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Vergraben

Vergraben

Titel: Vergraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Cross
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verlassen?«
    »Ach so. Ich hatte Streit.«
    »Mit …?«
    »Meiner Freundin. Sie wissen schon.«
    Holloways kühler Blick bedeutete nein, er wisse nicht. Und Nathan begann sich zu fragen, ob seine offenkundige Langeweile vielleicht nur vorgetäuscht war.
    »Worüber haben Sie gestritten?«
    »Na ja, es war kein richtiger Streit. Zumindest nicht am Anfang.«
    »Was war es dann?«
    »Ich habe gesehen, wie sie mit Mark getanzt hat.«
    »Mark Derbyshire?«
    »Der einzig wahre. Ja.«
    »Und?«
    »Und das hat mich wütend gemacht.«
    »Dass sie mit ihm getanzt hat?«
    »Wie sie mit ihm getanzt hat.«
    »Wie hat sie denn getanzt?«
    »Ich weiß nicht. Er hat … er hat ihr an den Hintern gegrapscht.«
    »Und das hat Ihnen nicht gefallen.«
    »Nein, das hat mir nicht gefallen.«
    »Und dann – sind Sie rausgestürmt, oder was?«
    »Ja. Ich bin rausgestürmt.«
    »Was hatten Sie vor?«
    »Nichts Bestimmtes. Ich bin einfach spazieren gegangen.«
    »Wohin? Dort in der Nähe ist gar nichts.«
    »Das hat sie auch gesagt.«
    »Wer?«
    »Sara. Meine Freundin.« Er drückte seine Zigarette aus. »Exfreundin.«
    »Aha. Das ist vermutlich Sara Reed, wohnhaft hier.«
    »Das stimmt.«
    »Und wo ist Sara jetzt?«
    »Sie wohnt bei einer Freundin. Michelle. Ich kann die Adresse raussuchen.«
    »Nicht nötig. Und wie sind Sie zur Party zurückgekommen?«
    »So ein Typ namens Bob ist an mir vorbeigefahren.«
    »Er ist vorbeigefahren?«
    »Ja. Er wollte schon gehen. Er war auf dem Nachhauseweg. Aber er hat angehalten, um mich mitzunehmen.«
    »Aha. Ich nehme an, es handelt sich um Robert Morrow?«
    »Wahrscheinlich. Ich meine, ja. Ich kannte seinen Nachnamen nicht.«
    »Er hat Sie mitgenommen und zurück zur Party gebracht?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und wie lange kennen Sie Mr. Morrow schon?«
    »Ich kenne ihn eigentlich gar nicht. Nicht wirklich. Wir sind uns vor ein paar Jahren einmal begegnet. Seither hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Um ehrlich zu sein, er ist etwas komisch. Er steht auf Gespenster und solchen Kram. Verbringt seine Zeit in Spukhäusern.«
    »Das ist mir bekannt.«
    »Ach so. Klar. Verstehe.«
    »Es gibt nichts, was es nicht gibt.«
    »Sieht so aus.«
    »Also, Sie und Mr. Morrow waren eine Weile weg.«
    »Ich schätze schon.«
    »Was haben Sie gemacht? Gespenster gejagt?«
    »Ha. Nein. Ich bin davongestürmt. Ich war sauer. Betrunken. Ich hatte vor, ins nächste Städtchen, Dorf, was auch immer zu laufen. Um ein Taxi zu rufen.«
    »Taxis sind spärlich gesät in der Gegend.«
    »Das habe ich auch gemerkt. Sobald ich etwas nüchterner wurde, bin ich mir ziemlich blöd vorgekommen. Es war saukalt.«
    »Und da kommt Robert Morrow vorbei …«
    »Ja. Er sieht mich …«
    »… den Weg entlangtorkeln und hält Sie für einen Geist …«
    »Haha, ja. Er hält an. Ich steige ein. Wir reden.«
    »Über?«
    »Die Liebe. Das Leben. Ich erzähle ihm von der Sache mit Sara, wie sie mit Mark getanzt hat. Bob überredet mich, zur Party zurückzugehen. Mit ihr zu reden.«
    Holloway musterte ihn, während er auf den Bonbons herumkaute.
    Er sagte: »Passen Sie auf, Nathan. Sie müssen sich vermutlich keine Sorgen machen. Ich versuche nur, die zeitliche Abfolge zu rekonstruieren. Bei einer so großen Party ist das schwierig. Im wirklichen Leben ist es eben nicht wie bei Inspector Morse . Die Leute betrinken sich, nehmen Drogen, schlafen mit Leuten, mit denen sie nicht schlafen sollten. Die Leute wissen nicht mehr genau, was wann passiert ist. Sie schämen sich für ihr Verhalten, wollen nicht darüber sprechen. Sie lügen, tun so, als hätten sie einen Filmriss. Deshalb unterscheiden sich die Aussagen voneinander – was wann passiert ist, mit wem, um wie viel Uhr. Das liegt in der Natur der Dinge. Es ist mir egal, was Sie in dem Auto mit Robert Morrow gemacht haben. Es ist mir egal, ob Sie Drogen genommen haben, Sex hatten …«
    »Drogen«, sagte Nathan schnell. »Kokain. Wir hatten ein paar Lines Kokain.«
    »Schön für Sie. Ich muss nur wissen, wann genau Sie es genommen haben …«
    »Für die zeitliche Abfolge.«
    »Goldrichtig. Also, Sie und Bob sitzen im Auto. Reden über die Liebe und das Leben. Sie ziehen sich ein bisschen Schnee rein.«
    »Ziemlich viel, um ehrlich zu sein.«
    »Sie ziehen sich ziemlich viel Schnee rein. Bob sagt, mach das nicht, verlass deine Traumfrau nicht einfach so. Oder so was Ähnliches, und …«
    »Und wir fahren zurück zur Party.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Das weiß ich nicht genau. Ich war

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