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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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geben.«
    » Ist Ihnen das gelungen?«, fragte Nick, ohne sich die geringste Mühe zu geben, seine Abscheu zu verbergen.
    » Ich weiß, was Sie denken, aber so war es nicht, so war es ganz und gar nicht.«
    Jeffrey, der versuchte, ruhig zu bleiben, sagte: » Wie war es dann?«
    » Es ist…«– Fine breitete die Arme aus– » es geht um Liebe. Es geht darum, Kindern zuzuhören und zu versuchen, ihre Wünsche und ihre Bedürfnisse zu verstehen.«
    » Wollte sie Sex von Ihnen?«
    Fine ließ die Arme sinken. » Ich hätte sie niemals so berührt. Ich war zufrieden damit, in ihrer Gesellschaft zu sein.«
    Jeffrey fragte: » Was hat die Veränderung ausgelöst?«
    » Dottie.« Er spuckte den Namen aus, als sei er Gift. » Ich hatte immer daran gedacht, immer. Nicht mit Jenny, aber mit anderen Mädchen. Mit Mädchen, die ich in der Stadt sah.« Er blinzelte mehrmals, und Jeffrey konnte nur staunen, wie schnell diese Männer aus Selbstmitleid weinten. Aber für die Kinder, denen sie Leid zufügten, schienen sie keine Träne übrigzuhaben.
    Fine sagte: » Aber mir reichten immer meine Fantasien. Das hat mir gereicht.« Seine Stimme wurde lauter. » Ich bin ein glücklich verheirateter Mann«, verkündete er ihnen. » Ich liebe meine Frau und meine Söhne.«
    » Klar tun Sie das«, sagte Nick sarkastisch.
    Fine schüttelte den Kopf. » Sie verstehen einfach nicht.«
    Jeffrey beugte sich über den Tisch. » Erklären Sie es mir, Dave. Ich möchte es verstehen.«
    » Sie war so ein kluges Mädchen und so redegewandt.« Er nahm die Bibel zur Hand. » Sie las das Buch der Bücher mit mir. Wir beteten zusammen. Wir verstanden einander.«
    Jeffrey blickte auf die Bibel. Als er Dave Fines Hand dort liegen sah und sich anhören musste, wie Jenny Weaver durch Gebete verführt worden war, empfand er das als die schlimmste Form von Blasphemie.
    Nick sagte: » Also schön, Sie beteten also mit ihr. Wieso hat sich das geändert?«
    Fine legte die Bibel wieder auf den Tisch. » Dottie hat es verändert«, sagte er. » Sie rief mich mitten in der Nacht an.«
    » Wann war das?«
    » Um Thanksgiving herum«, sagte er. » Jetzt, letztes Thanksgiving.«
    » Und?«
    » Ich fuhr zu ihr, denn sie sagte, Jenny ginge es nicht gut. Sie sei irgendwie durcheinander und müsse dringend mit mir sprechen.« Wieder traten ihm die Tränen in die Augen. » Ich war doch ihr Freund. Ich durfte doch einen Hilferuf nicht ignorieren.«
    Jeffrey forderte ihn mit einem Kopfnicken auf weiterzureden. Gleichzeitig hatte er arge Mühe, die Erinnerung daran zu verdrängen, als Sara ihm auf Jenny Weavers Röntgenaufnahme den Knochenbruch im Unterleib gezeigt hatte. Das Mädchen war brutal vergewaltigt worden. Und Dave Fine könnte der Mann gewesen sein, der das getan hatte.
    Dave räusperte sich. » Ich war zuvor noch nie in dem Haus gewesen. Jenny hatte immer draußen gewartet.« Mit dem Handrücken wischte er sich über die Augen. » Als ich dort ankam, führte mich Dottie gleich nach oben. Nach oben in Jennys Zimmer.«
    Fine verstummte, und weder Jeffrey noch Nick gaben ihm ein Zeichen weiterzuerzählen. Nach einer Ewigkeit nahm er den Faden wieder auf.
    » Wir machten Sachen«, sagte er, ganz leise. » Ich schäme mich zu sagen, dass wir Sachen machten.«
    » Sie machten Sachen«, sagte Jeffrey, dem es auf genau diesen Unterschied ankam.
    » Ja«, gab Fine zu. » Ich machte Sachen.«
    » Fanden die Handlungen nur in Jennys Zimmer statt?«, fragte Jeffrey, der meinte, darin vielleicht eine Erklärung dafür zu finden, dass Dottie Jennys Zimmer nicht auch ausgeräumt hatte. Die einzigen Spuren, die man so im ganzen Haus fände, würden Dave Fine belasten.
    » Ja.« Er schluckte schwer. » Nur in ihrem Zimmer.«
    Die Männer schwiegen, während Fine seine Gedanken zu ordnen schien. Er verstand es ausgezeichnet, sich als hilfloses Opfer darzustellen. Ein dreizehnjähriges Mädchen mochte vielleicht auf ihn reinfallen, aber je mehr Ausflüchte und Entschuldigungen er für seine Handlungen auftischte, desto intensiver wurde Jeffreys Verlangen, den Mann umzubringen.
    Schließlich sagte Fine: » Dottie hat Fotos gemacht. Aber das habe ich erst später erfahren.« Er lachte traurig. » Sie brachte sie nämlich am nächsten Tag in die Kirche und drohte damit, mich bloßzustellen, wenn ich nicht tat, was sie verlangte.«
    » Was verlangte sie von Ihnen?«
    » Die Lieferungen der Magazine zu übernehmen«, sagte er. » Ich verwendete dafür den Lieferwagen der Kirche.« Er

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