Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
Vom Netzwerk:
bevor sie nicht abgeklungen sind. Je länger das dauert, desto schlimmer ist es.«
    » Hat er die Chance, je wieder normal zu sein?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Er wird nie wieder derselbe sein. Das heißt, wenn er überhaupt aufwacht. Auf jeden Fall wird er Schäden davontragen.«
    » Er war einfach nur ein kleiner Punk.«
    Sara trank ihren Wein aus und stellte das Glas auf den Fußboden. » Meinst du, Teddy Patterson hat ihn verprügelt, bevor er in die Klinik kam?«
    Dieses Detail hatte Jeffrey völlig vergessen. » Wäre gut möglich. Aber was ist mit Lacey? Warum war Mark hinter ihr her?«
    » Sie könnte gedroht haben, alles zu erzählen.«
    » Von Lacey haben wir keine Bilder gefunden. Wäre Teddy Patterson nicht derjenige gewesen, so was zu regeln?«
    » Möglich«, sagte sie. » Vielleicht saß er ja in dem schwarzen Thunderbird.«
    » Wahrscheinlich wird er aber im Krankenhaus gewesen sein«, vermutete Jeffrey. » Ich lasse das von Frank überprüfen, doch ich bin mir ziemlich sicher.«
    » Wenn Lacey die Mutter des Babys ist, wer, meinst du, ist dann der Vater?«
    » Ich weiß nicht«, antwortete er, denn nichts von alledem passte richtig zusammen. Er hielt sich mit einer Hand die Augen zu. Es hatte in letzter Zeit den Anschein, als besäße jeder seiner Fälle einen schon fast perversen Aspekt, der ihn extrem mitnahm. Er sehnte sich geradezu nach einem Fall mit klarem Motiv: Geld oder Eifersucht. Er wusste, dass er hart im Nehmen war, aber wenn Kinder sich in Gefahr befanden, ging ihm das unter die Haut.
    Sara schien seine Verzweiflung zu ahnen, denn sie rutschte zu ihm herüber, und Jeffrey legte sich so hin, dass sie den Kopf an seine Brust lehnen konnte.
    » Du riechst noch immer nach Rauch«, sagte sie.
    Sie ließ die Finger spielerisch über seine Brust gleiten, und sie tat es nicht, um ihn zu erregen, sondern eher, um zu spüren, dass er wirklich bei ihr war. Sie wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger und sagte: » Ich will, dass du morgen besonders vorsichtig bist.«
    » Ich bin doch immer vorsichtig.«
    Sara rutschte ein wenig hoch, um ihm in die Augen sehen zu können. » Vorsichtiger als gewöhnlich«, sagte sie. » Um meinetwillen, ja?«
    » Ja.« Er nickte und schob ihr das Haar hinters Ohr. » Was geschieht hier eigentlich mit uns?«, fragte er.
    » Weiß ich nicht«, sagte sie.
    » Ist auch egal, es tut jedenfalls gut.«
    Sie lächelte und berührte mit den Fingerspitzen seine Lippen.
    Er wollte noch mehr sagen, aber in dem Moment klingelte sein Handy.
    » Es ist zwei Uhr morgens«, sagte Jeffrey, als ob das etwas änderte. Das Telefon lag auf dem Toilettendeckel, und Sara griff danach, um es ihm zu reichen. » Vielleicht ist es Nick?«
    Er sah auf das Display. » Es ist das Revier.«
    Paul Jennings war ein hochgewachsener vierschrötiger Mann, dessen dunkler Bart sein rundes Gesicht betonte. Sein weißes Oberhemd war ebenso zerknittert wie seine braunen Polyesterhosen. Er wirkte auf Jeffrey wie ein Mathematiklehrer an einer Highschool.
    » Vielen Dank, dass Sie hergekommen sind«, sagte er. » Eigentlich wollte ich mit meinem Anruf bei Ihnen noch warten, aber ich konnte nicht schlafen. Ich hatte so ein komisches Gefühl.«
    » Kein Problem«, sagte Jeffrey und führte den Mann in sein Büro.
    » Ich weiß, dass es nur eine wilde Vermutung ist, aber ich hatte eben dieses seltsame Gefühl«, wiederholte er. » Also bin ich mit dem ersten Flug hergekommen.«
    » Entschuldigen Sie, dass wir nicht zurückgerufen haben«, sagte Jeffrey. » Meine Sekretärin hatte gedacht, dass Sie mir irgendetwas verkaufen wollten.«
    Paul erklärte: » Ich arbeite oben in Newark bei einer Firma, die Plastikverkleidungen für Häuser herstellt. Ich hätte wohl deutlicher machen sollen, warum ich angerufen habe.« Er unterbrach sich. » Ich suche schon so lange nach meiner Tochter und bin schon so oft enttäuscht worden.« Achselzuckend hob er die Hände. » Irgendwie konnte ich es auch kaum glauben, dass sie hier sein sollte. Nach all dieser Zeit.«
    » Ich verstehe«, versicherte ihm Jeffrey, obwohl er keine Vorstellung davon haben konnte, was der Mann in den vergangenen zehn Jahren durchgemacht hatte. » Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«
    » Nein, nein danke«, antwortete Paul und nahm Platz.
    » Wir haben hinten ganz frischen«, bot Jeffrey nochmals an und ging zur gegenüberliegenden Seite des Schreibtisches. Er wusste nur zu gut, wer dieser Mann war und was er ihm gleich würde eröffnen

Weitere Kostenlose Bücher