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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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kicherten beide wie Wahnsinnige. Nat flehte um Gnade. Und dann flog die Tür auf und Devon stand vor uns – der eindeutig nicht erwartet hatte, mich hier zu sehen. Er stotterte eine Entschuldigung, und Nat sagte so etwas wie: »Ist schon gut, Dev. Warte einen Moment!« Aber Devon haute mit hochrotem Kopf ab. Ich lachte und machte weiter mit meiner Kitzelattacke. Aber er lachte nicht.
    »Grace, hör mal für eine Minute auf.«
    »Was? Warum? Das ist doch keine große Sache!«
    »Ich weiß. Es ist nur … ich weiß nicht. Es ist irgendwie ein bisschen komisch.« Er setzte sich auf und zog sein T-Shirt zurecht. »Lass mich mal mit ihm reden.«
    Plötzlich kam mir ein Verdacht. »Du hast ihm doch von uns erzählt … oder?«
    Nats Schweigen sagte alles. »Scheiße! Warum hast du’s ihm nicht erzählt? Kein Wunder, dass ihm fast die Augen aus dem Kopf gefallen sind!«
    Nat hatte wenigstens so viel Anstand, beschämt auszusehen. »Tut mir leid. Ich wollte nur … Ich war mir nicht sicher, ob es ihm recht wäre, das mit dir. Weißt du … weil ihr euch doch kennt.«
    »Und was ist damit, dass wir uns kennen?«, fragte ich und schmollte noch mehr.
    »Na ja … ich wollte nicht, dass er sich einen Kopf macht, weil wir über ihn reden könnten. Das ist alles.«
    Ich dachte darüber nach, während ich mein Top zurechtzog. »Es hat also nichts damit zu tun, dass es dir peinlich ist, mit mir gesehen zu werden?« Es klang ein bisschen eingeschnappter, als es sollte.
    »Quatsch! Schau dich doch mal an!« Er zog mich an sich und gab mir einen langen, intensiven Kuss.
    »Mit Schmeicheleien erreichst du alles, Nathaniel. Aber nicht jetzt. Na los. Du musst eine Runde reden. Geh und sprich mit ihm. Ich warte hier.«
    »Zwischen uns ist alles okay?«
    »Klar. Und jetzt ab!« Nat sprang vom Bett und verließ das Zimmer. Ich legte mich hin und starrte an die Decke. Sie hatte einen Riss. Ich versuchte mir einzureden, dass alles okay war. Nats Gründe, warum er Devon nichts gesagt hatte, waren absolut verständlich. Und außerdem hatte ich meiner Mum auch nichts von uns gesagt. Aber das war etwas anderes. Man musste schon länger als fünf Minuten mit jemandem im selben Raum sein, um sich unterhalten zu können. Und ich hatte seit dem Abend, an dem ich mit Soph verabredet gewesen war und sie versucht hatte, ein Mutter-Tochter-Gespräch zu führen, darauf geachtet, dass so was nicht noch mal passierte.
    Wie ich da auf Nats Bett lag, umgeben von Nats Sachen, eingehüllt in Nats Welt, konnte ich nicht anders, als daran zu denken, dass es das jetzt vielleicht war – der erste winzige Riss, auf den ich gewartet hatte. Ein Riss, der sich zu einem großen, klaffenden Abgrund ausweitete, in den ich stolpern würde – um nie wieder gesehen zu werden.
    Nat kam nach ein paar Minuten zurück und setzte sich auf die Bettkante.
    »Und?«
    »Er ist weggegangen. Er ist ziemlich angepisst, und ich kann es ihm nicht verübeln.« Nat seufzte und starrte auf den Boden.
    »Hey, komm schon. Du hast nichts falsch gemacht. Du hast also deinem Bruder nichts von deiner neuen Freundin erzählt? Das ist wohl kaum das Verbrechen des Jahrhunderts.« Ich strich ihm über den Nacken, wo sein Haar kurz und flaumig war.
    Er zog den Kopf weg. »Nicht, Grace.«
    »Nicht was? Komm schon … Devon ist weg. Wir könnten doch …« Meine Hand kroch an seinem Bein hinauf.
    »Hör auf!« Nat sprang vom Bett auf und hastete weg. Für einoder zwei Minuten war ich zu überrascht, um etwas zu sagen. Er stand an der Wand, die Faust gegen die Stirn gepresst.
    »Okaaay, ich geh dann wohl mal.« Eilig stand ich auf und sammelte meine Sachen ein. Ich sagte zu mir: Ich werde nicht weinen ich werde nicht weinen ich werde nicht weinen. Ich war schon fast an der Tür, als Nat sich umdrehte, um mich anzusehen.
    »Grace. Es tut mir leid. Es tut mir wirklich, wirklich leid.« Er machte einen Schritt auf mich zu, legte die Hände über sein Gesicht und atmete laut aus. Als seine Hände hinabglitten, sah er mich traurig an. »Es tut mir leid, dass ich so ein Depp bin. Aber mit Devon ist alles irgendwie … kompliziert. Das war es schon immer. Ich muss nur mal richtig mit ihm reden, und dann ist bestimmt alles gut.« Nat kam näher und griff nach meiner Hand. Er legte seine Finger um meine und drückte sie sanft. Ich sah ihm in die Augen und suchte nach der Wahrheit in seinen Worten. Ich war mir nicht sicher, ob ich sie fand oder nicht, aber er sah so traurig und erwartungsvoll aus, dass es egal

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