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Vergiss mein nicht

Vergiss mein nicht

Titel: Vergiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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die Hintertür. Als sie die schließlich geöffnet hatte, lief ihr der Schweiß den Nacken und Rücken hinunter. Neben der Tür stand eine Schüssel, und sie füllte sie mit Wasser aus einem Schlauch, während Billy sich auf dem Rasen wälzte.
    Im Innern der Klinik war es genauso heiß wie draußen, und zwar hauptsächlich deswegen, weil Dr. Barney, der ein sehr guter Kinderarzt gewesen war, aber ein weniger guter Architekt, darauf bestanden hatte, an der nach Süden gelegenen Vorderfront Glasbausteine einzusetzen. Sara mochte gar nicht daran denken, was für Temperaturen im Wartezimmer herrschen mussten. Es war ja schon auf der Rückseite des Gebäudes kochend heiß.
    Sara hatte nicht genügend Speichel, um zu pfeifen. Sie hielt die Tür auf und wartete darauf, dass Billy hereingetrottet kam. Erst nachdem er ausgiebig getrunken hatte, geruhte er zu kommen. Sara beobachtete ihn, wie er mitten auf dem Flur stehen blieb, sich umsah und dann mit einem leisen Seufzer zu Boden sackte. Wenn man den trägen Kerl so sah, war es nur schwer vorstellbar, dass er jahrelang auf der Bahn drüben in Ebro Rennen gelaufen war. Sara beugte sich hinunter, um ihn zu tätscheln, und machte sich dann auf den Weg in ihr Büro.
    Die Klinik war ein typischer Krankenhausbau. Ein langer L-förmiger Korridor durchzog das Gebäude der Länge nach, mit jeweils drei Untersuchungsräumen auf jeder Seite. Zwei Untersuchungsräume befanden sich im rückwärtigen Teil des L, wovon einer als Lagerraum genutzt wurde. In der Flurmitte war die Schwesternstation untergebracht, die als Schaltstelle der Klinik fungierte. Dort standen ein Computer, in dem die aktuellen Patientendaten gespeichert waren, und Aktenschränke, die bis unter die Decke reichten. In ihnen wurden die aktuellen Krankenblätter aufbewahrt. Es gab noch einen weiteren Raum mit Krankenblättern hinter dem Wartezimmer. Die Patientendaten, die dort archiviert wurden, reichten bis ins Jahr 1969 zurück. Eines Tages müssten sie aussortiert werden, weil vieles nicht mehr gebraucht wurde, aber Sara fehlte die Zeit dazu, und sie brachte es nicht über sich, einen ihrer Mitarbeiter zu bitten, eine Aufgabe zu übernehmen, die sie selbst nicht erledigen mochte.
    Saras Tennisschuhe quietschten auf den blanken Bodenfliesen. Sie machte kein Licht an. Sie kannte sich hier auch im Dunkeln aus, aber das war eigentlich nicht der Grund. Das Flackern der Neonröhren, die plötzliche Helligkeit erschienen ihr zu aufdringlich angesichts dessen, was sie hier zu tun hatte.
    Als sie ihr Büro gegenüber der Schwesternstation erreichte, hatte sie bereits ihr Hemd aufgeknöpft und es sich um die Taille gebunden. Sie trug keinen BH unter ihrem T-Shirt, aber sie rechnete auch nicht damit, jemandem zu begegnen.
    Bilder ihrer kleinen Patienten zierten die Bürowände. Es hatte damit begonnen, dass eine dankbare Mutter Sara ein Foto ihres Kindes geschenkt hatte. Sara hatte es an die Wand geheftet, und schon am Tag darauf hatte sich ein weiteres Foto dazugesellt. Zwölf Jahre waren seither vergangen, und jetzt hingen die Fotos schon an den Flurwänden und bis in den Toilettenraum der Belegschaft. Sara konnte sich an alle Kinder erinnern: an die Rotznasen und Ohrenschmerzen, an die ersten Lieben und die Probleme zu Hause. Das Foto von Brad Stephens in der Abschlussklasse hing irgendwo in der Nähe der Dusche im Bad. Das Foto eines Jungen namens Jimmy Powell, bei dem vor einigen Monaten Leukämie diagnostiziert worden war, befand sich jetzt neben Saras Telefon, damit sie jeden Tag an ihn dachte. Nun lag er im Krankenhaus, und Sara fürchtete, dass innerhalb der nächsten Monate ein weiterer ihrer Patienten unter die Erde gebracht werden würde.
    Ein Bild von Jenny Weaver hing nicht an der Wand. Ihre Mutter hatte nie eines mitgebracht. Sara hatte nur die Krankenakte, um zu rekonstruieren, mit welchen Beschwerden Jenny zu ihr gekommen war.
    Die Schublade des Aktenschranks ächzte, als Sara sie mit einem Ruck herauszog. Die ganze Konstruktion war so alt wie Dr. Barney und genauso widerspenstig wie der alte Mann. Da half auch das beste Multifunktionsöl nichts.
    » Mist«, zischte Sara, als der Schrank sich bedrohlich nach vorn neigte. Die oberste Schublade war mehr als vollgestopft, und Sara stemmte ihre freie Hand dagegen, um zu verhindern, dass der ganze Schrank umkippte.
    Schnell ließ sie einen Finger über die Schildchen gleiten und fand den Namen Weaver beim zweiten Durchgang. Sie stieß die Schublade mit Wucht

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