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vergissdeinnicht

vergissdeinnicht

Titel: vergissdeinnicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Clarke
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Schultern. Und dann küsste ich ihn. Er schien vollkommen überrascht – nicht, dass ich meine Absichten irgendwie verborgen hätte. Seine Lippen waren warm und weich und wohlig. Aber er küsste mich nicht wirklich zurück.
    Ich fragte ihn, was los sei, und er zuckte die Schultern. Wieder. »Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist. Tut mir leid.« Autsch.
    Ich tat, was alle Mädchen mit Selbstachtung im Angesicht einer solchen Zurückweisung tun würden: Ich fing an zu weinen. Jämmerlich. Aber woher sollte ich denn auch wissen , dass ich gerade versuchte, einen Typen abzuschleppen, der vorhatte, mich zu entführen?
    Ethan legte den Arm um mich und machte tröstende »Schsch, nicht weinen«-Geräusche. Ich war höllisch verwirrt und betrunken und erinnerte mich vermutlich gerade wieder an Da-war-doch-noch-was-das-ich-heut-Nacht-dringend-erledigen-muss-also-mach-ich-mal-besser-wenn’s-recht-ist.
    Und dann kotzte ich ihm auf sein Hemd.
    * * *
    Also, über diese Nacht gibt es nicht wirklich sehr viel mehr zu sagen. Nach der Kotzerei war alles nur noch sehr viel verschwommener. Ich erinnere mich aber, dass Ethan nicht so reagierte, wie ich es getan hätte, wenn mich irgendjemand vollgekotzt hätte. Ich entschuldigte mich wie blöde (und weinte immer noch, glaube ich), und er zog einfach sein Hemd aus und stopfte es in den Abfalleimer hinter den Schaukeln. Er sagte so was wie »Wir müssen los« und hielt mir seine Hand hin. Ich murmelte wohl, dass ich im Park bleiben wollte, aber es ging mir so hundeelend, dass ich mich von der Schaukel holen und wegbringen ließ. Ich erinnere mich, seinen Van gesehen zu haben. Ich erinnere mich daran, dass er sich über mich beugte, um mich anzuschnallen. Und dann … nicht mehr viel. Ich glaube mich zu erinnern, dass wir zu mir nach Hause unterwegs waren. Verdammter Gin – ganz schlechte Idee war das. Alles, was ich dann noch weiß, ist, dass ich eingeschlafen sein muss. Und hier bin ich aufgewacht.

Tag 7
    Nichts Neues. Nichts.

Tag 8
    Heute ist düster.

Tag 9
    Einszweidreivierfünfsechssiebenachtneun.

Tag 10
    Ready to write’n’roll. Die letzten paar Tage waren ziemlich scheiße. Es gibt nicht viel zu erzählen. Ich bin viel auf- und abgegangen. Es macht mich verrückt, dass ich keine richtige Bewegung habe. Ich brauche Platz. Oder wenigstens ein Laufband. Ethan hat das Bettzeug gewaschen und meinen Operationskittel gegen neue Kleidung eingetauscht – jetzt habe ich die Wahl zwischen zwei Paar leuchtend weißen Pyjamas. Könnte ein Fortschritt sein.
    Er hat in den letzten vier Tagen kaum mit mir gesprochen. So gut wie jedes Mal, wenn er zu mir reinkam, lag ich im Bett. Oft schaut er hoffnungsvoll zum Tisch rüber und scheint enttäuscht (ernüchtert?), dass ich nicht dort sitze und fröhlich vor mich hin schreibe. Wenn er jetzt reinkommt und mich sieht, ist er bestimmt glücklich. Ich will nicht, dass das passiert. Manchmal schaue ich ihn böse an, nur um ihn dazu zu bringen, etwas zu sagen. Und manchmal sieht es so aus, als wollte er etwas sagen, aber dann überlegt er es sich anders. Was will er?!
    Je länger das hier läuft, ohne dass irgendwas passiert, desto verwirrter bin ich. Ich habe gar keine richtige Angst mehr. Vielleicht kann man nur eine bestimmte Zeit lang ein gewisses Maß an Angst aufrechterhalten, bevor es zu anstrengend wird.
    Ich bin seit zehn Tagen hier. Ich frage mich, wie es Mum geht. Wahrscheinlich ist sie am Durchdrehen. Gibt sich vielleicht ein bisschen Frustshoppen, um sich von ihrem Trauma abzulenken. Oder sitzt neben einer Polizistin auf dem Sofa, wie jemand aus einem Fernsehfilm. Führt sich auf wie eine gute Mutter – eine, die sich sorgt. Ich frage mich, ob die Polizei noch nach mir sucht. Vielleicht haben sie schon aufgegeben. Vielleicht kann man auch nur eine bestimmte Zeit lang ein gewisses Maß an Hoffnung aufrechterhalten.
    Ich denke dauernd an Sal. Fühlt sie sich schlecht? Fühlt sie irgendwas ? Krümmen und winden sich ihre Eingeweide vor Scham und Schuld?
    Sal. Ich weiß nicht mal, wo ich anfangen soll. Vielleicht am Anfang, das erscheint mir so gut wie alles andere. Sie zog mit ihren Eltern und ihrem nervigen kleinen Bruder von Edinburgh hierher. Bevor Sal kam, war ich irgendwie mit diesen Mädchen an der Schule befreundet – die, die sich für was Besseres halten. Aber ich war immer mehr so am Rand, mit keiner richtig eng. Ich dachte nie, dass mir was entgeht, wenn ich keine wirkliche echte beste Freundin habe.
    Als ich sie

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