Vergiss mein nicht
lassen willst…«, fing sie an und gab sich dabei alle Mühe, aufrichtig zu klingen. » Wenn du es also wirklich machen musst… bin ich für dich da. Das weißt du.«
Tessa fragte: » Wieso hast du so reagiert?«
» Ich war nur…«, begann Sara. Sie suchte nach den richtigen Worten, um ihre Gefühle auszudrücken. » Ich habe in dieser Woche so viele Kinder leiden sehen, und ich…« Sie unterbrach sich. » Wie ich dazu stehe, Tessie, ist unwichtig. Es ist allein deine Entscheidung.«
» Das weiß ich.«
» Ich weiß, dass es deine Entscheidung ist«, wiederholte Sara. » Und ich weiß auch, dass du es dir damit nicht leicht machst…«
» Das ist es gar nicht«, unterbrach Tessa.
» Was ist es denn?«
Tessa sah aus dem Fenster und schwieg. Nach einer Weile sagte sie: » Ich hab nur echt Angst, Riesenangst.«
» Tessie.« Sara griff nach ihrer Hand. » Wovor denn?«
» Es ist wegen Mum und Dad«, sagte sie und fing an zu weinen. » Was ist, wenn ich nicht so gut sein kann wie die beiden? Was ist, wenn ich eine schreckliche Mutter werde?«
» Wirst du aber nicht«, versicherte Sara und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
» Du hast Recht gehabt«, sagte Tessa. » Ich bin selbstsüchtig. Ich denke immer nur an mich.«
» Hab ich aber gar nicht so gemeint.«
» Hast du doch. Ich weiß es, denn es stimmt ja auch.« Tessa wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. » Ich weiß, dass ich egoistisch bin, Sara. Ich weiß, dass ich noch unreif bin.« Sie lachte selbstironisch. » Ich bin dreiunddreißig Jahre alt und wohne immer noch bei meinen Eltern.«
» Aber nicht im selben Haus.«
Tessa lachte, unter Tränen. » Meine Güte, nimm mich doch nicht auch noch in Schutz.«
Jetzt lachte Sara ebenfalls. » Tess, du bist ein so guter Mensch. Du liebst Kinder.«
» Das weiß ich ja. Es ist aber doch wohl was anderes, sie vierundzwanzig Stunden am Tag um sich herum zu haben.« Sie schüttelte den Kopf. » Was ist, wenn ich was Schreckliches anstelle? Was, wenn ich es fallen lasse, oder wenn ich es so ausstaffiere wie den Ramsey-Jungen?«
» Dann bringen wir dich ins Irrenhaus.«
» Ich meine es ernst«, jammerte Tessa, musste aber auch lachen. » Was ist, wenn ich nicht weiß, wie man alles richtig macht?«
» Mama und Papa sind da und werden dir helfen«, tröstete Sara. » Und ich bin auch noch da.« Sie wartete, bis das wirklich zu Tessa durchgedrungen war, und ergänzte dann: » Wenn du dich dazu entscheiden solltest, meine ich. Wenn du es behalten willst.«
Tessa beugte sich vor. » Du wärst eine tolle Mutter, Sara.«
Sara presste die Lippen aufeinander, um nicht loszuheulen.
» Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
Sara atmete tief ein und langsam wieder aus. » Du brauchst dich doch nicht sofort zu entscheiden«, sagte sie. » Du könntest ein paar Tage warten, und wenn der erste Schreck vorüber ist, wirst du schon sehen.«
» Ja.«
» Ich glaube wirklich, du solltest es Devon sagen. Er hat ein Recht darauf, es zu wissen.«
Tessa nickte langsam. » Natürlich«, sagte sie. » Vielleicht wollte ich es ihm nur nicht sagen, weil ich weiß, wie er reagieren wird.« Sie lächelte gequält. » Er würde damit nämlich genau das kriegen, was er will.«
» Du brauchst ihn doch nicht zu heiraten.«
» So? Damit Dad einen Herzschlag kriegt, weil wir in Sünde leben?«
» Ich möchte ernsthaft bezweifeln, dass er einen Herzschlag kriegen würde.« Sara schmunzelte. » Mag sein, dass er dich übers Knie legt…«
» Tja.« Tessa nahm ein Papiertuch aus der Mittelkonsole. Sie schnäuzte sich die Nase dreimal kurz, wie sie es von Kindesbeinen auf getan hatte. » Vielleicht sollte mich wirklich jemand übers Knie legen.«
Sara drückte ihre Hand. » Du triffst diese Entscheidung, Tess. Egal, wie du dich entscheidest, ich bin auf deiner Seite.«
» Danke«, flüsterte Tessa und putzte sich die Nase mit einem weiteren Papiertuch. Sie setzte sich wieder mit dem Rücken zum Fenster und sah Sara lange an. Nach ein paar Sekunden erhellte ein Lächeln ihr Gesicht.
Sara fragte: » Was?«
» Man sieht’s dir an.«
» Was?«
Jetzt grinste Tessa. » Den guten Fick.«
Sara lachte.
» War es richtig gut?«, fragte Tessa.
Sara blickte aus dem Fenster. » Bei welchem Mal?«
» Du Schlampe«, kreischte Tessa und warf das benutzte Papiertuch nach ihrer Schwester.
» He!« Sara wehrte es mit der Hand ab.
» Mach hier nicht auf große Schwester«, sagte Tessa, » sondern erzähl mir, wie es
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