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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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schlug die Hand vors Gesicht. » Gott möge mir vergeben, dass ich den Lieferwagen der Kirche missbraucht habe.«
    Jeffrey verschränkte die Arme und musste sich zwingen, ganz ruhig zu bleiben. Nick Shelton schien vor Wut zu kochen. Wie dieser kranke Arsch vor Selbstmitleid weinen konnte, war ihm unerklärlich. Dave hatte mehr Mitgefühl für sich als für das Kind, das er vergewaltigt hatte.
    Jeffrey fragte: » Wo ist Dottie jetzt?«
    » Ich hab keine Ahnung«, sagte Fine. Zur Unterstreichung klopfte er mit der flachen Hand auf die Bibel. » Das ist die Wahrheit vor Gott.«
    » Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«, fragte Jeffrey, der genau wusste, dass er der Antwort nicht trauen konnte.
    » Montag. Mark war im Haus. Sie haben alles ausgeräumt. Sie haben die Wände gestrichen und die Druckerpresse weggeschafft.«
    » Und wohin?«
    » Auch das weiß ich nicht«, antwortete er, und diesmal schien er die Wahrheit zu sagen. » Sie haben sie in einen Lieferwagen geladen, auf einen ganz normalen Lieferwagen ohne Schriftzug.«
    » Und dann?«
    » Sie hat gesagt, ich müsste trotzdem noch diese letzte Lieferung machen, oder sie würde die Bilder ans Polizeirevier schicken.«
    » Was ist mit Lacey Patterson?«
    Jeffrey war nicht sicher, ob sich in Fines Augen eine Reaktion spiegelte oder nicht. Jedenfalls sagte der Mann: » Ich habe keine Ahnung. Dottie würde mir niemals so etwas sagen. Ich habe das, was sie von mir verlangte, nur getan, um meine Familie zu schützen. Und unser Leben.«
    Jeffrey fragte: » Wann haben Sie die Magazine übernommen?«
    » Am Abend«, antwortete er. » Ich habe sie über Nacht im Keller der Kirche aufbewahrt.«
    » Sie wussten also bereits von dem Treffen in Augusta?«
    » Nein.« Vehement schüttelte er den Kopf. » Sie hat mich gestern Abend angerufen. Es hörte sich so an, als telefonierte sie mit einem Handy.«
    » Sie sagten, Sie hätten sie Montag das letzte Mal gesehen«, erinnerte ihn Jeffrey.
    » Das war auch das letzte Mal«, entgegnete Fine. » Sie fragten doch, wann ich sie das letzte Mal gesehen hätte.«
    Jeffrey ging darauf nicht ein. » Was hat sie gesagt?«
    » Sie hat mir das Hotel genannt, wann ich Joe treffen sollte und welches Codewort für die nächste Übernahme galt.« Fine hielt inne. » Und sie sagte, sie sei noch immer hier und hätte mich immer im Auge.«
    » Glauben Sie das?«, fragte Nick. » Meinen Sie, dass die Frau noch immer in der Stadt ist?«
    Fine sagte achselzuckend: » Sie ist zu allem fähig.«
    » Zum Beispiel zu was?«, fragte Jeffrey. Als Fine nicht antwortete, fragte er: » Was, denken Sie, wird die Frau Lacey Patterson antun?«
    Fine blickte zur Seite. » Ich weiß nicht, was sie macht. Ich hatte doch nur mit Jenny zu tun.«
    Jeffrey sah ihn durchdringend an, versuchte ihn zu durchschauen. Fine konnte sich so gut rechtfertigen, dass er wahrscheinlich jeden Lügendetektortest bestanden hätte. Jeffrey bezweifelte, dass der Mann das, was er Jenny Weaver angetan hatte, für falsch hielt.
    Fine fuhr fort: » Ich weiß, dass Dottie Geld braucht. Sie hat mir gesagt, dass sie bis zur nächsten Auszahlung warten muss.« Er wurde lauter, da er sich zu verteidigen suchte. » Ich wurde erpresst. Ich hatte doch keine Chance.«
    Jeffrey spürte, wie sich seine Nackenhaare sträubten, als er an das Postfach in Atlanta dachte. Die Weaver konnte nicht erfahren haben, dass sie von dem Postfach wussten. Sie musste es für sicher halten. Sie hätten also vielleicht eine Chance, die Frau zu schnappen, bevor sie noch ein weiteres Kind vergewaltigte oder Lacey Patterson verschacherte.
    » Also«, sagte Nick, » Sie haben heute Morgen die Magazine in den Lieferwagen der Kirche gepackt und sind rüber nach Augusta gegondelt?«
    » Mir war gar nicht wohl bei der Sache«, sagte er und zupfte an Bibelseiten. » Vielleicht wollte ich auch gefasst werden. Ich konnte es nicht mehr ertragen, dieses Damoklesschwert über mir.«
    Jeffrey sagte: » Mark ging es wohl ebenso.«
    Fine schnaubte verächtlich. » Mark«, sagte er, als spräche er vom Teufel persönlich.
    Nick tauschte einen Blick mit Jeffrey.
    » Wissen Sie, warum Jenny ihn erschießen wollte?«, fragte Fine. Er verzog das Gesicht. » Er war auf dem besten Weg, dasselbe zu machen wie die Frauen.«
    » Was zu machen?«
    » Er hat es genossen«, versicherte ihnen Fine. » Mark hatte nicht die geringsten Skrupel bei dem, was er tat.«
    » Im Gegensatz zu Ihnen?«, fragte Nick aggressiv.
    Fine ging darauf nicht ein.
    »

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