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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Sie wollen uns erzählen, dass es Mark Spaß gemacht hat, für die Fotos zu posieren?«, fragte Jeffrey und hatte Marks gequälte Miene auf den Magazinfotos vor Augen. So sah kein Junge aus, der das genoss.
    » Es war nicht nur so, dass es ihm gefiel. Er wollte es unbedingt tun.« Um das zu betonen, tippte Fine auf die Tischplatte. » Wenn Sie mich fragen, war es nur eine Frage der Zeit, bis er sich an seine Schwester ranmachen würde. Und Jenny wusste das. So grausam wie diese Familie zu ihr war, wusste sie sehr wohl, was aus Mark geworden war. Sie wusste genau, dass er sie schließlich missbrauchen würde.« Er schniefte, als müsse er Tränen unterdrücken. » Jenny hat doch nur versucht, Lacey vor diesem Unhold zu beschützen.«
    » Haben Sie Beweise dafür?«, wollte Jeffrey wissen.
    » Grace hatte ihn in ihre Machenschaften verwickelt, seit er sechs Jahre alt war«, erklärte Fine ihnen. » Es war wirklich nur eine Frage der Zeit. Jenny wusste das.«
    » Sie können überhaupt nicht wissen, was Mark irgendwann einmal tun würde«, sagte Jeffrey. » Wenn jedes Kind, das von einem Perversen, wie Sie es sind, vergewaltigt wurde, selbst zum Kinderschänder würde…«
    Fine unterbrach ihn. » Sie kennen Mark nicht besonders gut, Chief Tolliver. Glauben Sie mir ruhig, er hätte irgendwann Kindern sehr wehgetan, genau wie seine Mutter.« Er schüttelte den Kopf und sagte verächtlich: » Er hat ja bei der Meisterin gelernt.«
    » Er war doch selbst noch ein Kind«, wandte Jeffrey ein.
    Fine hob einen Finger, als habe er Entscheidendes zu sagen. » Er war schon ein erwachsener Mann. Er hätte aufhören können.«
    » Genau wie Sie«, fuhr Nick ihn an.
    Diese Bemerkung traf Fine, und das zeigte er, indem er auf die Bibel sah und dabei die Lippen schmollend schürzte, als sei er zu Unrecht beschuldigt worden.
    Im Raum wurde es ganz still.
    Jeffrey fragte: » Haben Sie Jenny von ihrer Theorie erzählt? Wollte sie ihn deswegen erschießen?«
    Fine starrte auf seine Bibel.
    Jeffrey interpretierte sein Schweigen als Bestätigung. » Was mussten Sie sonst noch für Dottie tun?«
    » Nur die Lieferungen.«
    » Nein, davor.«
    » Sie hat mich gezwungen dazuzukommen, wenn sie fotografierte«, sagte er. » Ich wollte natürlich nicht, aber sie hatte ja mein Leben in ihren Händen.« Wohl um das deutlich zu machen, streckte er die Hände aus. » Wenn diese Bilder je an die Öffentlichkeit gelangt wären«, sagte er, » hätte mich das ruiniert. Meine Frau, meine Kinder…«
    » Sie haben noch bei anderen Fotos mitgemacht?«, fragte Jeffrey, der nicht begriff, dass jemand so dumm sein konnte. Doch vielleicht hatte es ihm Spaß gemacht.
    Fine nickte. » Ich wollte ja nicht. Sie…«– er suchte nach dem passenden Wort– » sie liebte es, Menschen zu erniedrigen. Das gab ihr etwas.«
    » Und Sie, wurden Sie auch von ihr erniedrigt?«
    » Sie wusste genau, dass ich keine Jungs mochte, und trotzdem ließ sie mich Dinge mit ihnen tun.«
    » Dinge mit Mark Patterson?«
    Er nickte kaum merklich, und zum ersten Mal zeigte er so etwas wie Scham. » Aber was Jenny und ich hatten, war… besonders. Ich weiß, dass Sie das nicht verstehen, aber es war etwas zwischen uns. Etwas, das uns verband.« Er hielt sich die Hände vors Gesicht. » Sie war meine Erste. Ich habe sie so sehr geliebt.«
    Jeffrey schnitt ihm das Wort ab. » Noch eine Bemerkung dieser Art, Dave, und ich schwöre bei Gott, ich werde die ganze Scheiße aus ihnen rausprügeln.«
    Fine blickte auf und schien gekränkt zu sein, dass man ihn nicht verstand.
    Jeffrey sagte: » Warum haben Sie aufgehört? Mit Jenny, meine ich. Was hat den sexuellen Kontakt beendet?«
    » Sie hat mich abgewiesen«, gestand er mit Tränen in den Augen. » Sie sagte, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollte.« Er schniefte laut. » Nach den Bildern… Ich weiß nicht. Es war, als wollte Dottie Jenny etwas beweisen, als ich an dem Abend aufgetaucht bin.«
    » Sie wollte wohl beweisen, dass ihr alle gleich seid«, vermutete Jeffrey. Eine Frau wie Dottie Weaver würde genau das tun.
    » Das ist nicht wahr«, beharrte Fine. » Ich habe Jenny geliebt. Ich hatte tiefe Gefühle für sie.«
    » Und deswegen wollten Sie das Mädchen nach der Kirchenfreizeit auch besuchen?«
    » Sie sah krank aus«, sagte Fine. » Ich wusste nicht, was ihr fehlte, und Dottie ließ mich nicht in ihre Nähe. Ich habe mich sogar noch öfter fotografieren lassen, nur um in das Haus zu gelangen, nur um mich zu vergewissern,

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