Vergossene Milch
geht in die Hocke, er bückt sich und streckt den Arm weit vor. Sie werden nichts sagen, doch Matilde entnimmt vielleicht dem Klappern der Muscheln, die sie in den Eimer legt und er in den Eimer wirft, eine bestimmte Bedeutung. Wenn der Eimer bis an den Rand gefüllt ist, wird es so sein, als wäre alles zwischen ihnen gesagt, und sie werden weitergehen, bis zur Festung am Ende des Strandes, wo Matilde sich abkühlen möchte. Ich sehe richtig vor mir, wie sie den Eimer vor Dubosc absetzt und auf die ihr eigene Art ins Wasser geht, hüpfend wie beim Seilspringen. Wenn sie aus dem Wasser kommt, wird sie ihre Haare nach hinten streichen, und Dubosc wird nicht merken, dass eine kleine Welle den Eimer umkippt, den sie ihm anvertraut hat. Matilde wird die Muscheln sehen, die das ablaufende Wasser auf dem Strand verteilt hat, und denken, dass darin vielleicht ihre Zukunft abgebildet ist, doch Dubosc wird sie mit seiner Pranke wieder einsammeln. Die Muscheln voll von nassem Sand, die er mit beiden Händen in den Eimer wirft, wird sie wieder herausnehmen und einzeln auswaschen. Matilde wird in jede Muschel hineinsehen, wird das Innere dieser verlassenen Häuser inspizieren. Und Dubosc wird zum Himmel blicken und sich dem Stand der Sonne entsprechend ausrechnen, dass ich um diese Zeit kurz vor Marambaia sein muss. Ich hatte um diese Zeit keine Ahnung, wo ich mich befand, auf meine Straße schien die Sonne nicht, ich fuhr weiterhin durch grünen Schatten. Inzwischen war ich davon überzeugt, dass ich in die falsche Richtung fuhr, aber die Straße war so schmal, dass ich unmöglich wenden konnte. Ich trat das Gaspedal durch, das Benzin ging zur Neige, ich hasste den Wald, weil ich in ihn hineingefahren war. Als sich eine Lichtung auftat, sah ich in der Ferne einen Berg, der wie der Corcovado aussah, und er war es tatsächlich, auf seinem Gipfel waren Gerüste zu erkennen, wie es hieß, sollte da oben eine Christusstatue errichtet werden. Auf einem Platz zu meiner Rechten standen ein paar Autos, es war der Aussichtspunkt Vista Chinesa, doch anstatt zu wenden, schaltete ich den Motor aus und ließ den Wagen die abschüssige Straße Richtung Stadtzentrum hinunterrollen, um dort zu tanken. Und in Kürze werden Matilde und Dubosc zum Sonnenschirm zurückkommen, er mit dem Eimer in der Hand und sie mit einem Gesichtsausdruck, wie ich ihn noch nie bei ihr gesehen habe. Balbina wird bei ihrem Anblick Eulalinha an die Brust drücken, schnell nach Hause gehen und ihr dort die in einer Flasche aufbewahrte Milch geben. Der Arzt und seine Frau werden sich auch hastig zurückziehen, um dem neuen Paar einen Nachmittag zu zweit zu ermöglichen. Und Matilde wird sich ganz dicht neben Dubosc setzen, denn der Schatten des Sonnenschirms ist knapp, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Um Punkt zwölf Uhr mittags parkte ich den Wagen auf dem Bürgersteig am Strand, wo sich nur noch wenige Leute befanden, unser Sonnenschirm war leicht auszumachen. Es war ein himmelblaues Rund, von weitem sah er wie der Glockenrock der verheirateten Frau aus, mit der mein Vater seine letzte Affäre hatte. Ich wollte zum Sonnenschirm laufen, aber ich lief wie in einem Traum, ich kam fast nicht von der Stelle, denn meine Schuhe füllten sich mit Sand. Schwerfällig näherte ich mich dem himmelblauen Rund, und in seinem kreisförmigen Schatten nahm ich sich bewegende Schatten wahr. Noch ein paar Schritte und ich erblickte Balbina, die mich erschrocken ansah, und Eulalinha, die zu weinen anfing. Ich fragte nach Matilde, Balbina wies auf das Chalet, und schon von weitem war Musik zu hören. Ich dachte, es wäre ein Maxixe, aber es war dieser Samba, den sie neuerdings den ganzen Tag hörte: Schwör es, schwör es, schwör es von ganzem Herzen. Die Haustür stand sperrangelweit offen, und im Wohnzimmer tanzte Matilde im Badeanzug mit dem schwarzen Balbino. Ja, der schwarze Balbino, ich wollte es nicht glauben, aber er war es wirklich. Sie reagierten nicht auf meinen Anblick, sie tanzten beide weiter und sahen mich an und lachten mir zu, als wäre nichts. Balbino trug eine sehr enge lila Hose, sein Hintern war dicker als der seiner Schwester, und meine Frau in den Armen dieses Negers zu sehen war für mich die schlimmste Schmach. Er wackelte beim Tanzen mit dem Hintern, sie lachte und lachte, und der Sänger mit seiner Tuntenstimme sang: Deshalb werde ich dir den reinsten Kuss in der Kathedrale der Liebe geben. Die Szene wurde unerträglich, die beiden wollten mit diesem
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