Vergiss mein nicht!
seine Meditationskabine ist und dass seine Mom den allerbesten Pfirsichpie backt, den ich unbedingt probieren müsste, und so weiter und so fort. Ich bin froh, dass ich nichts sagen muss.
»Hier wohne ich.« Ich zeige auf unser Haus, das mir, mit seinen Augen betrachtet, plötzlich klein und gewöhnlich vorkommt. Er lebt am Stadtrand, wo all die Villen stehen. Er fährt an die Seite. »Danke.« Ich öffne die Tür und will aussteigen.
»Bist du dir sicher, dass ich nicht mit reinkommen soll? Mit einem Zeugen wird deine Mom wahrscheinlich nicht ganz so laut brüllen.«
Ich will nicht, dass er mitkommt. »Wir können ihr das nicht alles auf einmal antun. Erst die Haare. Und dann auch noch der Typ.« Ich habe keine Ahnung, warum ich das gesagt habe.
Er nickt. »Okay. Na ja, viel Glück! Wir sehen uns morgen.«
Sein Blick ist so intensiv, dass ich das Gefühl habe, er kann direkt durch mich hindurchsehen.
Ich lege meine Hand auf die Mittelkonsole, nur wenige Zentimeter entfernt von seiner. »Liest du gerne?«
»Lesen?«
»Du weißt schon, ein Buch aufs Tablet runterladen und es lesen ... rein zum Vergnügen.«
»Nicht wirklich.«
Ich ziehe meine Augenbrauen hoch. »Wir sehen uns morgen.« Ich springe aus dem Auto.
»Wir sind wie Magneten, Addie«, ruft er hinter mir her.
Ich lache. Er schafft es tatsächlich, mich zum Lachen zu bringen. Ich seufze und gehe rein.
»Addie, wo bist du gewesen?«, fragt meine Mom aus der Küche.
Ich hole tief Luft, streiche mir kurz über die Haare und bin drauf und dran, mir aus meinem Zimmer eine Mütze zu holen. Rebellion verlangt ganzen Einsatz, rufe ich mir ins Gedächtnis.
»Addie?«, ruft meine Mom wieder. »Bekomme ich eine Antwort? Wo bist du gewesen?«
»Nur bei Laila.«
»Du hättest ja mal anrufen können. Ich habe uns etwas zum Abendessen gekocht.« Dem Geruch nach zu urteilen, hat sie das Abendessen anbrennen lassen.
»Ich hab schon gegessen.« Ich gehe in die Küche, hole mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und versuche dabei, mich so normal wie möglich zu benehmen. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich, wie meine Mutter erschrocken den Mund aufreißt.
»Was hast du mit deinen Haaren gemacht?« Ihre Stimme klingt tief und wütend.
Meine guten Vorsätze fangen an zu bröckeln. »Das geht wieder raus. Einundzwanzig Haarwäschen.« Das wollte ich eigentlich nicht sagen. Ich wollte eine Hand in die Hüfte stemmen und sagen: »Es sind meine Haare. Ich kann damit machen, was ich will.« Das ist das, was der vernachlässigte Teenager von sich gibt, wenn er mutig für sich einsteht. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass dieser Teenager niemals jemanden wie meine Mutter vor sich hat. Auch bin ich mir sicher, dass ich weder mutig noch vernachlässigt bin.
»Addie, meinst du das ernst?«
»Was ist schon dabei?« Eigentlich sollte es cool klingen, aber bei mir klingt es, als hätte ich Angst.
»Geh. Ich möchte dich hier erst wiedersehen, wenn du deine einundzwanzig Haarwäschen hinter dich gebracht hast.«
Ich mache mich auf den Weg in mein Zimmer.
»Oh, und das gilt auch für alle anderen Orte außerhalb der Schule. Du hast so lange Hausarrest, bis das wieder rausgewaschen ist.«
Geht’s noch ein bisschen herrischer? »Kein Wunder, dass Dad ausgezogen ist.« Zum ersten Mal sage ich etwas, das tatsächlich so klingt, wie ich es beabsichtigt hatte, doch ich bereue es augenblicklich. Ich brauche mich nicht umzublicken, um zu wissen, dass ich sie verletzt habe. Das Licht in meinem Zimmer geht an, als ich durch die Tür trete, und ich lasse mich mit einem frustrierten Seufzer auf mein Bett sinken.
Mein Handy klingelt, ich kenne die Nummer nicht. »Hallo?«
»Wie ist es gelaufen?« Duke ist am anderen Ende.
Ich stehe auf, ziehe die Vorhänge ein kleines Stück zur Seite und frage mich, wie er es geschafft hat, seinen Anruf so perfekt zu timen. Hat er gesehen, wie das Licht in meinem Zimmer anging? Die Straße ist leer. »Wie bist du an die Nummer gekommen?«
»Ich hab ein paar Leute angerufen und bin so auf Lailas Nummer gestoßen. Sie hat mir deine gegeben. Ich dachte, dass das keine große Sache ist, schließlich willst du sie ja sowieso in den Hintern treten.«
»Stalkst du mich etwa? Weil ich nämlich nicht wirklich auf Stalker stehe.«
Er lacht. »Also, wie ist es gelaufen?«
Ich reibe mir über den Nasenrücken, ein dumpfer Schmerz pocht hinter meinen Augen. »Im Grunde genommen perfekt. Ganz, wie ich geplant hatte.«
»Welchen Film seht
Weitere Kostenlose Bücher