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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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meine, na ja, ich glaub, ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll.« Ich scharrte mit meinen Turnschuhen aufdem Kies unter der Bank herum und wartete darauf, dass Sal etwas sagte.
    »Grace, es tut mir wirklich, wirklich leid.« Nun, das war wenigstens schon mal ein Anfang. Ich wartete, dass sie weitersprach. »Das alles war ein totaler Albtraum. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft ich dich anrufen wollte …« Sie verstummte, und ich wusste, dass sie mit den Tränen kämpfte – ohne Erfolg, wie sich zeigte. »Ich hab dich vermisst.«
    Und sie sah mich mit ihren tränennassen Bambiaugen an und sagte leise: »Glaubst du, wir könnten je wieder …«, um dann wieder zu verstummen. Sie starrte auf den Boden und ließ sich die Tränen übers Gesicht laufen. Ich wollte sie nur umarmen und ihr sagen, dass alles gut werden würde. Aber ich konnte es nicht.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Grace, du musst mir glauben. Ich war eine Idiotin. Ich habe nicht mal eine Entschuldigung, aber ich hatte solche Angst und war wütend und wusste einfach nicht, was ich tun sollte.«
    »Also hast du’s an mir ausgelassen?« Es musste mal gesagt werden.
    Sal nickte. »Ich wollte nur jemandem die Schuld geben, und irgendwie warst du es dann am Ende. Ich weiß nicht warum. Du warst die Einzige, die für mich da war, und ich hab’s total versaut.«
    »Warum jetzt?« Es fiel mir schwer, sie anzusehen.
    »Was meinst du?«
    »Es ist zwei Monate her. Warum kommst du jetzt damit zu mir?«
    »Ich wollte nur … Ich dachte, du wolltest vorher nicht mit mir reden. Besonders nach allem, was ich zu dir gesagt hatte. Über das Ritzen.« Als ob man mich daran erinnern müsste. »Grace, ich hab’s nicht so gemeint. Du weißt doch, dass ich nicht so über dich denke. Ich hab nur einfach mit der ersten Sache ausgeteilt, die mir eingefallen ist.« Sie wollte meine Hand nehmen. Ich zog sie nicht weg. »Es war schrecklich von mir, so etwas zu sagen, und ich weiß, wie du dich gefühlt haben musst.«
    »Das glaube ich nicht. Wenn die Person, die dir das meiste auf der Welt bedeutet, so etwas zu dir sagt …«
    »Aber es stimmt doch nicht!« Sal drückte meine Hand.
    Ich hob die Schultern. »Vielleicht doch.«
    »Das ist doch dumm, Grace. Wenn du es wegen der Aufmerksamkeit tun würdest, dann würdest du es doch wohl nicht so gut verstecken, oder was denkst du?«
    Ich zuckte wieder die Schultern. Ich würde es ihr nicht leicht machen. »Und das mit den Jungs? Du hast mich mehr oder weniger eine Schlampe genannt.«
    »Das hab ich nicht so gemeint. Nur, weil wir anders über Sex denken, heißt das doch nicht, dass wir keine Freundinnen sein können.« Sie zögerte. »Weißt du, du hast auch ein paar echt harte Sachen gesagt.«
    Ich zog meine Hand weg. »Na ja, ich musste mich ja irgendwie verdammt noch mal verteidigen, oder nicht?! Mir gibt nicht jeden Tag jemand die Schuld dafür, schwanger zu sein, besonders, wo mir die richtige Ausstattung für diesen Job fehlt!«
    Wir saßen eine Weile schweigend nebeneinander. Sal hatte aufgehört zu weinen und zupfte an einem Loch in ihren Jeans herum.
    »Ich hatte die Abtreibung.« Ihre Stimme klang flach.
    »War es schlimm?«
    »Ich weiß es nicht. Es war komisch. Ich war erleichtert, glaube ich. Ich dachte, alles würde hinterher okay sein, und vielleicht wäre es das auch gewesen, wenn ich dich nicht weggestoßen hätte.«
    »Bist du alleine hingegangen?«
    Sal nickte, und ich merkte, wie etwas von der schlechten Stimmung zwischen uns in der Nacht verschwand.
    »Ich wünschte, ich hätte bei dir sein dürfen.«
    »Ich auch.«
    Wir sahen uns an, und ich dachte, dass vielleicht (nur vielleicht) alles wieder in Ordnung kommen könnte. Vielleicht konnte alleswieder normal werden. Ich würde nicht vergessen, was sie zu mir gesagt hatte. Und sie würde wohl nicht vergessen, was ich gesagt hatte – oder dass ich ihr kräftig eine runtergehauen hatte. Aber vielleicht gab es eine Möglichkeit, das alles hinter uns zu lassen.
    »Ich hab dich auch wahnsinnig vermisst, weißt du.« Wir lächelten uns schüchtern an. »Na, komm her.« Ich schnappte sie mir und umarmte sie. Jetzt war ich dran mit Heulen, und Sal heulte kräftig mit.
    Schließlich riss ich mich los und sah sie an. Tränennasses, geschwollenes Gesicht. »Wow. Ich hoffe, ich seh nicht so mies aus wie du!«
    Sal lachte. »Na ja, doch. Es sei denn, du findest rote Flecken besonders hübsch …?«
    »Ich hatte schon immer eine Schwäche dafür! Hör zu, willst du nicht

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