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Vergiss mein nicht!

Vergiss mein nicht!

Titel: Vergiss mein nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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dich festhalten kannst, bis du wieder den Boden unter den Füßen gefunden hast, ich gebe einen ziemlich guten Anker ab.«
    Unerwartet steigt ein Gefühl der Wärme in mir auf. Ich würde ihn gerne umarmen oder weinen. Beides kommt nicht infrage. »Ja, das hast du bewiesen.«
    Er lacht. »Willst du dir den Rest des Spiels anschauen?«
    »Nicht wirklich, aber Laila ist noch oben.«
    »Okay, dann sehen wir uns Montag.« Ich blicke ihm hinterher, bis er in der Dunkelheit verschwindet.
    Als ich zurückkomme, wirft Laila mir einen schiefen Blick zu. »Wo hast du deinen Freund gelassen?«
    »Er ist nicht mein Freund.«
    »Ach ja, richtig ...«
    »Was habe ich verpasst?«, wechsle ich das Thema. Wenn Laila sich etwas in den Kopf gesetzt hat, versucht man am besten nicht, es ihr auszureden, egal, wie daneben sie damit auch liegt.
    »Nur Duke, der einfach phänomenal gespielt hat«, sagt sie lächelnd. »Aber ich bin sicher, dass er das wiederholen kann.«
    Fünfzehn Minuten verstreichen und sie beugt sich zu mir: »Hab ich’s nicht gesagt?«
    Ich werfe einen kurzen Blick auf die Anzeigetafel – einundzwanzig zu drei. Noch fünf Minuten bis Spielende. Wir kriegen den Arsch voll.
    »Kannst du mich decken? Ich will nach unten in die Umkleidekabine.«
    »Ja, los!«
    In der Umkleidekabine suche ich mir hinter einer Kiste mit Fußbällen ein Versteck und warte. Ich hab das Gefühl, dass es eine Ewigkeit dauert, schon allein deshalb, weil diese Gras-Schweiß-Kombi nicht besonders angenehm riecht. Warum mache ich das hier überhaupt?
    Irgendwann vor ein paar Jahren ist Laila mal mit dem Code für den Golfwagen des Hausmeisters zum Mittagessen aufgekreuzt. Zusätzlich hatte sie ein Skateboard mit einem Seil dran dabei. »Wir werden nicht erwischt. Komm, lote es aus«, hat sie gesagt, als ich nicht mitmachen wollte. Ich tat, was sie sagte. Und obwohl die Alternative mit dem Skateboard zu einem der besten Tage meines Lebens gehörte, haben wir uns damit allerdings auch einen Besuch im Büro des Schulleiters eingehandelt. Letztendlich hatte ich mich für den anderen Weg entschieden. Den sicheren.
    Der Schmerz in meinen Knien wird immer schlimmer, weil ich so lange hinter der Fußballkiste in der Hocke sitze. Ich mache das hier, weil ich es unbedingt wissen muss ... für Trevor. Gerade, als ich mich aufrichten will, um mich zu strecken, hallt Gejohle und Fußgetrampel durch den Flur. Ich verkrieche mich tiefer in mein Versteck.
    Bevor ich den brillanten Plan gefasst hatte, mich in diese Situation zu bringen, habe ich mir leider nicht überlegt, was sich eigentlich in der Umkleidekabine genau abspielen sollte. Aber als ich das Wasser laufen höre, drehe ich mich um und presse mein Ohr gegen die Wand. Nach und nach kommen Spieler, die zu ihren Schließfächern gehen, von hier kann ich hören, was sie sagen. Nicht, dass es interessant gewesen wäre. Ich hab keine Ahnung, was ich eigentlich erwartet habe. Es wird sich ja wohl niemand hinstellen und sagen: So, wen machen wir nächste Woche zum Krüppel?
    »Duke, super Spiel«, ruft eine Stimme. Mehrere schließen sich an, Jubel ertönt.
    »Danke, Leute. Gilt auch für euch.«
    »Sie zu beruhigen, das lief richtig gut heute Abend«, sagt ein Junge, dessen Stimme ich nicht erkenne.
    Daraufhin antwortet Duke: »Man braucht sie nur ein kleines bisschen zu beeinflussen, dann sind sie fügsam wie kleine Mädchen.«
    Ich spähe hinter den Fußbällen hervor, um ausfindig zu machen, ob ich den Stimmungscontroller sehen kann – ich nehme an, es ist Andrew –, mit dem Duke spricht. Einen der Typen, der neben ihm steht, erkenne ich wieder, es ist Ray, die beiden sieht man ständig zusammen. Der andere ist schlanker; vielleicht ist das der Schüler aus der Neunten. Das sind also diejenigen, die Trevors Karriere beendet haben – Duke, ganz offensichtlich der Drahtzieher, und seine Anhängerschaft. Aber wer hat Trevor verletzt? Der Einzige, der Materie manipulieren kann und den ich kenne, ist ...
    Bobby? Könnte der irgendwie mit von der Partie sein? Und wieso? Kannte er Duke überhaupt? Und ging er zu den Football-Spielen? Ich muss unbedingt Laila fragen.
    Ich bleibe hinter der Kiste mit den Fußbällen versteckt, bis die Umkleidekabine leer ist, so leer wie mein Kopf. Langsam weicht die Neugier und macht meiner Enttäuschung Platz. Tief in mir war ich davon überzeugt, ich könnte Rowans Theorie widerlegen, statt den Beweis für sie zu finden. Ich lasse mich auf den Boden gleiten. Sind wir wirklich

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