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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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nichts, sondern ließ ihm Zeit.
    » Lacey und Jenny waren am Ende des Flurs in Laceys Zimmer, und ich wollte eine von ihren CD s leihen.« Er seufzte, und sein Brustkorb hob und senkte sich mit dem Seufzer. » Sie schrie mich an, wütend. Scheiße, weiß auch nicht mehr, warum, aber Mama muss sie wohl schreien gehört haben. Jedenfalls kam sie rein und sagte, wir sollten damit aufhören.«
    Lena spürte, dass sich ihr Puls beschleunigte, und schickte ein kleines Stoßgebet zu wem auch immer, dass Brad nicht gerade in diesem Moment in den Trailer kommen möge.
    » Lacey hat dann das Radio in ihrem Zimmer richtig laut aufgedreht«, sagte er. » Mama ließ das durchgehen. So war es immer. Lacey war eben der Liebling.« Er schüttelte den Kopf. » Lacey ist eigentlich ganz lieb, wissen Sie? Sie ist vielleicht verwöhnt, aber eigentlich ganz lieb. Sie hat ein gutes Herz, genau wie Mama.«
    Lena konnte bis fünfundzwanzig zählen, bevor Mark weitersprach.
    » Ein bisschen später kam sie in mein Zimmer«, sagte er. » Sie wusste sicher genau, dass ich noch sauer war. Wollte gut Wetter machen. So war sie immer, brauchte Frieden. Ich glaub, deswegen mochten sie so viele Leute, weil sie so auf Harmonie aus war.« Ein leichtes Lächeln trat auf seine Lippen, aber die Augen hielt er geschlossen. » Sie hat mir den Arm um den Hals gelegt, und dann haben wir irgendwie angefangen, uns zu küssen. Ich mein, so richtig mit der Zunge und auch ewig lange.«
    Lena fiel Jeffreys Mahnung ein, ihre persönlichen Gefühle dürften ein Geständnis nicht beeinträchtigen, aber bei dem Gedanken, dass Mark Patterson seine kleine Schwester küsste, drehte sich ihr der Magen um. Sie hätte ihn am liebsten unterbrochen, damit sie nicht für den Rest ihres Lebens diese Geschichte mit sich herumtragen musste, aber sie wusste, dass sie das nicht tun durfte.
    » Ich weiß nicht mehr, wie das andere dann alles gekommen ist«, sagte Mark. » Wissen Sie, wir haben uns geküsst, und sie hat mich da unten gestreichelt, und das war so ein gutes Gefühl.« Er sah sie an, als wolle er ihre Zustimmung hören. » Ich wusste, dass es falsch war, ja? Aber es war doch so ein gutes Gefühl. Ich wollte nicht, dass das aufhörte.«
    Bemüht, möglichst keine Miene zu verziehen, nickte Lena. Sie bezweifelte stark, dass Lacey Patterson ihren Bruder verführt hatte. Das Argument, das Opfer habe » es doch so gewollt«, war bei Sexualtätern sehr beliebt.
    » Ich sehe genau, dass Sie das nicht verstehen«, sagte er. » Aber Sie wissen ja auch nicht, wie das ist. Mein Dad ist so verdammt streng mit mir.« Er schmetterte die Faust auf seinen Oberschenkel. » Er lässt mich nie zufrieden. Nie.«
    » Ich weiß«, pflichtete Lena ihm bei und streckte die Hand nach seinem Arm aus. » Den Teil verstehe ich ja, Mark. Wirklich.«
    Seine Miene entspannte sich, und er sagte: » Ich hab sie nicht gezwungen, es zu tun.«
    » Ich glaube dir.«
    » Sie hat sich an mich rangemacht«, sagte er. » Sie war doch diejenige, die in mein Zimmer gekommen ist. Sie hat damit angefangen, mich zu küssen, und sie hat angefangen, mich zu streicheln.«
    Lena nickte, denn zu etwas anderem war sie nicht mehr imstande.
    » Sie war so feucht geworden für mich. Ich hab…« Er schüttelte den Kopf und kniff die Augen fest zu, als wollte er die Erinnerung heraufbeschwören. » In ihr zu sein fühlte sich so gut an. Und sie wollte mich. Ich hab genau gemerkt, dass sie mich wollte. So wie sie mir die Arme um den Hals gelegt hat, um mich dichter an sich heranzuziehen, tiefer.«
    Lena kämpfte gegen ihre aufsteigende Übelkeit.
    » Sie zu streicheln und bei ihr zu sein und in ihr«, sagte Mark. » Es fühlte sich einfach so vollkommen an, wissen Sie? Als wenn endlich alles gut geworden wäre.« Er legte eine Hand auf die Augen. » Sie hat es so gut gemacht. Wo hat sie bloß gelernt, so verdammt gut darin zu sein?«
    Er schien eine ehrliche Antwort zu wollen, aber die konnte Lena ihm nicht geben.
    » Ich meine, nehmen Sie meinen Dad«, sagte er kopfschüttelnd. » Der hat doch nicht die geringste Ahnung, von nix.«
    Lena sprach, ohne nachzudenken. » Dein Dad hat auch mit ihr geschlafen?«
    » Na, was wohl«, sagte er, als sei sie begriffsstutzig.
    Lena hielt sich die Magengegend und dachte an die arme Lacey Patterson und die Hölle, durch die sie hatte gehen müssen.
    Sie sagte: » Erzähl mir von Jenny.«
    Mark lachte fast traurig. » Ja, Jenny«, sagte er. » Ich war vorher ein- oder zweimal mit ihr

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