Vergiss mein nicht!
beste Freunde sein. Das ist unmöglich.«
Ich schüttle den Kopf, als ob sie mich sehen könnte. »Nein, das stimmt nicht. Alles, was ein bester Freund haben soll, trifft auf ihn zu.«
»Okay, ich spiele mit. Was muss ein bester Freund haben?«
»Nummer eins: Ich fühle mich absolut wohl in seiner Gesellschaft, keine Nervosität, keine Unsicherheit. Nummer zwei: Er ist echt nett. Und Nummer drei: Er nervt mich nicht.«
»Moment mal, willst du damit sagen, dass jemand, in den du dich verlieben willst, dich nerven muss?«
»Am Anfang. Und dann wird dir allmählich klar, dass das Nervige und das Misstrauen in Wirklichkeit ein spannendes Prickeln ist.«
»Addie, du bist ernsthaft gestört.«
Ich lege die frisch gefaltete Jeans auf einen Stapel in meinem Schrank und setze mich dann auf meinen Schreibtischstuhl. Auf der anderen Leitung klingelt es und ich nehme mein Handy vom Ohr, um zu sehen, wer anruft. »Kotz. Meine Mom.«
»Geh dran«, sagt Laila.
»Keine Lust.«
»Sie ist vor ein paar Tagen im Supermarkt beinahe über mich hergefallen und hat mich gefragt, wie’s dir geht und ob du dich eingelebt hast. Es war echt erbärmlich.«
»Wenn sie so viel Wert darauf legt, wissen zu wollen, wie es mir geht, dann hätte sie vielleicht nicht meinen Dad verlassen sollen.«
»Früher oder später wirst du mit ihr reden müssen.«
Ich beiße mir auf die Lippe. Ich weiß, dass sie recht hat. Ich weiß, dass mein Dad recht hat – ich muss meine Mom anrufen. Aber allein der Gedanke, mit ihr sprechen zu müssen, schnürt mir die Kehle zu. »Später.«
Ich höre ein Klopfen an Lailas Zimmertür. »Hey, warte mal kurz.« Im Hintergrund fragt ihr Dad, ob er sich Geld von ihr borgen kann. »Ich hab nichts mehr, habe mein letztes Geld heute fürs Mittagessen ausgegeben«, erklärt sie ihm. Seine genaue Antwort kann ich nicht verstehen, aber man kann ihm anhören, dass er nicht besonders glücklich ist. Endlich kommt sie wieder zurück ans Telefon. Ich kann praktisch an ihrer Stimme erkennen, wie sie mit den Augen rollt, als sie sagt: »Mein Dad bringt mich noch um.«
»Was hat er denn gesagt?«
»Er schuldet irgendeinem Typen Geld. Ist ja nichts Neues.«
»Das tut mir leid.«
»Du brauchst dich meinetwegen nicht schlecht zu fühlen.« Sie stößt einen tiefen Seufzer aus und brüllt dann: »Dad! Es hat an der Tür geklingelt.« Zu mir sagt sie leiser: »Wahrscheinlich Mr Schuldeneintreiber.« Eine Pause, dann seufzt Laila wieder. »Hey, ich muss die bescheuerte Tür aufmachen gehen. Ich melde mich später bei dir.«
»Okay. Sei vorsichtig und mach keine Dummheiten«, sage ich, aber sie hat bereits aufgelegt.
11.
PARAmütigung, die – alles, was über eine gewöhnliche Demütigung hinausgeht
I ch starre in den Spiegel und versuche, mein nervöses Herzklopfen zu ignorieren. Meine Strähne leuchtet viel neonfarbener, als ich mir vorgestellt hatte. Und sie ist um einiges fetter ausgefallen als beabsichtigt. Ich ahnte, dass es schlimm aussah, als selbst Lailas Augen groß wurden, nachdem wir meine Haare glatt gefönt hatten.
Laila greift mit den Händen hinein. »Vielleicht solltest du deine Haare doch lieber lockig tragen. Das Glätten betont die Farbe wahrscheinlich noch mehr.«
»Nein«, beharre ich. »Rebellion verlangt ganzen Einsatz.«
»Ich finde, es sieht toll aus«, sagt Duke. »Aber das kommt natürlich von jemandem, der in Sachen Rebellion noch eine tragende Rolle einnehmen will.«
Laila schaut von einem und anderen. »Was?«
»Ach nichts«, sage ich. »Ich gehe besser nach Hause.«
»Hey Duke, kannst du sie mitnehmen? Ich muss nach meinem Dad sehen.« Ich werfe Laila einen bösen Blick zu, aber sie rennt aus dem Badezimmer, verschwindet im Flur und flötet dabei: »Danke!«
Duke lacht. »Eigentlich sollte ich mich bedanken.«
»Morgen werde ich ihr einen Tritt in den Hintern verpassen. Na komm, lass uns losfahren.« Wir gehen durch die Tür und Duke sagt: »Bei einem Kampf würde ich mein Geld auf sie setzen.«
Ich schnappe nach Luft und boxe ihm spielerisch in den Bauch. Dann werde ich rot. Das würde in Lailas Crashkurs »Flirten für Anfänger«, den sie mir schon seit Jahren zu verpassen versucht, definitiv als Flirt gelten. »Entschuldige«, sage ich und stopfe meine Hände in die Taschen.
»Hat nicht wehgetan.«
Als wir ins Auto steigen, dreht Duke das Radio voll auf, bis es kaum noch zu ertragen ist. Die ganze Fahrt übertönt er die Musik mit seinem Gequatsche; über Football und wie klein
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