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Vergraben

Vergraben

Titel: Vergraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Cross
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Sandwich.«
    »Bitte.«
    »Das letzte Mal ist er mit einem nassen Fleck auf der Hose von der Toilette zurückgekommen. Ich hätte fast gekotzt .«
    »Ich verstehe dich. Wirklich.«
    »Und er fasst mein Knie an.«
    »Ich weiß .«
    »Was ist bloß in dich gefahren, dass du ja gesagt hast?«
    »Er hat mich ganz hinterhältig in die Falle gelockt.«
    Amrita nahm demonstrativ noch einen Bissen von ihrem Schinkensandwich und sagte: »Du bist nicht gerade top in Form, oder?«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Während der ganzen Besprechung hast du so dagesessen …«
    Sie machte ein verträumtes Gesicht und rollte den Kopf langsam über die Schultern.
    »… als wärst du ganz woanders. Du hast etwa zehn Minuten gebraucht, um eine Frage zu beantworten. Und du hast Justin einen Lügner genannt.«
    »Hab ich nicht.«
    »Aber so gut wie.«
    »Er ist ein Lügner.«
    Amrita schlug die Beine übereinander und wischte ein paar Krümel weg. »Tut mir leid, Pech für dich. Ich bin beschäftigt.«
    »Bitte.«
    »Nein.«
    »Bitte, bitte.«
    »Nein.«
    »Bi-«
    »Nein.«
    Sie wandte sich mit dem Sandwich in der Hand wieder ihrer Tipparbeit zu.
    Nathan fragte sich, wie lange Justin ihn diesmal festhalten würde. Zweieinhalb Stunden waren so ungefähr Durchschnitt. Aber Justin war verärgert, also würde es vermutlich länger dauern.

    Am Mittwochabend traf er sich mit Holly in einer blaubeleuchteten Cocktailbar zum Aperitif.
    Nathan hatte nicht gewusst, was er anziehen sollte. Schließlich hatte er Amrita um Rat gebeten, und sie hatten sich nach der Marketingbesprechung rausgeschlichen, um Schuhe und ein, wie sie es nannte, hippes Hemd für ihn zu kaufen.
    Holly saß auf einem verchromten Barhocker und rührte in ihrem Drink herum, der auf der leuchtenden Glastheke stand. Sie trug ein kleines Schwarzes. Er setzte sich neben sie.
    »Hallo.«
    Er war sich nicht sicher, ob er sie auf die Wange küssen sollte. Zum Glück schaute sie gleich wieder auf ihren Drink und rührte mit einem Plastikstäbchen weiter darin herum.
    »Wartest du schon lange?«, fragte Nathan.
    Als sie »ich glaube nicht« sagte, wusste er, dass etwas nicht stimmte.
    Er legte seinen Mantel zusammengefaltet auf den leeren Hocker neben sich und bestellte eine Margarita.
    »Tut mir echt leid. Ich komme immer zu früh. Das hab ich von meinem Dad. Er hat so einen Pünktlichkeitsfimmel.«
    »Geht’s dir gut? Willst du auch noch was trinken?«, fragte Nathan.
    »Nein danke, vielleicht später. Mir geht’s gut.«
    Er merkte, dass das nicht ihr erster Drink an dem Abend war.
    »Hm, also das ist echt komisch«, sagte er.
    Sie sah ihn mit einem Gesichtsausdruck an, den Nathan normalerweise nicht hätte verstehen können. Aber er verstand ihn ganz genau.
    »Was ist komisch?«
    »Ich war noch nie mit meiner Immobilienmaklerin was trinken.«
    Sie lächelte, aber es lag etwas Pflichtbewusstes und Müdes in ihrem Lächeln.
    Sie sahen zu, wie der Barkeeper Nathans Drink mixte. Nachdem er ihn übertrieben schwungvoll auf der Theke abgestellt hatte, nahm Nathan einen Schluck und sagte dann:
    »Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du wirkst ein wenig …«
    »Es geht mir gut. Wirklich.«
    »Hattest du einen schweren Tag?«
    Sie streckte die Hand aus und streichelte ihm über den Handrücken, als hätte er eine kindische Frage gestellt.
    »Das ist es nicht.«
    Er nahm noch einen Schluck. Er wünschte, er hätte einen Gin Tonic bestellt.
    »Du kannst es mir erzählen, wenn du möchtest.«
    »Kann ich eine Zigarette haben?«
    »Das darfst du mich nicht fragen. Du hast aufgehört .«
    »Komm schon. Nur eine.«
    Er legte das Päckchen auf den Tresen.
    »Nimm so viele du willst. Aber ich biete dir keine an.«
    Sie nahm sich eine Zigarette und schob sich eine widerspenstige Locke hinters Ohr. Sie legte den Kopf schief, als sie sie anzündete, und stieß den Rauch mit tiefer, bittersüßer Befriedigung aus.
    »Hör zu …«
    »Was?«
    »Ich mache so was normalerweise nicht.«
    » Was machst du normalerweise nicht?«
    Er grinste, als sei er verzweifelt. Aber in Wirklichkeit hatte er Angst.
    Sie sagte: »Ich finde dich echt nett …«
    »Weil du mich noch nicht kennst.«
    Sie schmunzelte, und dann traten ihr Tränen in die Augen. Sie zog noch einmal an der Zigarette.
    Nathan wusste nicht, was er mit seinen Händen anfangen sollte. Er legte sie flach auf den Tresen.
    »Es ist einfach schwierig im Moment«, sagte sie. »Zu einem anderen Zeitpunkt …«
    »Wieso? Bist du verheiratet, oder

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