Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergiss nicht zu atmen

Vergiss nicht zu atmen

Titel: Vergiss nicht zu atmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Sheehan-Miles
Vom Netzwerk:
waren… er war ein behinderter Kriegsveteran mit sehr ernsten Verletzungen. 
    „Hmm… Ich denke Sie nehmen am besten einfach das Oxy weiter gegen die Schmerzen. Wir werden jetzt ein paar Röntgenaufnahmen machen und dann weitersehen. Das wird eine lange Nacht für Sie werden, Mr. Paris. Warten Sie hier. Ich komme gleich zu Ihnen zurück.“
    Dylan seufzte und schloss dann seine Augen. Ich hielt seine linke Hand und er sagte: „Du musst nicht bleiben. Das wird die ganze Nacht dauern.“
    Ich lehnte mich zu ihm rüber und küsste eines seiner Augenlider. „Dylan, ich wäre nirgends lieber als hier bei dir.“
    „Du bist verrückt“, sagte er.
    „Verrückt nach dir.“
    Er stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus und küsste mich dann auf die Stirn. „Du wusstest nicht, dass ich das ganze Zeug schlucke.“
    Ich schüttelte den Kopf. 
    „Wir haben das Oxy in den letzten Monaten auf ein Minimum reduziert. Das Zeug ist geil, wenn man große Löcher in sich hat. Glaub es oder nicht, zu Beginn haben sie mir Morphium gegeben. Meine Güte, dass macht einen vielleicht high. Ich habe versucht die Ärzte dazu zu bewegen, dass sie so wenig Schmerzmittel wie möglich einsetzen. Ein bisschen Schmerz wird mich nicht umbringen, Medikamentenabhängigkeit schon.“
    Ich nickte und hörte einfach nur zu. 
    „Das ähm… Paxil… na ja, du weißt schon. Ich habe dir gesagt, dass ich ein paar Probleme mit Wutanfällen habe. Posttraumatische Belastung. Depressionen. All diese lustigen Dinge.“
    Er klang fast beschämt.
    „Das ist okay Dylan. Das ist absolut normal. Die Hälfte der Leute, die ich kenne, nehmen Paxil oder etwas Ähnliches ein.“
    Er schüttelte den Kopf. „Na ja, ich bin überhaupt kein Fan von Drogen, egal welchen.“
    „Außer deinen Zigaretten.“
    Er zuckte mit den Schultern und grinste mich dann an. „Das ist was anderes. Meinst du sie merken es, wenn ich hier eine rauche?“
    „Ja, das meine ich.“
    Er runzelte die Stirn. „Spielverderberin.“
    Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander. Dann sagte er: „Das stört dich nicht? Die Antikonvulsiva und der ganze Scheiß? Ich schlucke eine halbe Apotheke. Ich kann jederzeit zusammenbrechen und einen Krampfanfall bekommen, trotz der Tabletten. Ich kann deshalb noch nicht mal einen Führerschein machen.“
    Ich runzelte die Stirn. „Stört es dich, dass ich die Antibabypille nehme?“
    Dylan verschluckte sich fast und dann sah ich etwas, dass ich seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er wurde rot.
    Ich begann zu kichern, und brach dann in richtiges Lachen aus. 
    „Okay, ich hab’s verstanden“, sagte er.
    Ich kicherte immer noch ein wenig, also beschloss er den Spieß umzudrehen. 
    „Also, jetzt wo du die Pille erwähnt hast…“, sagte er. 
    „Nein. Ich bin noch nicht bereit.“ Ich schüttelte theatralisch meinen Kopf.
    Er zog die Augenbrauen hoch und grinste.
    „Hör auf damit.“
    „Womit?“
    „Hör auf mich anzuschauen, als wäre ich ein Stück Fleisch.“
    Er grinste: „Ich dachte mehr an…ähm… Erdbeerkuchen?“
    „Oh nein. Das lässt du schön bleiben. Du bist albern.“
    „Deshalb liebst du mich doch.“
    Wir hörten ein lautes Räuspern hinter uns, und der Arzt schob die Gardine zurück.
    „Hier entlang. Mr. Paris.“

Vergiss die Regeln (Dylan)

    Bevor die lange, lange Nacht in der Notaufnahme vorbei war, versuchte ich noch zweimal Alex nach Hause zu schicken. Sie weigerte sich. Stattdessen rollte sie sich, während der Wartezeiten zwischen meinen Behandlungen, im Wartezimmer auf dem Stuhl neben mir zusammen, legte den Kopf auf meinen Schoß und schlief.
    Das letzte Mal, dass wir so zusammen gewesen waren, sie schlafend neben mir, war im Flugzeug vor tausend Jahren.
    Es war vier Uhr morgens, bis wir endlich gehen konnten. Mittlerweile war meine Hand in einem schweren Gips verpackt, der meine Finger ruhigstellte. Zwei meiner Fingerknochen waren gebrochen und die Haut war überall aufgerissen. Einmal, als Alex gerade nicht im Zimmer war, hatte der Arzt mir vorgeschlagen, ich solle wiederkommen und mich in psychologische Behandlung begeben und, wenn möglich, ein Antiaggressionstraining absolvieren.
    „Schauen Sie“, sagte er. „Wir sehen hier viele Patienten in Ihrer Situation. Sie waren im Gefecht. Ich vermute Sie haben Freunde verloren.“
    Ich nickte.
    „Es kommt oft vor, dass man danach lange Zeit emotional durcheinander ist. Zusammen mit der Hirnverletzung kann das für Sie zu einem ernsten Problem

Weitere Kostenlose Bücher