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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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Sie mir doch!«, rief Fine mit inzwischen heiserer Stimme. » O mein Gott, helfen Sie mir doch.«
    Jeffreys Hand verkrampfte. Er ließ los, und Fine fiel schluchzend zu Boden. » O lieber Gott, erlöse mich von diesen Menschen«, betete er.
    Nick beugte sich zu ihm hinunter. » Der Herr hilft denen, die sich selbst helfen«, sagte er.
    » Aber Sie sollten ruhig weiterbeten, Dave«, riet ihm Jeffrey. » Sie sollten beten, dass nicht in den Zeitungen stehen wird, wie Sie verblutet sind, weil man Ihnen das Arschloch klafterweit aufgerissen hat.«
    Nick legte Fine die Hand auf die Schulter. » Wär doch schlimm, wenn Ihre Frau und Ihre Kinder das lesen müssten, Dave. Kein besonders guter Abgang.«
    Fine sah auf. Die Tränen liefen ihm übers Gesicht. » Okay«, sagte er. » Okay, okay.«
    » Okay was?«, fragte Jeffrey.
    » Okay«, wiederholte Fine. » Könnte sein, dass ich weiß, wo sie ist.«
    Jeffrey fuhr, und Nick saß auf dem Rücksitz neben Fine. Ihnen folgte in sicherem Abstand ein Zivilfahrzeug mit vier Agenten des GBI .
    » Sie sollten gar nicht erst versuchen, uns zu bescheißen, Dave«, sagte Jeffrey und bog rechts ab, um zum dritten Mal um denselben Block zu fahren.
    » Ich hab Ihnen doch gesagt, dass ich mir bei der Adresse nicht sicher bin«, wiederholte Fine. » Dottie hat mich nur ein Mal mit hergenommen.«
    » Und warum hat sie das getan?«, fragte Nick.
    » Nur so«, sagte er leise und schaute aus dem Fenster.
    Jeffrey betrachtete ihn im Rückspiegel. » Machen Sie sich bloß keine Hoffnung, das Unausweichliche auf diese Weise hinausschieben zu können.«
    » Tu ich ja nicht«, entgegnete er bissig. » Ich hab Ihnen doch gesagt, dass sie hier ihre Geschäfte abwickelte.«
    » Welche Geschäfte?«, fragte Jeffrey.
    Fine schien nicht antworten zu wollen, tat es aber dann doch. Jeffrey hätte sich gewünscht, dass Fine aus Schuldbewusstsein mit ihnen redete, aber er war lange genug Cop, um zu wissen, dass es aus Dummheit geschah.
    Fine sagte: » Dieser Typ bringt hier manchmal Kinder unter.«
    » Sie sind sicher, dass er allein da ist?«, fragte Jeffrey.
    » Ja«, beharrte Fine. » Es wird hauptsächlich als sicheres Versteck benutzt.«
    » Sicher für wen?«, wollte Nick wissen.
    » Was meinen Sie wohl?«, blaffte Fine. » Hauptsächlich bewahrt er Fotos auf, aber manchmal hab ich auch Kinder gesehen und Kameras.«
    » Und weil es Ihnen ein Herzensanliegen war, haben Sie ihn dann bei der Polizei angezeigt«, suggerierte Nick.
    Fine starrte aus dem Fenster und erging sich wahrscheinlich in Selbstmitleid. Sie hatten eine Stunde für die Fahrt nach Macon gebraucht und zwei weitere Stunden damit verbracht, in verschiedenen Stadtteilen auf der Suche nach einem Haus umherzufahren, von dem Dave Fine behauptete, dass er es nur wiedererkennen würde, wenn er direkt davorstände. Jeffrey sah in den Rückspiegel und fragte sich, wie viel Zeit ihnen wohl noch blieb, bis jemand die Cops rief und zwei verdächtige Fahrzeuge in der Gegend meldete.
    Sie befanden sich in einer heiklen Situation. Zwar war das Georgia Bureau of Investigation offiziell für den gesamten Staat zuständig, aber schon aus Höflichkeit hätten sie das Macon Police Department über ihre Überwachungsaktion informieren müssen. Da Jeffrey und Nick nicht einmal wussten, ob Dave Fine je an diesem Ort gewesen war, ganz zu schweigen davon, ob Lacey Patterson in Macon gefangen gehalten wurde, konnten sie dem Police Department von Macon nicht viel sagen. Ohne eine genaue Adresse war kein Durchsuchungsbeschluss zu erwirken, aber Nick zählte auf die Rechtfertigung » Gefahr im Verzug«, um nicht von der Bürokratie blockiert zu werden. Sie konnten später immer noch behaupten, im Haus etwas Verdächtiges gesehen zu haben. Da es um ein Kind ging und ihnen die Zeit davonrannte, machten sie sich keine Gedanken, ob sie sich einen Rüffel von höherer Stelle einfingen.
    » Biegen Sie hier ab«, sagte Fine. » Hier oben links. Die Straße kommt mir bekannt vor.«
    Jeffrey kam der Aufforderung nach, hielt sie aber für sinnlos, denn sie waren diese Straße schon einmal entlanggefahren.
    » Dann hier rechts«, wies Fine ihn aufgeregt an.
    Jeffrey bog rechts ab, und sie befanden sich auf einer Straße, die sie noch nicht kannten. Er und Nick tauschten einen Blick.
    » Da ist es ja«, sagte Fine. » Es ist das Haus rechts, das mit dem Tor.«
    Jeffrey fuhr nicht langsamer, aber ihm blieb genügend Zeit, um zu erkennen, dass bei allen Fenstern die Jalousien

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