf die Knie und sah ihrem Vater bei der Arbeit zu. Niemand käme auf die Idee, Eddie Linton als modebewusst zu bezeichnen. Heute trug er ein Culture-Club-T-Shirt von einem Konzert, zu dem er Sara und Tessa noch zu deren Highschool-Zeit mitgenommen hatte. Seine grünen Shorts waren alt und ausgefranst. Sie beugte sich vor und zog an einer Franse.
    » He«, sagte er.
    » Ich werde mal eine Schere holen«, bot sie an.
    » Hast du denn keine Patienten, um die du dich kümmern musst?«
    » Heute ist mein Tag im Leichenschauhaus«, informierte sie ihn. Obwohl dort ein ganzer Stapel Papierkram auf sie wartete, wollte sich Sara nicht damit

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