Vergraben
lass dich umarmen.«
Er und Jacki umarmten sich. Der Tisch klatschte und kreischte und pfiff. Er überreichte ihr den Strauß, dann ging er um die Tafel herum und begrüßte alle. Er setzte sich neben Holly. Sie drückte sein Knie.
»Alles klar?«
»Ja, super.«
»Du siehst blass aus.«
»Ich musste mich irre beeilen. Viel los bei der Arbeit, krass viel Verkehr. Das Taxi kam zu spät.«
»Egal«, meinte Jacki. »Willst du ihn uns nicht vorstellen ?«
Holly drückte Nathans Hand flach auf den Tisch. »Also, hört alle mal her, das ist Nathan.«
Er hob schwach die Hand wie ein exzentrischer, kränkelnder Monarch. Darauf folgte noch mehr Klatschen und Kreischen.
Er nahm nur Jacki wahr. Sie war ziemlich klein – kleiner als er gedacht hätte, dass Polizistinnen sein durften. Glattes, dunkles Haar, praktischer Schnitt, hinter die Ohren gekämmt.
Sie sagte: »Wir haben schon viel von dir gehört.«
»Hoffentlich nicht nur Schlechtes.«
»Nein, nicht nur«, sagte der Mann, Martin.
(Alle lachten, als hätte er eine gewagte Anspielung gemacht.)
Holly drückte Nathans Hand. Es war eine Frage. Er drückte eine Antwort zurück: Wirklich, es geht mir gut.
Er fürchtete sich vor dem Blitz des Wiedererkennens in Jackis Augen. Dass sie die Gabel klappernd auf den weißen Tellerrand fallen ließe und es am ganzen Tisch still würde und Köpfe sich drehten und dann alles zu Ende wäre.
Nathan zwang sich, die Vorspeise zu essen und stürzte dann ein Glas Wein hinterher. Steph beugte sich über den Tisch, um ihm nachzuschenken. Er dankte ihr. Er spürte den Wein kalt im Magen. Er brauchte dringend eine Zigarette, aber niemand rauchte.
Endlich kam ein Kellner, um den ersten Gang abzuräumen. Jacki holte ein Päckchen Silk Cut aus ihrer Tasche und ließ es wie einen Stapel Spielkarten auf den Tisch fallen. Erleichtert griff Nathan in seine eigene Tasche.
Jacki sah sich am Tisch um. »Raucht sonst niemand?«
Als sie aufstand, nahm sie Nathan an der Hand.
»Dann ist das ja die perfekte Gelegenheit für ein paar warnende Worte an den Bräutigam.«
Nathan ließ sich nach draußen zerren. Martin machte einen lauten und einfallslosen Witz über Handschellen und widerstandslose Festnahme. Nathan warf einen flehenden Blick über die Schulter. Der Tisch lachte.
Draußen stellten Nathan und Jacki sich unter eine Straßenlaterne. Nieselregen schwirrte wie Mücken im gelben Lichtschein.
Jacki zündete sich eine Silk Cut an, hielt ihm das Päckchen hin. Er lehnte dankend ab, nahm eine seiner eigenen Zigaretten.
Sie stieß eine lange Rauchfahne aus und fragte: »Sie hat keinen Schimmer, oder?«
Ein Auto fuhr vorbei. Nathan sah ihm nach.
»Nein.«
»Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
»Ich wusste es nicht.«
»Haha.«
»Sie hat es nie erwähnt. Und als sie es mir dann irgendwann gesagt hat, war es zu spät.«
»Du musst es ihr sagen.«
»Was soll ich ihr sagen? Dass ich zusammen mit einer Million anderen Leuten auf derselben Party war wie ihre Schwester?«
»In der Nacht, in der sie verschwunden ist, ja. Und dass du den Verdächtigen kennst.«
»Es war seine Party. Ich war sein Angestellter. Ich habe ihn gehasst wie die Pest. Und er wurde nicht einmal angeklagt .«
Sie schwiegen und traten zur Seite, um ein Pärchen vorbeizulassen, das eng aneinandergeschmiegt und mit gesenkten Köpfen durch den Regen ging.
»Sie hat ein Recht, es zu erfahren.«
»Es würde ihr das Herz brechen.«
Jacki funkelte ihn herausfordernd an.
»Meine Güte«, sagte Nathan, »glaub mir, sie ist glücklich. Das ist doch die Hauptsache.«
»Ja«, antwortete Jacki. »Schon klar.«
»Ich weiß, dass du dich um sie sorgst.«
»Ich kenne sie, seit sie elf war. Natürlich sorge ich mich um sie!«
»Okay, ich kenne sie noch nicht so lange wie du. Aber um Himmels willen. Bitte. Jetzt sei nicht so.«
»O Mann«, sagte Jacki und schüttelte den Kopf.
»Komm schon«, drängte Nathan. »Bitte.«
Jacki verzog das Gesicht. Er dachte, sie würde gleich ausspucken. Sie warf ihre Kippe weg und sah zu, wie sie in der Abflussrinne hin- und hertanzte.
»Ich hatte Holly jahrelang nicht gesehen, nachdem wir zusammen in der Schule waren. Aber sie ist zu mir gekommen, als Elise nicht nach Hause kam. Sie ist zu mir gekommen, weil wir Freundinnen waren. Ich habe ihr etwas versprochen. Verstehst du das?«
»Natürlich. Natürlich verstehe ich das.«
»Ich lasse nicht zu, dass du ihr wehtust.«
»Das habe ich auch nicht vor.«
»Wenn du nicht ehrlich
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