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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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zusammen gewesen, wie Sie ja wissen.« Er hielt inne. » Sie war süß. Sie war all das, was ich Ihnen schon erzählt hab.«
    » Sie war eine gute Freundin.«
    » Na ja«, sagte er, und in seinen Tonfall schlich sich etwas Verächtliches. » Sie war eine gute Freundin, bis sie uns überrascht hat.«
    » Wollte sie dich deswegen erschießen?«
    » Teilweise wohl deswegen«, sagte er. » Aber wissen Sie, vielleicht wollte sie ja nur, dass es aufhörte. Sie hat so oft gesagt, dass es aufhören musste.«
    » War sie eifersüchtig?«
    Er nickte bedächtig. » Es hat ihr wehgetan, es zu sehen.«
    » Sie hat euch zusammen gesehen?«
    Er nickte nochmals, dieselbe langsame Bewegung. » Wir waren in meinem Bett, als sie und Lacey aus der Schule nach Hause gekommen sind.«
    Lena blieb das Herz stehen. Sie öffnete den Mund, um eine Klarstellung zu verlangen, schloss ihn aber wieder. Sie wollte es gar nicht wissen. Hätte sie sich rühren können, wäre sie aus dem Zimmer gestürzt, hätte sich die Ohren zugehalten, um nichts mehr zu hören. Aber so saß sie nur bewegungslos auf der Couch und betrachtete Mark wie das Wrack eines Unfallwagens.
    » Wir waren zusammen, wissen Sie? Ich schätze, das war um die Weihnachtszeit, kurz bevor die beiden zu dieser dämlichen Freizeit gefahren sind.« Er warf eine Hand in die Luft. » Mama ließ mich die Schule schwänzen. So hatten wir den ganzen Tag für uns.« Er lächelte. » Sie hat Kerzen angezündet, wir haben lange gebadet und uns danach geliebt.«
    Lena merkte, dass sie zu atmen aufgehört hatte.
    » Wir haben wohl nicht gemerkt, wie die Zeit verging«, sagte Mark mit einem gequälten Lachen. » Lacey und Jenny spazierten direkt in mein Zimmer, und das war’s dann.«
    Lena legte sich die Hand auf den Mund.
    » Jenny liebte meine Mum. Na ja, es war kompliziert. Vielleicht ist es besser so, dass Jenny nicht miterleben muss, wie sie stirbt. Ich glaub, das hätte sie umgebracht.«
    » Ach so«, bekam Lena heraus.
    » Ich weiß, was Sie denken, aber sie hat mich geliebt, Mann. Lacey, die war immer ihr Liebling, aber dann kam sie zu mir, und dann wurde ich es. Ich war es jetzt, den sie am meisten liebte.« Mark fing wieder zu weinen an. Bevor Lena klar wurde, was geschah, hatte er schon sein Gesicht an ihren Hals gepresst.
    » Mark!« Lena versuchte, ihn wegzustoßen.
    » Nein«, flüsterte er. Von seinen feuchten Lippen auf ihrer Haut musste sie würgen.
    » Mark, nein«, sagte sie. Als er sich nicht rührte, stieß sie ihn mit aller Kraft von sich. » Geh weg von mir!«, schrie sie.
    So wie er sie ansah, stand der Ekel ihr offensichtlich ins Gesicht geschrieben.
    » Mark…«
    » Dreckstück«, sagte er im Aufstehen. » Du beschissenes Dreckstück!«
    » Mark…«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und Brad stand da, die Hand am Griff seiner Waffe. Lena winkte ihn zurück, als Mark auf sie zukam.
    Er sagte: » Ich dachte, du würdest mich verstehen.«
    » Das tue ich doch«, beteuerte sie, von Panik erfasst. » Ich verstehe dich, Mark.«
    » Beschissenes Dreckstück«, zischte er. » Einen Scheißdreck verstehst du.«
    » Mark…«
    Mit zwei Schritten war er bei ihr und riss ihre Hand nach oben. » Und ich dachte, du würdest verstehen«, sagte er, und sie wusste, dass er ihre Narben meinte. » Mann, ich dachte, du würdest es kapieren, weil du auch dort gewesen bist. Du weißt, wie es ist. Ich bin sicher, du weißt es. Scheiße, du willst es nur nicht zugeben, weil du feige bist.«
    Lena verschlug es von neuem die Sprache.
    » He«, sagte Brad und packte Marks Arm.
    » Fass mich nicht an, du Schwuchtel«, schrie Mark und riss sich los. Anklagend zeigte er mit dem Finger auf Lena und presste zwischen den Zähnen hervor: » Du wolltest mich austricksen. Verdammt, ihr seid doch alle gleich. Sie hatte Recht. Ihr seid alle so schwach. Nie tut ihr das Richtige.«
    Lena räusperte sich und versuchte zu reden: » Mark…«
    Mark ging in den Flur und trat dabei so heftig auf, dass der ganze Trailer bebte.
    » Was zum Henker sollte das denn werden?«, fragte Brad, die Hand noch immer an der Waffe.
    Lena schüttelte den Kopf. Sie konnte nichts sagen.
    » Alles in Ordnung?«, fragte er und trat an die Couch. Er fasste ihren Arm, und sie entzog sich nicht.
    » Ich glaube einfach nicht…«, begann Lena, wusste aber nicht genau, was sie eigentlich sagen wollte.
    Brad setzte sich neben sie. Er nahm ihre Hand. » Lena?«, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf und zog die Hand zurück. » Er ist doch noch

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