Vergraben
geraten.
Aber er musste in ihrer Nähe sein. Manchmal redete er sich ein, dass ein gequältes, entschuldigendes Lächeln sie überzeugen würde und sie dann gar nicht mehr anders könnte, als seine gute Absicht zu sehen.
Aber er fürchtete, sie könnte das Gesicht des Gargoyles sehen, der unter seinem eigenen hervorlugte – das Monster, dessen Augen er manchmal sah, während er sich rasierte.
Er lag im weichen Lichtschein in seinem Schlafzimmer, malte Muster in die Unregelmäßigkeiten der Zimmerdecke und dachte darüber nach, ihr nach Hause zu folgen.
Er verwarf die Idee als undurchführbar.
Dann dachte er noch einmal darüber nach.
Irgendwann schlief er unter den hellen, elektrischen Lampen ein. Jede Nacht hatte er denselben Traum. In dem Traum war er Bob. Er stand in der dunklen Ecke eines Zimmers, das er als Hollys Zimmer erkannte. In dem Traum schlief sie – eine Gestalt unter der Bettdecke, die Nathan nicht sehen wollte.
Am nächsten Morgen, als er wieder einmal sein Erbrochenes vom Badezimmerboden aufwischte, kam Nathan eine Idee, wie er sie finden konnte. Er ging zur Kommode und öffnete die unterste Schublade.
Er holte verschiedene Ordner und Dokumente heraus, die er im Laufe der Jahre von der Arbeit mit nach Hause genommen hatte; darunter auch einige von Justins Papieren, die er heimlich mitgenommen und kopiert hatte, um sich rechtlich vor den Auswirkungen der einen oder anderen Schweinerei schützen zu können. Unter den Dokumenten lagen mehrere gesammelte Zeitungsausschnitte: die Artikel, die zum vierten Jahrestag von Elises Verschwinden erschienen waren.
Zwei dieser Artikel enthielten ähnlich lautende Sätze.
Im Telegraph stand:
Die Elise-Fox-Stiftung, die June aus dem Haus der Familie in Sutton Down leitet …
Und in der Lokalpresse:
Die Stiftung wird aus einem leer stehenden Zimmer in dem Haus in Sutton Down geleitet, wo Elise geboren wurde …
Nathan starrte auf die Artikel, als seien sie uralt – antiquarische Texte, die hinter einem blinden Spiegel entdeckt worden waren. Dann legte er sie behutsam zurück in ihre Mappe, und die Mappe zurück in die Schublade. Er schob die Schublade zu, und obwohl er weder angezogen noch rasiert war und wieder einmal zu spät zur Arbeit kommen würde, suchte er das Telefonbuch. Es lag zusammen mit verstaubten Gelben Seiten in dem Schränkchen, in dem sich seine Strom- und Gaszähler befanden.
Es gab mehrere Fox’ im Telefonbuch von 2001, aber keine in Sutton Down. Er legte das Buch weg.
Die Sammlung von Telefonbüchern und Gelben Seiten des Vormieters lag etwas feucht und mit Spinnweben überzogen in einer hinteren Schrankecke. Nathan zog eins heraus. Es war sechs Jahre alt, stammte also aus einer Zeit, als die Fox’ seines Wissens keinen Grund gehabt hatten, sich aus der öffentlichen Liste streichen zu lassen. Er blätterte es durch. Und da war sie.
Er holte sein Handy. Er speicherte die Nummer und die Adresse unter H.
Dann legte er die Telefonbücher zurück in die Schrankecke. Er hatte das Gefühl, jede seiner Handlungen, die mit Holly Fox zu tun hatte, vertuschen zu müssen.
Er stellte sich vor, wie Kommissar William Holloway sich hinhockte, um in das niedere, muffige Schränkchen zu spähen, wie er das Telefonbuch fand, merkte, dass der Knick im Rücken auf ihre Nummer hindeutete, dass Nathans Fingerabdrücke in feuchter Druckerschwärze auf Elises Adresse zurückgeblieben waren.
Bei dem Gedanken wurde ihm schwindlig. Er setzte sich und rief bei der Arbeit an, um zu sagen, dass er ein weiteres Mal zu spät kommen würde.
Er gab keinen Grund an, weil er annahm, dass seine normalerweise tadellose Arbeitszeiterfassung und seine verschenkten Urlaubstage einen gelegentlichen späten Start rechtfertigten. Aber Nathan hatte noch nie gespürt, was es hieß, die Zielscheibe des Büroklatschs zu sein.
Als er auf der Arbeit gerade seine Morgenpost aus dem Verteilerfach der Abteilung nahm, tat Justin so, als wehe er an ihm vorbei, ein Zephyr von Pfefferminz und Whisky und Issey Miyake . Er schlich sich an Nathan heran und murmelte: »Hat sie dich die ganze Nacht wach gehalten?«
Nathan richtete sich auf und setzte zu einer Antwort an. Aber er spürte, dass die ganze Abteilung ihn anstarrte. Alle hoben die Köpfe von ihren Schreibtischen wie Wild an einer Wasserstelle.
Er sagte: »Ach, halt doch die Fresse, Justin«, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte in sein Büro. Er blieb auf der Schwelle stehen und knallte dann mit voller
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