Vergiss mein nicht
Schluck Wein.
» Du weißt, dass sie Kinder austauschen«, sagte Sara mit Nachdruck. » Lacey könnte inzwischen in Kanada sein oder sogar in Deutschland.« Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: » Oder es könnte auch sein, dass Dottie selbst das Mädchen missbraucht. Dottie könnte sie irgendwo festhalten und ihr Gott weiß was antun.« Bei den letzten Worten hob sich Saras Stimme, weil ihre Bedeutung so plötzlich klar wurde.
Jeffrey rieb sich wieder die Augen, als könne er wegwischen, was ihn beschäftigte. » Wie kann eine Frau, dazu noch eine Mutter, einem Kind nur so etwas antun?«
» Nach meiner Erfahrung«, begann Sara, » sind Frauen, die Kinder missbrauchen, viel sadistischer als Männer. Ich glaube, das liegt daran, dass sie sicher sind davonzukommen. Sie wissen nämlich genau, dass niemand glaubt, sie seien fähig, Kindern wehzutun.« Sie fügte noch hinzu: » Es ist besonders schlimm, wenn es sich um einen Jungen handelt, der missbraucht wird. Lassen wir Inzest einen Moment außer Acht. Einem Jungen, der Sex mit einer Frau hat, die doppelt so alt ist wie er, klopft man anerkennend auf die Schulter. Wenn einem Mädchen dasselbe passiert, wird sie als Opfer betrachtet. Das ist eine große Diskrepanz.«
Jeffrey sagte: » Ich habe seine Mutter überhaupt nicht verdächtigt.«
» Warum solltest du auch? Es gab doch keinen Grund dafür.«
» Teddy Patterson zu verdächtigen lag für mich geradezu auf der Hand.«
Sara lehnte sich in der Wanne zurück und ließ ihn reden.
Er sagte: » Die Kriminaltechniker sind immer noch im Weaver-Haus, aber vorläufige Ergebnisse deuten auf Druckerschwärze im Kellergeschoss.«
» Für Magazine?«, fragte Sara. » Ich dachte, dafür braucht man große Druckmaschinen.«
» Diese Hefte sind nicht gerade Hochglanzprodukte.« Jeffrey trank noch einen Schluck. » Alle Artikel handeln nur davon, wie man ein brauchbares Kind kennen lernt.«
Sara kniff den Mund zusammen.
» Ich sage dir, Sara, ich wünsche bei Gott, ich hätte nichts von alledem gesehen.«
Mit dem Fuß streichelte sie sein Bein. » Habt ihr eine Spur von den Teppichen gefunden?«
» Brad und Frank werden gleich morgen früh auf der Müllhalde suchen. Die Proben, die vom Fußboden genommen wurden, lassen darauf schließen, dass auf den Teppichen Flüssigkeitsflecke sind.«
» Von Körperflüssigkeiten?«, fragte sie. » Die durchgesickert sind?«
Er nickte, und ihm gefiel überhaupt nicht, was das bedeutete. » Es gibt außerdem im Kellergeschoss einen Raum, den man allem Anschein nach als Dunkelkammer benutzt hat.« Er stellte sein Glas auf dem Rand der Wanne ab. » Ich vermute, sie haben das Haus benutzt, um die Fotos zu machen, und gedruckt haben sie die Magazine auch gleich dort.«
» Eine Explosion hätte natürlich sämtliche Beweismittel zerstört.«
» Ja«, stimmte er zu. » Aber ich kann mir immer noch nicht erklären, warum sie Jennys Zimmer nicht ausgeräumt hat.«
» Aus dem Zimmer brauchte sie wohl nichts, oder?«
» Vermutlich nicht«, stimmte er zu.
» Habt ihr dort Beweise gefunden?«
» Nichts. Aber die Benzindusche könnte Spermaspuren verdeckt haben.«
» Und etwas Augenfälliges gab es nicht?«
» Nichts«, antwortete er. » Keine der Aufnahmen wurde in dem Zimmer gemacht. Könnte durchaus der einzige saubere Raum im ganzen Haus geblieben sein.« Wieder rieb er sich die Augen, denn er war unglaublich müde. » Ich kann es einfach nicht fassen, dass dies in unserer Stadt geschehen ist und niemand davon etwas mitbekommen hat.«
Sara nahm die Weinflasche und füllte sein Glas. » Erinnerst du dich, was Dottie zu mir gesagt hat?«, fragte sie. » Sie fragte, ob ich Jenny aufgeschnitten hätte. Denkst du, sie hat die Kastration gemeint?«
Jeffrey dachte kurz darüber nach. » Könnte sein.«
» Ich spule die Vernehmung in Gedanken immer wieder ab, und wenn ich an die Stelle komme, dann sehe ich vor mir, wie Dottie sich verändert. Verstehst du, wovon ich spreche? Sie wirkte beinahe erleichtert.«
» Vielleicht«, sagte Jeffrey, obgleich er sich nicht erinnern konnte. Die Vernehmung schien schon Ewigkeiten her zu sein.
Sara sagte: » Ich habe im Krankenhaus angerufen. Mark ist noch nicht wieder bei Bewusstsein.«
» Gibt es eine Prognose?«
» Das ist bei Hirnschäden durch Sauerstoffmangel schwer zu sagen«, informierte sie ihn. Er nickte, und sie fuhr fort: » In seinem Gehirn ist es zu Schwellungen gekommen. Man kann nicht feststellen, welche Schäden zurückbleiben,
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