Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vergraben

Vergraben

Titel: Vergraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Cross
Vom Netzwerk:
musste eine Pause machen. »Und ich kann spüren, wie sie ungeduldig darauf wartet, dass wir endlich anfangen zu tanzen. Spätestens jetzt würde sie ihre Kitten Heels gegen ihre Doc Martens tauschen wollen. Deshalb bitte ich euch aufzustehen und eure Gläser zu erheben. Bitte trinkt mit mir auf meine liebe Schwester – Elise.«
    Zweihundert Leute standen auf und erhoben die Gläser. Sie sagten laut ihren Namen, und es klang wie der Ozean.
    Als erstes tanzten sie zu Van Morrisons »Brown Eyed Girl.«
    Später hoffte Nathan, dass niemand ihn auf der Toilette schluchzen hörte.

    In einem Hotelzimmer auf Barbados entkleidete er sie zum ersten Mal. Nathan hatte seit fünf Jahren keinen Sex mehr gehabt. Er und Holly hatten noch nie im selben Bett geschlafen.
    Er erwachte in der tropischen Nacht und sah, dass sie sich auf einen Ellbogen gestützt hatte und ihn in der Dunkelheit mit undurchdringlicher Miene ansah.
    »Was?«, fragte er.
    »Du weißt schon.«
    Er küsste ihren weichen Bauch.
    »Ich dich auch.«
    Sie fuhr mit einem Zeigefinger durch sein vom Schlaf zerzaustes Haar.
    Er legte einen Arm um ihre warme, nackte Taille.
    Sie schloss die Augen und schlief lächelnd ein.
    Sie blieben vierzehn Tage lang.

22
    Selbstverständlich suchte Holly das Haus aus.
    Sie führte ihn durch ein feuchtes, viktorianisches Gemäuer mit abblätternden Blümchentapeten und pries sein Potenzial. Er tat so, als könne er es sich vorstellen, aber er machte sich Sorgen wegen des letzten Mieters. Der alte Mann, der in dem Haus gewohnt hatte, war in einem Altersheim gestorben, hatte aber zuvor an einer sehr einsamen Demenz gelitten. Seine Nachbarn hatten ihn im Hinterzimmer hausend gefunden, halb verhungert. Nathan zuckte bei dem Gedanken daran zusammen, aber Holly lachte, hakte sich bei ihm unter und sagte, er solle nicht albern sein – schließlich war das einer der Gründe, weshalb das Haus ein solches Schnäppchen war.
    Mit einem Blick zur vergilbten Decke fragte er: »Bist du sicher ?«
    Sie war sich sicher.
    Holly stellte den Architekten ein und Holly stellte die Bauarbeiter ein und Holly stellte den Bauleiter ein. Nathan besuchte das unfertige Haus nur zwei, drei Mal. Jedes Mal schien es in einem noch schlechteren, nicht besseren, Zustand zu sein, angefüllt mit herausgerissenen Dielenbrettern, hageren Männern in farbverschmierten Jeans und Teetassen. Er beschloss, dass das Haus ihm viel zu viele Sorgen bereitete, und ging nicht mehr hin. Holly lernte, ihm erst dann von Rückschlägen und Erschwernissen zu erzählen, wenn sie behoben waren.

    Der Großteil der Möbel war eine Woche vor der Hochzeit ins Haus gebracht worden. Nathan verlebte eine seltsame Übergangswoche in seiner fast leeren Wohnung über der Kindertagesstätte, saß auf seinem letzten Stuhl und sah fern.
    Er hatte sich gefragt, ob vielleicht ein Hauch von Elise – der Teil von ihr, den er mit sich herumgetragen hatte – hier in dieser Wohnung gefangen sein könnte wie ein Nachtfalter in einem Einmachglas. Sie wäre eine Art Aroma in der Atmosphäre, bemerkt, aber nicht weiter beachtet von den Nachmietern – bis sie verdunstete wie ein Spritzer Parfüm auf einer menschlichen Kehle.

    June hatte alles so organisiert, dass das Haus bezugsfertig war, als sie aus den Flitterwochen zurückkehrten. Sie fanden Kleidung in den Schränken, Besteck in den Schubladen, Waschpulver im Kästchen und Fairy Ultra neben der Spüle. Auf dem Esstisch standen Blumen neben einer Willkommen-zu-Hause-Karte. Nathan untersuchte die Rückseite der Karte, um nachzusehen, welcher von Hermes’ Konkurrenten sie hergestellt hatte.
    Er stellte seinen Koffer neben dem frisch bezogenen Bett ab, in dem noch nie jemand geschlafen hatte, und meinte: »Es ist so komisch .«
    Holly trug noch immer Urlaubsshorts.
    »Na ja, von nun an ist das unser Leben. Also gewöhnen wir uns besser dran.«
    Er befühlte das Bett mit einer Hand.
    »Sollen wir es ausprobieren?«
    Sie probierten es aus. Sie probierten auch die anderen Zimmer aus und das Bad und das Wohnzimmer. Er vögelte sie auf den Fensterbrettern und auf der Treppe. Jedes Mal ging es schnell. Er packte ihr Haar mit einer Hand, woraufhin sie den Rücken durchbog und sich ihm entgegen stieß, und er konnte sich nicht mehr zurückhalten.
    Es schien ihr nichts auszumachen. Danach lief sie immer barfuß, halb nackt und lachend herum und fuhr sich mit den Händen durch die aufgelöste Frisur, während ein Spermatröpfchen in ihrem Schamhaar

Weitere Kostenlose Bücher